Der.Spiegel.2008.51.pdf

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Die Geburt der Deutschen
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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
15. Dezember 2008
Betr.: BND, Thomanerchor, BKA-Gesetz
M it Pathos hatte Kanzler Gerhard Schröder im Bundestagswahlkampf 2002 ver-
sprochen, die Bundesrepublik werde sich weder direkt noch indirekt am Feld-
zug gegen Saddam Hussein beteiligen – doch das Bild eines friedfertigen rot-grünen
Kabinetts bekommt immer mehr Risse, seit der sogenannte BND-Untersuchungsaus-
schuss des Bundestags den Einsatz zweier BND-Agenten während des Irak-Kriegs 2003
beleuchtet. Nachdrücklich versucht Außenminister Frank-Walter Steinmeier, 52, seiner-
zeit Schröders Kanzleramtschef, die Bedeutung
der Agenten für die US-Militärs herunterzuspie-
len und die Verantwortung für deren Arbeit allein
dem BND zuzuschreiben. Der Nachrichtendienst,
so Steinmeier, sei damals angewiesen worden,
keine Informationen weiterzugeben, die der ope-
rativen Kriegführung hätten dienen können.
Die SPIEGEL-Redakteure John Goetz, 46, und
Marcel Rosenbach, 36, fanden in den USA heraus,
dass die deutschen Agenten offenbar nicht
nach dieser Anweisung arbeiteten. Die SPIEGEL-
Leute sprachen mit mehr als 20 hochrangigen Sol-
daten, die am Irak-Krieg teilgenommen hatten, unter ihnen Zwei-Sterne-General a. D.
James Marks, 55, der ehemalige Chefaufklärer für die US-Bodentruppen. Das Ergebnis
war eindeutig: Die Arbeit der BND-Männer hatte erheblichen Einfluss auf operative
Entscheidungen. Holger Stark, 38, überprüfte die vielen Erklärungen, die Steinmeier
und BND-Präsident Ernst Uhrlau, 62, zum Einsatz der Agenten abgegeben haben.
„Steinmeier könnte nun in Bedrängnis kommen“, sagt Rosenbach, „er hatte damals
die Aufsichtspflicht gegenüber dem BND und hätte überprüfen müssen, ob die angeb-
liche Weisung, für die es keinen schriftlichen Beleg gibt, eingehalten wurde“ (Seite 22).
Stark, Goetz, Rosenbach
de vor bald 800 Jahren gegründet und ist weltweit bekannt.
Etliche Eltern stören sich an der offenbar rigiden Erziehung ihrer
Kinder in einem straff und sparsam geführten Internat. Manche
sprechen von „Kasernierung“, andere von einem „Korsett wie in
einem Gefängnis“. Die eher dunkle Seite des Chorlebens soll, wie
SPIEGEL-Redakteur Peter Wensierski, 54, erfuhr, „nach dem
Wunsch der Verantwortlichen lieber im Verborgenen bleiben“.
Kritische Wegbegleiter der Sänger trauten sich kaum, mit ihm zu
sprechen. „Wer am Heiligtum der Stadt kratzt, muss befürchten,
vor Ort zum Außenseiter zu werden“, sagt der SPIEGEL-Mann
(Seite 46).
Wensierski
stören und sich an Journalisten wenden. Bisher konnten sie sich darauf verlassen,
dass die Journalisten ihre Quellen nicht preisgaben; das in der Strafprozessordnung
verankerte Zeugnisverweigerungsrecht sicherte den Quellenschutz. Mit dem neuen
BKA-Gesetz, das Bundestag und Bundesrat nun beschließen wollen, wird dieses
Recht erheblich eingeschränkt. Vom SPIEGEL befragte Chefredakteure und Heraus-
geber wichtiger deutscher Medien sprechen von einem „Anschlag auf die Presse-
freiheit“. Der SPIEGEL teilt diese Einschätzung (Seite 91).
Die nächste SPIEGEL-Ausgabe erscheint wegen der Weihnachtsfeier-
tage bereits am Samstag, dem 20. Dezember.
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
51/2008
5
F ür Leipzig ist der Thomanerchor ein Aushängeschild, er wur-
S kandale und Affären werden häufig offenbar, weil Menschen sich an Verfehlungen
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In diesem Heft
Titel
Die Geburtsstunde Deutschlands – wie
Hermann der Cherusker das Römische Reich
ins Wanken brachte ........................................ 126
Ein Sensationsfund im Westharz zeugt von
einem vergessenen Feldzug der Weltmacht .... 132
BND spionierte für das US-Militär Seite 22
Offiziell nahm Deutschland
am Irak-Krieg 2003 nicht teil,
tatsächlich arbeiteten zwei
BND-Agenten in Bagdad,
während die USA die Stadt
bombardierten. Mehr als 90
ihrer Meldungen gingen ans
US-Kriegshauptquartier, US-
Militärs bezeichnen deren
Wert nun als „unschätzbar“.
Frank-Walter Steinmeier, da-
mals Kanzleramtsminister
und für den BND zuständig,
gerät unter Druck.
Deutschland
Panorama: Deutsche Marine darf Piratenschiffe
versenken / Top-Spion der Russen kassierte
beim BND / Union folgt Kfz-Steuerplänen der
Autoindustrie .................................................... 17
Geheimdienste: Die Berichte zweier
BND-Agenten aus Bagdad waren für die US-
Kriegführung wichtiger als bislang bekannt ...... 22
Interview mit US-General a. D. James Marks
über die Bedeutung der BND-Meldungen ........ 26
Union: Horst Seehofer schießt sich ein auf die
Rolle als Widersacher der Bundeskanzlerin ...... 28
Justiz: Die Bochumer Staatsanwältin Lichting-
hagen, die gegen Ex-Post-Chef Zumwinkel
ermittelt, wird nach Köln versetzt .................... 31
Außenpolitik: Die Sanktionen gegen Iran
beeindrucken Teheran wenig ........................... 32
Innenpolitik: Der Kompromiss der Koalition
zur Visa-Warndatei ist geplatzt ......................... 38
Hessen: Im beginnenden Wahlkampf liefern
sich die Linken einen erbitterten Kleinkrieg
um Geld, Posten und Macht ............................. 40
Sozialdemokraten: Der müde Start des
Parteichefs Franz Müntefering ......................... 42
Korruption: In Deutschland ist es nicht wirksam
verboten, Abgeordnete zu bestechen ............... 44
Institutionen: Eltern kritisieren die harte
Erziehung ihrer Kinder im berühmten
Leipziger Thomanerchor .................................. 46
Tiere: Die Zoos in Berlin und Neumünster
streiten um die Zukunft von Eisbär-Star Knut 50
Bombardierung von Bagdad (2003), Steinmeier
Störfeuer aus München
Seite 28
Im Superwahljahr 2009 droht
der Union interner Zwist. Um
das eigene Profil und das der
CSU zu schärfen, will der
bayerische Ministerpräsident
Horst Seehofer die CDU-Che-
fin Angela Merkel vor sich her
treiben. Sie soll einem zwei-
ten Konjunkturprogramm und
Steuersenkungen zustimmen.
Seehofers Problem: Seine ei-
genen Leute ziehen nicht kon-
sequent mit bei dem harten
Kurs gegen die Kanzlerin. Jetzt
will er sie auf Linie bringen.
Gesellschaft
Szene: Buch über den Erziehungswahn von
Eltern / Neue Warnanlagen für amerikanische
Polizeiwagen .................................................... 55
Eine Meldung und ihre Geschichte – über den
Mann, der mit fünf Kugeln im Kopf überlebte 56
Geld: Als Banker wurde Geraint Anderson
zum Millionär, jetzt zieht er über die
Londoner Finanzszene her ............................... 58
Ortstermin: In Berlin sucht eine Richterin
neue Wege im Kampf
gegen die Jugendkriminalität ........................... 66
Seehofer, Merkel
Mit Vollgas in die Krise Seite 72
In ungeheurem Tempo rauscht die deutsche Industrie in die Krise: Der Absatz bricht
auf breiter Front ein, die Märkte schrumpfen, es droht eine Pleitewelle. Ausgerech-
net ihre Exportstärke macht den Unternehmen jetzt schwer zu schaffen.
Wirtschaft
Trends: Deutsche Börse laviert nach Fusions-
verhandlungen / Bundesmarine kauft zu teuer
ein / Betrugsverdacht gegen Dekra-Mitarbeiter 69
Konjunktur: Wie stark wird der globale
Abschwung den Standort Deutschland treffen? 72
Interview mit Wirtschafts-Nobelpreisträger
Paul Krugman über die Berliner Rettungspläne 74
Ökonomen aus aller Welt bestärken
die Kanzlerin im Nachlegen beim
Konjunkturprogramm ...................................... 76
Chip-Hersteller Qimonda droht das Aus .......... 78
Autobanken rufen nach dem Staat ................... 80
Unternehmen: Interview mit dem
scheidenden Arcandor-Chef Thomas Middelhoff
über die Fehler seines Managements ................ 82
Landwirtschaft: Die Chemie-Industrie läuft
Sturm gegen EU-Pflanzenschutzverordnung .... 88
Thomaner-Eltern begehren auf Seite 46
Der Leipziger Thomanerchor zählt
zu den kulturellen Institutionen des
Landes, 2012 wird er 800 Jahre alt.
Doch nun begehren Eltern der
9- bis 18-jährigen Knaben auf – und
kritisieren öffentlich Erziehungs-
stil und Lebensbedingungen im
Thomaner-Internat. Ihre Kinder sei-
en einem „enormen psychischen
Druck“ ausgesetzt.
Medien
Trends: Das neue BKA-Gesetz entrüstet viele
deutsche Top-Journalisten ................................ 91
Fernsehen: Vorschau / Rückblick ................... 92
Thomanerchor
6
der spiegel
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Presserecht: Die Sexparty des Fia-Chefs
Max Mosley erreicht die deutsche Justiz .......... 94
Neue Medien: Eine Reality-Soap verbindet
Israelis und Palästinenser – zumindest
im Internet ....................................................... 96
Chicago, Politiker Blagojevich, Obama, Daley Jr.
Ausland
Panorama: Die Qaida-Truppe von Brüssel /
Heikle Papst-Reise ins Heilige Land ................. 98
USA: Der Sumpf, aus dem Obama kam .......... 100
SPIEGEL-Gespräch mit dem amerikanischen
Außenpolitiker Strobe Talbott über die
Absicht des gewählten Präsidenten Barack
Obama, die Risse im transatlantischen
Bündnis zu kitten ............................................ 104
Griechenland: Der Brand von Athen ............ 108
Außenministerin Dora Bakoyannis über die
Jugendkrawalle ............................................... 110
Pakistan: Die Drahtzieher der Mörder
von Mumbai .................................................... 112
Tschechien: Bruderzwist um Europa ............ 114
Global Village: Die große Krise ist bei den
Pariser Taxifahrern angekommen ................... 116
Barack Obamas teurer Senatssitz Seite 100
Nach einem glänzenden Start als designierter Präsident macht eine Affäre in seiner
Heimatstadt Chicago Barack Obama das Leben schwer: Gouverneur Rod Blagojevich
wollte dessen frei werdenden Senatssitz verkaufen. Was wussten Obamas Helfer?
Der Knut-Disput Seite 50
Wo wird Knut, der berühmteste Eisbär der Welt, in
Zukunft leben? Der Berliner Zoo, in dem Knut vor
zwei Jahren geboren und zum Star geworden ist,
will den Bären behalten. Doch über die Zukunft von
Knut entscheidet dessen rechtmäßiger Eigentümer –
ein Tierparkverein aus Neumünster. Gestritten wird
um Geld, das Gehege und um Aufmerksamkeit.
Sport
Szene: DFB-Vize Rainer Koch für Gesetz
gegen Betrug im Sport / Jan Ullrichs Betreuer
Rudy Pevenage muss vor Gericht aussagen ..... 119
Boxen: Die Rückkehr des ehemaligen
Weltmeisters Evander Holyfield ..................... 120
Fußball: Bundesligisten beschäftigen
Gehirntrainer .................................................. 123
Eisbär Knut
Wissenschaft · Technik
Prisma: Kampfjets gegen Wirbelstürme /
Trinkfestigkeit ist vererbbar ............................ 124
Geowissenschaften: Stromgewinnung
aus afrikanischem Killersee ............................ 138
Psychologie: Interview mit dem
Intelligenzforscher James Flynn über die
IQ-Unterschiede von Schwarzen, Weißen,
Jungen und Alten ........................................... 140
Umwelt: Trinkwasser aus der Kläranlage ....... 142
Riskante Rückkehr S. 120
Der amerikanische Schwergewichtsboxer
Evander Holyfield will zum sechsten Mal
Weltmeister werden. Es wäre ein sensatio-
nelles Comeback, aber der Kampf gegen
den 24 Zentimeter größeren und 40 Kilo-
gramm schwereren Russen Nikolai Walujew
gilt als riskantes Unterfangen: Holyfield ist
inzwischen 46 Jahre alt.
Kultur
Szene: Flotte Schlager-CD zur Finanzkrise /
María Cecilia Barbetta umgarnt die Leser
mit einem Änderungsschneiderei-Roman ....... 145
Kino: Heinrich Breloers opulente
„Buddenbrooks“-Verfilmung .......................... 148
Bestsellerautor Uwe Tellkamp über seine
kritische Liebe zu Thomas Mann .................... 151
Interview mit „Buddenbrooks“-Darsteller
Armin Mueller-Stahl über seine Rolle,
Kostümfilme und seinen Abschied vom Kino 152
Bestseller ..................................................... 153
Autoren: Der Überraschungserfolg der
irischen Schriftstellerin Anne Enright ............. 154
Bühne: SPIEGEL-Gespräch mit dem
Regisseur Christoph Schlingensief über das
Arbeiten im Angesicht des Todes ................... 156
Affären: Der Dichter Wolf Biermann über
den Eklat in Thüringen um die Linke
und den DDR-Dissidenten Jürgen Fuchs ........ 159
Nahaufnahme: Frankreichs neuer
Schauspiel-Star Cécile de France .................... 160
Holyfield
„Buddenbrooks“ in Bildern Seiten 148, 151, 152
Heinrich Breloers Verfilmung von
Thomas Manns „Buddenbrooks“ hat
in der kommenden Woche Kino-Pre-
miere: ein Triumph der schönen Bil-
der mit wenig Respekt vor der litera-
rischen Vorlage. Autor Uwe Tellkamp
und Schauspieler Armin Mueller-
Stahl beschreiben ihr Verhältnis zum
deutschen Jahrhundertroman.
Briefe ................................................................ 8
Impressum, Leserservice ........................... 164
Register ......................................................... 166
Personalien ................................................... 168
Hohlspiegel /Rückspiegel ........................... 170
Titelbild: Foto Westfälisches Landesmuseum Münster
„Buddenbrooks“-Darsteller
der spiegel
51/2008
7
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Briefe
„Wie haben wir damals gehadert
und gescholten mit und über
diesen ‚arroganten Sack‘. Doch
wird er dereinst sterben, werde
ich Rotz und Wasser heulen.“
reichend zu unterstützen. Aber, und das
bleibt: Helmut Schmidt war ein überzeug-
ter Antinazi und Antikommunist mit bril-
lanten intellektuellen Fähigkeiten und
Kenntnissen. Ein Demokrat aus Leiden-
schaft, mit vollem Einsatz und mit Power.
Happy Birthday, Herr Bundeskanzler a. D.!
Wismar
Dr. Marko Michels
Helmut Schmidt wäre sicher kein „allwis-
sender Messias“, aber er besitzt auch mit
90 Jahren mehr Intellekt, Fachwissen und
staatsmännisches Format als der gesamte
heutige Bundestag inklusive Regierung.
Rinteln (Nieders.)
Gerhard Kaufmann aus Ludwigshafen zum Titel „Über Schmidt –
Wie ein Bundeskanzler a. D. zur Ikone der Deutschen wurde“
SPIEGEL-Titel 50/2008
Christian Giltmann
SPIEGEL ONLINE Forum
Burgtheater vom Feinsten
Nr. 50/2008, Titel: Über Schmidt – Wie ein Bundes-
kanzler a. D. zur Ikone der Deutschen wurde
Wie wär’s mit einer kleinen Variation?
Über-Schmidt.
Hückelhoven (Nrdrh.-Westf.) Dr. Hans Latour
Verteidigungsminister Helmut Schmidt sag-
te 1971 zu uns Soldaten: „Mir ist nicht
wichtig, was auf den Köpfen der Soldaten
ist, sondern was in ihnen ist.“ Die Soldaten
durften die Haare wachsen lassen. Er im-
ponierte mir, und er machte auf mich einen
vertrauenerweckenden Eindruck. Im Mai
1972 war das Schnee von gestern. Aus „hy-
gienischen“ Gründen mussten die Haare
wieder kurz geschnitten werden, durften
die Ohren nicht bedecken und den Hemd-
kragen nicht berühren. So viel zu Helmut
Schmidts vielgepriesener Standhaftigkeit.
Geislingen (Bad.-Württ.)
Helmut Schmidts Verdienste sind es vor al-
lem, dem linksextremistischen Terror nicht
nachgegeben, hervorragendes Krisenma-
nagement in schwierigen Zeiten geleistet
Während seiner Jahre als Verteidigungs-
minister, Finanzminister und Kanzler be-
geisterte Schmidt Jung und Alt in Deutsch-
land für Politik und nicht zuletzt für die
Demokratie selbst. Leider kann man dies
von heutigen Politikergestalten wie Franz
Josef Jung oder Frank-Walter Steinmeier
nicht mehr behaupten, die den Bürgern
farblos und austauschbar erscheinen.
Petershausen (Bayern)
Hubert Reuter
Florian Gebhard
Dass sich eine ganze Generation von der
Politik abwandte oder als Grüne weiter-
machte, ist mit Sicherheit auch Helmut
Schmidts zweifelhaftes Verdienst. Gleich-
zeitig hat er die eigene Jugendorganisation,
die Jusos, bis zur Bedeutungslosigkeit ge-
schurigelt und bis heute für junge Leute
uninteressant gemacht. Von diesem Ader-
lass hat sich die SPD nie mehr richtig er-
holt. Niemals habe ich von Schmidt ein
Wort des Selbstzweifels dazu gehört.
Duisburg
Helmut Schmidt war ein Grund, am 12.
September 1980 in die SPD einzutreten.
Auch heute noch ist er mein großes Vor-
bild. Er besitzt Charisma, Charakter, Füh-
rungsstärke, Weitsicht und einen großen
Intellekt. Das vermisse ich bei manch
einem unserer heutigen Politiker.
Köln
Andrea Brühl
Kanzler Schmidt, Journalisten (1977)
Charisma, Charakter, Weitsicht, Intellekt
Ich darf mit Nachdruck feststellen, dass für
mich und große Teile der Jugend von 1977
der Bundeskanzler a. D. keine Ikone ist
und niemals eine Ikone sein wird. Im
Rückblick sieht man, dass der „Elder Welt-
staatsmann“ die Geisel Hanns Martin
Schleyer 1977 hätte retten können, ohne
dass die Welt Schaden genommen hätte.
Bad Endorf (Bayern)
und auch die politischen Häftlinge in der
DDR nicht vergessen zu haben. Gerade als
die 68er in der DDR sogar eine akzeptable
gesellschaftliche Alternative sahen … Seine
Defizite: Auch ein Welt-Ökonom wie er
bekam zum Ende seiner Amtszeit weder
die negative wirtschaftliche Entwicklung
noch die steigende Arbeitslosigkeit in den
Griff. Die Staatsschulden nahmen zu – wie
auch die Ausgaben für den Öffentlichen
Dienst. Und ein unverzeihlicher Makel
bleibt auch: die mangelnde Bereitschaft
Schmidts zu intensiven Kontakten zur Op-
position in der DDR und sie offen und weit-
Jochen Thobe
Peter Schlesinger
Wölfe im Schafspelz
Nr. 48/2008, Zeitgeschichte: Warum manche
Christdemokraten die Verstrickung der Ost-CDU
mit dem SED-Regime nicht zugeben wollen;
Nr. 49/2008, DDR: Die Schwierigkeiten der CDU
beim Umgang mit ihrer Rolle als Blockpartei
Zwei seiner Fähigkeiten beziehungsweise
Tugenden kamen mir zu kurz: zunächst Hel-
mut Schmidts großes schauspielerisches Ta-
lent – im positiven Sinne. Wie er selbst heu-
te noch in Talkshows und öffentlichen Ver-
anstaltungen politische Zusammenhänge
darbietet, ja zelebriert, ist einfach faszinie-
rend; das ist Burgtheater vom Feinsten. Zum
Zweiten verkörpert er für mich vor allem
Anstand und Menschlichkeit in der Politik.
Deshalb mag ich diesen bisweilen grantigen
Hanseaten, trotz seiner oberlehrerhaften
Attitüden und obwohl ich bei seinen öffent-
lichen Auftritten immer das Gefühl habe, er
kommt nur deshalb in Zivil, weil seine Uni-
form gerade in der Reinigung ist.
Seeheim-Jugenheim (Hessen) Wolfgang Flügel
Es wurde wirklich Zeit, die Verantwortung
der Blockparteien während der DDR-Zeit
herauszuarbeiten! Diese „Blockflöten“ in
Gestalt der Herren Gerald Götting, Manfred
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• Titel Warum scheiterten die römischen Legionen im Krieg
gegen die Germanen? www.spiegel.de/forum/Varus
• Rezession Wie viel Schuld tragen die Banken an der
Konjunkturflaute? www.spiegel.de/forum/Rezession
• Union Schadet Horst Seehofers Verhalten der Kanzlerin?
www.spiegel.de/forum/Union
8
der spiegel
51/2008
52087680.015.png 52087680.016.png 52087680.017.png 52087680.018.png 52087680.019.png
Zgłoś jeśli naruszono regulamin