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PILE-UP
DXpedition
Funkamateure auf Kap Verde
Helmut van Edig, DL3KBQ
und Dipol fand sich indessen weit und
breit kein Aufhängepunkt. Also nahm
Helmut Verhandlungen mit Arbeitern ei-
ner in der Nähe liegenden Baustelle auf,
und am nächsten Morgen rückten drei
tüchtige Maurer mit einem 6-m-Eisen-
rohr und Zement an. Innerhalb von drei
Stunden stand ein Mast, an dem die
G5RV befestigt werden konnte. Als sich
im Laufe der folgenden Tage ein zusätzli-
cher Stützmast als notwendig erwies,
wurde das Problem auf dieselbe Weise
und mit derselben Schnelligkeit erledigt.
Wir engagierten einen arbeitslosen Insu-
laner mit Erfahrungen im Wachdienst,
um die Tuner, Kabel und Teleskopmas-
ten, die sich außerhalb der Hoteleinfrie-
dung befanden, gegen unerwünschte Zu-
griffe nächtlicher Besucher zu sichern.
Am folgenden Tag lief der Funkbetrieb be-
reits auf vollen Touren. Es waren drei IC-
706MKIIG, ein IC-7000 und ein Yaesu
FT-817 im Einsatz. Trotz Filter ließen sich
bei der räumlichen Enge der Antennen
gegenseitige Beeinträchtigungen nicht
vermeiden.
Gerd Trewler, DG3KAF, teilte sich mit
DL1COP eine Station. Maximilian Neu-
bert, DL4PU, stellte den beiden OMs sein
selbst gebautes Interface für digitale Be-
triebsarten zur Verfügung. „Da wir beide
keine Erfahrung mit digitalen Betriebsar-
ten hatten, steckten wir die Köpfe zusam-
men, und bald ging der erste CQ-Ruf in
RTTY raus. Die Makros stimmten aber
noch nicht so ganz und mussten ange-
passt werden“, so Holger, DL1COP.
Gemeinsam und in echtem Ham-Spirit ei-
nigten sich die Teilnehmer auf einen Plan
Die DXpedition der Funkamateure aus Bonn und Potsdam auf
die Insel Sal in Kap Verde war trotz ungünstiger Bedingungen
für die Mitglieder des Teams ein Erfolg. Besonders für die Teil-
nehmer mit wenig DXpeditions-Erfahrung war die Reise auf die
Insel ein lehrreiches Abenteuer.
Die Antragsformulare mussten auf Portu-
giesisch entworfen und ausgefüllt wer-
den. Nach vielen Mails, Telefonge-
sprächen und einigen Wochen Geduld,
traf endlich im Februar eine Mail der
Agência Nacional de Comunicações
(ANAC) ein, der die ersehnten Lizenzen
als Anlage beigefügt waren.
Über Google-Earth hatte die Gruppe das
Hotel auf der Insel Sal gefunden, welches
am ehesten für Amateurfunkzwecke ge-
eignet schien. Telefonisch wurde mit der
Hotelleitung abgesprochen, welche Zim-
mer für die DXpedition bereitgehalten
werden sollten. Am 11. März nahmen
die DXpeditionäre erstmalig die Stätte ih-
res Wirkens in Augenschein. Vor dem Ho-
tel fand sich die erhoffte freie Fläche für
den Aufbau der Antennen. Probleme be-
reitete die Zuführung von Koaxial- und
Steuerkabeln, da zwischen dem Hotel
und der freien Fläche die Zufahrt zum
Hotel lag.
Dank der Kooperationsbereitschaft der
Hotelleitung, konnten wir jedoch den
rückwärtigen Teil der Zufahrt mit einem
Steinwall absperren und dahinter unge-
stört unsere Leitungen verlegen. Damit
war den Betreibern der Vertikalantennen
geholfen. Für die Nutzer von Langdraht
Das Team um die
DXpeditionäre aus
den Ortsverbänden
Bonn und Potsdam
vor dem Hotel
Sobrado auf der
Insel Sal
olger Adler, DL1COP, schildert
so den Beginn der DXpedition
in die Kapverden (D4): „Ja, da
saß ich nun auf D4, und eine dicke Er-
kältung hatte mir die Stimme verschla-
gen.“ Mit gut gefüllten Logbüchern ka-
men er und eine Gruppe von Funk-
amateuren aus Bonn und Potsdam von
einer zweiwöchigen Reise zurück. Die
Idee für die DXpedition wurde im Club
des OV G03 geboren. Helmut van Edig,
DL3KBQ, übernahm es, die D4-Lizen-
zen zu besorgen, nicht ahnend, welche
Sisyphusarbeit ihm bevorstand.
Die Insel Sal ist
wüstenähnlich, und
Bäume sind dort
eher die Ausnahme.
Die Funkamateure
mit Langdraht und
Dipol stellte das
vor schwierige
Aufgaben, sie
fanden weit und
breit keinen
Aufhängepunkt
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CQ DL 6-2009
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PILE-UP
für Primär- und Sekundärnutzung, durch
den alle zu ihrem Recht kamen. Es zeigte
sich auch, dass die Vertikalantennen, mit
denen hauptsächlich gearbeitet wurde,
recht akzeptable Ergebnisse brachten,
während sich Drahtantennen (G5RV,
Langdraht) wegen der besonderen Bo-
denbeschaffenheit, den vielen Freileitun-
gen und anderer elektromagnetischer
Phänomene als sehr störanfällig erwiesen.
Im Schichtdienst und praktisch rund um
die Uhr, versuchten wir das Pile-Up zu
bewältigen, das uns vom ersten bis zum
letzten Tag des zweiwöchigen Aufenthal-
tes in Atem hielt.
Holger, der noch wenig Erfahrung als DX-
peditionär hatte, war vom Ansturm über-
rascht: „Nach den ersten QSOs brach ein
wenig Chaos aus. Mit diesem Ansturm
hatte ich dann doch nicht gerechnet. Eine
nachträgliche Auswertung der DX-Spots
ergab auch entsprechende kritische Be-
merkungen. Aber irgendwann hat jeder
mal angefangen, und auf dieser Seite des
Pile-Up zu sitzen, das muss man erst mal
mitgemacht haben.“
Trotz bescheidener Ausrüstung konnte
die DXpedition alle Amateurfunkbänder
und Betriebsarten bedienen, insbesonde-
re auch RTTY, PSK31 und PSK63 sowie
SSTV. Nebenbei wurde auch die Betriebs-
art Hell (Feldhell) in die Luft gebracht, in
der knapp 100 QSOs verzeichnet wur-
den. Die meisten QSOs wurden indessen
in CW und SSB geführt.
Trotz der ungünstigen Ausbreitungsbe-
dingungen und den relativ geringen Leis-
tungen aller Stationen (max. 100 W PEP)
gelangen letztlich Verbindungen mit allen
Kontinenten. Am Ende wiesen die Log-
bücher insgesamt knapp 15000 QSOs
auf. Den Löwenanteil schafften hierbei
Franz Brechtken, DL3PS, und Jürgen
Borsdorf, DJ2VO, als erfahrene DXpedi-
tionäre mit jeweils ca. 5000 Verbindun-
gen. Das Gesamtergebnis zeigt, dass man
auch mit 100 W und einfachen Antennen
vielen Op ein neues Land oder Band bie-
ten kann.
Auch für Holger war die DXpedition ein
Erfolg: „Mit jedem QSO wurde ich siche-
rer, und das Abarbeiten der Gesprächs-
partner aus aller Welt wurde durch Split-
Betrieb zu einem Vergnügen. Mit jedem
neuen Land kam Euphorie auf. Insbeson-
dere den Funkamateuren aus Nordameri-
ka muss ich ein Kompliment aussprechen,
diese arbeiteten sehr diszipliniert. Man
hatte offensichtlich den Anfänger er-
kannt.“
Die Teilnehmer sammelten sehr gute Er-
innerungen bei dieser gelungenen DXpe-
dition. Alle haben sich gut verstanden
und gegenseitig unterstützt. Die Umwelt
bot ideale Bedingungen. Freundlichkeit
und Hilfsbereitschaft kennzeichnen die
Bewohner von Sal, und für Liebhaber des
Meeres und seiner Fauna – ob im Wasser
oder auf dem Teller – ist die Insel ein Pa-
radies. Unser Hotel Sobrado war wegen
des Entgegenkommens der Hotelleitung,
aber auch wegen der Freundlichkeit des
Personals und des durchaus akzeptablen
Standards die beste nur denkbare Unter-
bringung für die Funkamateure.
Der langjährigen Partnerschaft zwischen
den Ortsverbänden Bonn und Potsdam
hat das gemeinsame Unternehmen neue
Impulse verliehen. Ob mit unserer DXpe-
dition der Durchbruch geschafft ist und
die Kapverden für Funkamateure wieder
zugänglicher geworden sind, ist noch of-
fen. Mit einem Interview im kapverdi-
schen Fernsehen, das auf Initiative der
Gruppe zustande kam, haben wir so gut
wie möglich für den Amateurfunk auf
den Kapverden geworben.
Nach unserer Reise erhielten wir aber ei-
ne traurige Nachricht. Unser Weggefährte
und guter Freund Franz Brechtken,
DL3PS, legte die Taste für immer aus der
Hand. Er wird uns nicht nur auf den
nächsten Reisen fehlen.
dränge auf 20 m viel schlimmer zu sein,
als im vergangenen Jahr. QRM ohne Ende
und keine freie Frequenz machten es zeit-
weise unmöglich, leisere Stationen ins
Log zu bekommen. Schon vor Halbzeit
war klar, dass ein neuer Rekord kaum zu
erreichen war, es sei denn, ein Wunder
würde passieren, doch das geschah nicht!
Am zweiten Tag waren die Bedingungen
zwar etwas besser, aber das Gedränge lei-
der nicht. Ein richtig genialer Run nach
USA, als in Europa so langsam das Licht
und damit auch die Bedingungen ausgin-
gen, konnte das Ergebnis zwar nicht ret-
ten, aber dennoch ein breites Grinsen in
mein Gesicht zaubern. Am Ende konnte
ich geradeso nach 36 anstrengenden
Stunden die QSO-Nummer 4015 ausge-
ben und 14,8 Millionen Punkte einbu-
chen. Das liegt zwar deutlich unter dem
selbst gesteckten Ziel, aber Spaß hat es
trotzdem gemacht. Vielleicht klappt es ja
nächstes Jahr, wenn es die Sonne mal
wieder etwas besser mit uns meint.
Der K3 hat hervorragende Dienste geleis-
tet und macht sich mit seinen knapp 5 kg
im (Hand-)Gepäck deutlich besser, als
mein alter FT-1000 Mark-V.
Dass CT3 noch nicht völlig erschlagen zu
sein scheint, zeigen die direkt eingegan-
genen QSL-Karten, die schon vor meiner
Heimkehr nach Frankfurt angekommen
waren. Neben Sightseeing und Contest-
vorbereitung sind immerhin noch 1200
QSOs ins CT3/DF7ZS-Log gewandert,
die bereits alle druckbereit auf dem Glo-
balQSL-Server liegen und automatisch
über das Büro auf die Reise gehen.
Danke an alle Anrufer und ganz beson-
ders an Walter Skudlarek, DJ6QT, dass
ich erneut seine Station in Santana nut-
zen durfte. See you in the Pile-Up again!
CS9L aka DF7ZS. Helmut Müller, DF7ZS
Für seine
Madeira-Aktivität
nutzte DF7ZS die
Station von Walter
Skudlarek, DJ6QT,
in Santana
Beiträge für
„Pile-Up“ an:
Andreas Hahn, DL7ZZ
Tegtkamp 13
31319 Sehnde
dl7zz@darc .de
CS9L im WPX SSB
Es war mein vierter Trip nach Madeira.
Ich habe zweimal von dort aus mit der
DJ6QT/CT9L-Crew am CQWW SSB teil-
genommen, und vergangenes Jahr im
WPX SSB mein persönliches Contest-
Highlight erlebt. Mit 4200 QSOs und 16
Millionen Punkten hatte es 2008 zum
Weltsieg in der Single/Op-TB/Wire Klas-
se gereicht, und sogar ein neuer Weltre-
kord konnte verbucht werden. Walter
hatte seinem Standort in Santana nun
auch noch einen Zwei-El.-Beam für 40 m
spendiert, was bei mir sofort die Idee
weckte, mit Richtantenne statt vertikal
auf das 2008er Ergebnis noch mal richtig
was draufzupacken. Im Vorfeld wurden
Logs analysiert, Planungen gemacht, Aus-
breitungsbedingungen studiert und sogar
ein neuer K3 angeschafft.
Das neue Call sollte gerade im WPX noch
ein paar Prozent bringen. Alles stand auf
„GO“ für ein neues, noch größeres Ziel.
Leider waren die Ausbreitungsbedingun-
gen dieses Jahr alles andere als gut. Am
ersten Tag wollten sich kaum vernünftige
Runs einstellen, und wegen der spärli-
chen Öffnungen auf 15 m schien das Ge-
Die portugiesische
Insel Madeira liegt
etwa 700 km
westlich der marok-
kanischen Küste im
Atlantischen Ozean
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CQ DL 6-2009
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