Eisenbahn Journal - Special 1991_08 - Eisenbahnen im Moseltal (II).pdf

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- I
special
[Eisenbahnen im Moseltal 11
von Udo Kandler
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Eine Bahnfahrt
entlang der Mosel
Aus der Sicht der Bahnfahrenden gibt nach-
stehender Auszug einer zeitgenössischen
Reisebeschreibung viel Wissenswertes
beiderseits der Moselbahn wieder. Nieder-
geschrieben wurden die Zeilen zu Beginn
unseresJahrhunderts -zu einemZeitpunkt,
als die Eisenbahn noch das dominierende
Verkehrsmittel darstellte.
B ei Sierck ist die Mosel ... einge-
brücke, sondern nur durch eine große Stra-
ßenbrücke verknüpft. Beim Ausgange von
Nennig steht rechts das Schoß Bübingen,
weiterhin rechts Schloß Berg, links das
neue Schloß des Herrn Brasseur und rechts
das alte Schloß Thorn in einem ummauer-
ten Parke.
Dann folgen abermals entlang den mächti-
gen Flußschlingen, die die Mosel zwischen
Palzem und Wormeldingen zeigt, im Wech-
sel Weinberge, Steinbrüche, Getreidefel-
der, darüber Wald. Zwischen Wincherin-
gen und dem luxemburgischen Orte Wor-
meldingen überspannt wieder eine eiserne
Brücke die Mosel. Von jetzt an zeigen die
Häuser der Ortschaften zum Teil schon die
im Rheinischen Schiefergebirge üblichen
Schieferdächer, das Tal einen Wechsel von
Weinbergen, Weide unten, Wald und Fels-
köpfen oben, und in der Mosel bemerkt man
zahlreiche Steindämme, Buhnen, die zu
ihrer Regulierung in sie hineingebaut sind.
Die auf dem Nitteler Berge gelegene Kapel.
le war schon im 15. Jahrhundertvorhanden.
Zwischen Nittel und der folgenden Station
Wellen, wo eine Brücke nach dem luxem-
burgischen Ort Grevenmacher führt, durch-
stößt ein Tunnel einen Vorsprung der
Muschelkalkplatte, denn wir sind bereits in
den über dem Buntsandstein lagernden
Muschelkalk eingetreten, der wie überall,
so auch hier, z.B. am Bahnhof Wellen,
Kalksteinbrüche,Kalkbrennereienund Kalk-
Öfen hervorruft.
Wiesen, Felder, Weinberge und Steinbrü-
che sind auch bezeichnend für die folgende
Strecke, auf der die Bahn über Temmels
(rechts) und Wasserliesch (links) im erwei-
terten Tale Conz zueilt. Auf dem luxembur-
gischen Ufer liegt am rechten Ufer der
Sauer Wasserbillig mit zweitürmiger Kir-
che, großen Fabriken und mächtigen Ei-
senbahnanlagen, als Ausgangspunkt der
Bahnen nach Luxemburg selbst und der
dem Tale der Sauer aufwärts führenden.
Eine Zeitlang führt die Bahn nach Luxem-
burg am linken Moselufer aufwärts und
berührt die industriellen Orte Mertert und
Mauternach, um dann ins Innere des Lan-
des einzutreten.
Bei Wasserliesch mündet unter einer Brük-
ke die Sauer, die mit mehreren Quellarmen
in den Ardennen entspringt und die Jura-
und Triasplatte von Luxemburg in gewun-
denem Tale durchzieht. In der Tat vereinigt
bei Conz und Wasserbillig die Mosel alles
Wasser der umliegende Landschaften, um
dann mit verstärkter Kraft das Rheinische
Schiefergebirge zu durchbrechen.
schnitten, und ihre mächtigen Windun-
gen geben der Landschaft einen pittores-
ken Anstrich. In den unteren Teilen der
Berge liegen mächtige Buntsandsteinbrü-
che, und der rote Sandstein herrscht vor,
auch bei den Bauten, wie bei dem Bahnhof
von Sierck; oben aber bricht man den gel-
ben Kalkstein der Juraplatte, wenigstens
am linken Ufer, und befördert ihn bei Sierck
mittelst einer Drahtseilbahn über die Mosel
nach der Eisenbahn.
Zugleich sind alle geeignet gelegenen frei-
en Stellen der Berggehänge mit Reben
bepflanzt. So macht dieser Durchbruch der
Mosel landschaftlich einen reizvollen Ein-
druck, wozu noch besondere Gebäude wie
der alte Turm gegenüber Perl im luxembur-
gischen Dürmeringen und die alte Burg von
Sierck beitragen. Überhaupt liegt der alte
Ort Sierck mit seiner großen Moselbrücke
und den bedeutenden Resten des alten
Schlosses der lothringischen Herzöge be-
sonders malerisch, enthält auch sehens-
werte alte Häuser, eine Salzquelle und wird
neuerdings als Sommerfrische aufgesucht.
Die letzten lothringischen Orte sind Rüsdorf
und Apach, dann folgt die Grenze der
Rheinprovinz und Luxemburgs in der Wei-
se, daß von nun an bis zur Sauer das linke
Moselufer luxemburgisch, das rechte preu-
ßisch ist.
Die Bahn bleibt dauernd auf dem rechten
Moselufer, auf preußischem Gebiet. Die
erste Station ist Perl, ein am Gehänge der
Buntsandsteinplatte aufwärts sich erstrek-
kender Ort, den merkwürdigerweise die
Franzosen 1870 betreten haben. Noch im-
mer haben die Ortschaften den lothringi-
schen Typus; ihre weißen Mauern und roten
Ziegeldächer gewähren einen freundlichen
Anblick.
Nennig, ein mäßig großer, aber schon im
zehnten Jahrhundert mit Kirche versehener
Ort, liegt günstig an einer Verbreiterung des
Tales auf den Alluvionen der Mosel; in der
Tat haben, wie ein prachtvoller Mosaikfuß-
boden am südlichsten Ende des Fleckens
beweist, schon die Römer die Lage dessel-
ben zu würdigen gewußt. Nennig ist aber
auch Bahnhof für das gegenüberliegende
luxemburgische Städtchen Remich, das
seinerseits mit Luxemburg durch eine Ei-
senbahn verbunden ist. Die beiden Orte
werden jedoch nicht durch eine Eisenbahn-
Bild 3: Vorbei an den herbstlich gefärbten Rebhängen
bei Kattenes schleppen die 151 096 und 114 (beide Bw
Hagen I) mit vereinten Kräften einen 5000-t-Erzzug
westwärts. Foto: U. Kandler
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