Der.Spiegel.2009.12.pdf

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Wenn Kinder zu Killern werden
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Dachzeile
DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
16. März 2009
Betr.: Titel, Ehe, Indien
D ie baden-württembergische Kleinstadt Winnenden verharrte, wie SPIEGEL-
Redakteur Sven Röbel, 36, beobachtete, „noch tagelang in völliger Fassungs-
losigkeit“: Am vorigen Mittwoch hatte der 17 Jahre alte Teenager Tim Kretschmer
15 Menschen erschossen, bevor er sich selbst richtete. Röbel und seine Kolleginnen
Ulrike Demmer, 35, Wiebke Hollersen, 33, und Simone Kaiser, 30, recherchierten
vor Ort den Hergang und die Hintergründe des Amoklaufs. Ihr Kollege Holger
Stark, 38, verfolgte die Recherchen der Ermittler, während Samiha Shafy, 29, und
Katja Thimm, 40, dem Stand der Forschung über Amokläufe nachgingen. Die
Rechercheergebnisse fasste SPIEGEL-Reporter Klaus Brinkbäumer, 42, zusammen,
der schon 2002 den Titel über den Amoklauf des 19 Jahre alten Robert Steinhäuser
in Erfurt geschrieben hatte. Für Brinkbäumer ist eindeutig, „dass eine solche Tat
nicht mit einer Verschärfung des Waffenrechts verhindert werden kann“. Geboten sei
„die Früherkennung von potentiellen Tätern durch eine große Aufmerksamkeit
von Eltern, Lehrern, Mitschülern und Freunden“ (Seite 30).
gerichtshof (BGH) in dieser Woche verkün-
den: Verhandelt werden soll der Fall einer ge-
schiedenen Berliner Lehrerin, die ihre Teilzeit-
stelle nicht erweitern möchte. Sie will sich auch
künftig ihrem sieben Jahre alten Sohn intensiv
widmen. Ihr ehemaliger Mann verlangt, dass die
Lehrerin eine Vollzeitstelle übernimmt, will seine
Unterhaltszahlungen einstellen – und beruft sich
auf das zum Jahresbeginn 2008 in Kraft getretene
neue Unterhaltsrecht. Das Urteil, so SPIEGEL-
Redakteur Markus Verbeet, 34, werde zeigen,
„wie viel in Zukunft von geschiedenen Frauen
verlangt wird“. Die Grundsatzentscheidung fällt im XII. Zivilsenat des BGH. Dessen
Vorsitzende Richterin Meo-Micaela Hahne, 61, verteidigt im SPIEGEL-Gespräch mit
Rafaela von Bredow, 41, und Dietmar Hipp, 39, das neue Recht. Es sei besser für
Frauen, nach der Scheidung „alsbald in ihren erlernten Beruf“ zurückzukehren, „statt
immer nur an der Nabelschnur des ehemaligen Partners zu hängen“ (Seiten 56, 66).
Hahne, Hipp, Bredow
ein bettelarmer indischer Junge richtig
und wird Rupien-Millionär – mit dieser Story
hat der Film „Slumdog Millionär“ acht Oscars
gewonnen. SPIEGEL-Redakteurin Fiona Eh-
lers, 39, traf in einem Slum in Bombay Azha-
ruddin Ismail, 10, und dessen Familie; der
Junge ist einer der Kinderstars der Hollywood-
Produktion. Ehlers machte zudem den Mann
ausfindig, dessen Leben dem Film offenbar als
Vorlage diente: Harshvardhan Nawathe, 35,
hatte 2000 in der indischen Version von
„Wer wird Millionär?“ zehn Millionen Rupien,
umgerechnet 150 000 Euro, gewonnen. Er gilt
bis heute als Volksheld und fördert Kinder armer Eltern an staatlichen Schulen.
„Nawathe sorgt sich um die jungen Laiendarsteller von ‚Slumdog Millionär‘“, sagt
Ehlers, „eben sind sie bei der Oscar-Verleihung gefeiert worden, nun hausen sie
wieder in den Bretterbuden der Slums von Bombay“ (Seite 138).
A lle 15 Fragen einer Quizshow beantwortet
Ehlers (M.), Azharuddin Ismail
(M. vorn), Familie Ismail in Bombay
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
12/2009
3
E in wohl wegweisendes Urteil will der Bundes-
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In diesem Heft
Titel
Der Amoklauf des 17-jährigen
Tim Kretschmer ............................................... 30
Deutschlands größte Jugendstudie offenbart
das Suchtpotential von Computerspielen ......... 48
Die Spuren eines Amoklaufs
Seite 30
Der Amokschütze von Winnen-
den, Tim Kretschmer, galt, so
steht es in der Ermittlungsakte,
als „zurückhaltend, still, ver-
schlossen“. Gut behütet wuchs
er auf, hatte mehr und teurere
Spielzeuge als die meisten sei-
ner Altersgenossen, doch glück-
lich schien er nicht in dieser
Welt. Soziale Isolation, so ein
Jugendpsychiater, sei das typi-
sche Merkmal dieser Täterart,
die Folgen seien oft Depressio-
nen und Aggressionen.
Deutschland
Panorama: Einsturz des Kölner Stadtarchivs –
Zeugenaussagen alarmieren Staatsanwaltschaft /
Sarkozy will Merkel bei Nato-Jubiläum die
Schau stehlen / Schwan wirbt um Überläufer ... 13
Konjunktur: Die globale Krisendiplomatie
steht vor dem Scheitern .................................... 18
Union: Die populistischen Winkelzüge des
CSU-Chefs Horst Seehofer ............................... 22
Drogen: Die Union blockiert die Behandlung
von Süchtigen mit Heroin ................................ 28
Familie: Die Institution Ehe bröckelt .............. 56
SPIEGEL-Gespräch mit der Bundesrichterin
Meo-Micaela Hahne über Fair Play
zwischen Geschiedenen und den Vorrang
des Kindeswohls im neuen Unterhaltsrecht ...... 66
Kirche: Wie sich Papst Benedikt XVI.
schon als Kardinal von Rechts-Intellektuellen
missbrauchen ließ ............................................. 69
Schülerinnen vor der Realschule in Winnenden
Amerika Seite 18
US-Präsident Barack Obama
und Kanzlerin Angela Merkel
streiten um die richtige Politik
gegen die Finanz- und Wirt-
schaftskrise. Washington fordert
zusätzliche Konjunkturprogram-
me, Berlin organisiert eine euro-
paweite Abwehrfront. Merkels
wichtigster Verbündeter ist ein
alter Rivale: Frankreichs Präsi-
dent Nicolas Sarkozy.
Wirtschaft
Trends: Siemens-Manager horten Aktien /
Ehemaliger Karstadt-Chef klagt
gegen Middelhoff / DGB lässt sich beraten ....... 70
Telekom: In der Bespitzelungsaffäre belastet
ein interner Vermerk den ehemaligen
Oberaufseher Zumwinkel und Ex-Chef Ricke ... 72
Zeitgeschichte: Die Nazi-Verstrickung
der Firma Schaeffler ......................................... 76
Wirtschaftspolitik: Interview mit dem
hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch
über seinen Rettungsplan für Opel ................... 78
Flugzeugbau: Der Airbus-Großraumflieger
A380 leidet unter erheblichen Mängeln ........... 80
Manager: Merkwürdige Halteprämien
für Postbank-Vorstände .................................... 81
Merkel, Sarkozy
Ausland
Panorama: US-Republikaner in
der Krise / Iraks Premier umwirbt Saddams
Eliten / Fidel Castros Rentnerleben .................. 83
Europa: Die Regierungen wollen
Arbeitsmigranten aus dem Osten
wieder zurückschicken ..................................... 86
Nordirland: Die neuen Anschläge
führen Katholiken und Protestanten
enger zusammen .............................................. 89
Mazedonien: Ein bizarrer Namensstreit
mit Griechenland bedroht den
inneren Frieden der Balkanrepublik ................ 90
Burma: Die Opposition und die zweifelhafte
Wirkung internationaler Hilfe .......................... 92
Russland: Der Kreml zieht Dokumente zur
Stalin-Zeit aus dem Verkehr ............................. 96
Österreich: Prozessbeginn im „Inzestfall
Amstetten“ ....................................................... 98
Global Village: Ein Taschenmacher behauptet
sich in Neapel gegen den Weltmarkt ............... 102
Interner Vermerk belastet Zumwinkel Seite 72
In der Bespitzelungsaffäre der Deutschen Telekom AG kommt der ehemalige Auf-
sichtsratschef Klaus Zumwinkel unter Druck. Laut einem internen Vermerk aus dem
Jahr 2005 soll er direkt in die brisanten Vorgänge rund um die Bespitzelung von Auf-
sichtsräten und Journalisten eingegriffen haben.
Kuba Seite 132
Seit Jahren flüchten die bes-
ten Boxer aus dem Land von
Fidel Castro. Sie werden
unterstützt von Fluchthelfern
und Boxpromotern aus
den USA und Europa. Der
Exil-Kubaner Juan Carlos
Gómez war einer der Ersten,
die sich absetzten – nun
fordert er den Weltmeister
Vitali Klitschko heraus.
Gesellschaft
Szene: Marathonlauf im Irak /
Prominente blamieren sich zuweilen
in Interviews ....................................................104
Eine Meldung und ihre Geschichte –
wie ein Rollstuhlfahrer
einen entlaufenen Bullen fing ......................... 105
Gómez
4
der spiegel
12/2009
Europa gegen
Flucht aus
81151529.003.png 81151529.004.png 81151529.005.png 81151529.006.png
Kriege: In Afghanistan droht das Scheitern der
größten Staatenkoalition, die es jemals gab .... 106
Ortstermin: Auf der Tourismus-Börse
in Berlin kämpft Island um seine Zukunft ....... 118
US-amerikanische und afghanische Soldaten im Einsatzgebiet
Wissenschaft · Technik
Prisma: Hirnforscher fahnden nach
Gott im Kopf / Erste Tests der intelligenten
Suchmaschine WolframAlpha ......................... 120
Tiere: Ist der Eisbär noch zu retten? .............. 122
Medizin: Die Legende von
den schiefen Babys ......................................... 124
Raumfahrt: Crash-Alarm – wie der
Weltraumschrott die Flüge ins All gefährdet ... 126
Archäologie: Ägyptologen testen
die Arzneimittel der Pharaonen ...................... 129
Die Afghanistan-Katastrophe Seite 106
Im achten Jahr des Kriegs in Afghanistan ist die Lage dort finsterer denn je. Der
Staatenkoalition, die Frieden und Demokratie schaffen wollte, droht das Scheitern:
Nun will US-Präsident Barack Obama mit „gemäßigten“ Taliban verhandeln – doch
mit welchem Ziel?
Sport
Szene: Radsportfunktionär Pat McQuaid
über Blutprofile und Dopingsperren /
Amerikas Collegesport in Finanznot ............... 131
Boxen: Wie Kubas Boxer
in den Westen flüchten ................................... 132
Handball: Sind die beiden besten deutschen
Schiedsrichter bestechlich? ............................. 135
Leiharbeiter für den Massenmord Seite 150
Der Bundesrepublik könnte der letzte große Holocaust-Prozess bevorstehen:
Deutsche Ermittler haben Haftbefehl gegen den in den USA lebenden gebürtigen
Ukrainer John Demjanjuk erwirkt. Der 88-Jährige diente der SS als Wachmann in der
Todesfabrik Sobibór – viele seiner Vorgesetzten mussten sich nie verantworten.
Kultur
Szene: Porträts der Geliebten aus
dem Weißen Haus / Was wird aus dem Erbe
der Tanzlegende Gret Palucca? ....................... 136
Film: Der echte „Slumdog Millionär“ – ein
Inder, der in einer Quizshow alle Fragen
richtig beantwortete, arbeitet heute für Kinder
aus Armenvierteln .......................................... 138
Frauen: Junge Autorinnen erforschen
Tabuthemen weiblicher Befindlichkeit ............ 142
Literatur: Sibylle Lewitscharoffs preisgekrönter
Familienroman einer Reise durch Bulgarien ... 144
Bestseller ..................................................... 145
Jazz: Die Sängerin und Pianistin
Diana Krall meldet sich mit
einer Bossa-nova-Platte zurück ...................... 146
Essay: Schriftstellerin und Suhrkamp-
Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz über Krise
und Chancen der Kulturstadt Berlin ............... 148
NS-Verbrechen: Der mutmaßliche
SS-Scherge John Demjanjuk soll vor ein
deutsches Gericht gebracht werden ................ 150
Nahaufnahme: Ein Stück Berliner Mauer
als Filmkulisse in Halle an der Saale ............... 156
Eisbär in Not Seite 122
Wie sehr bedroht der Klimawandel
das größte Landraubtier der Erde?
Auf einer Konferenz in Norwegen
beraten Biologen und Politiker, ob
der Eisbär noch zu retten ist, wenn
das Meereis weiter schmilzt. Trotz
der Gefährdung wird er in Kanada
noch immer stark bejagt.
Eisbär im kanadischen Polarmeer
Medien
Trends: Kabarettist Mathias Richling
wehrt sich gegen Dieter Hildebrandt / Deutsche
klauen mehr Musik aus dem Internet .............. 158
Fernsehen: Vorschau – die Familiensaga
der Krupps als Psychodrama im ZDF ............. 159
Reality-TV: Das öffentliche Sterben
der Jade Goody .............................................. 160
Internet: Ursula von der Leyens
Feldzug gegen die Kinderpornografie
entzweit die Große Koalition .......................... 162
Gesprächsstoff für die Party S. 142
Wie Schriftstellerin Charlotte Roche in ihrem Erfolgs-
roman „Feuchtgebiete“ erkunden weitere junge Auto-
rinnen die Befindlichkeit ihrer Generation. Unter-
haltsam, witzig und leicht präsentieren sie ernste
Lebenserfahrungen. Fernsehmoderatorin Sarah Kutt-
ner etwa macht mit ihrem Debütroman „Mängel-
exemplar“ das Thema Depressionen zum partytaug-
lichen Gesprächsstoff.
Briefe ................................................................ 8
Impressum, Leserservice ........................... 164
Register ......................................................... 166
Personalien ................................................... 168
Hohlspiegel /Rückspiegel ........................... 170
Titelbild: Foto Günter Bauer
Kuttner
5
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Briefe
„Ohne diese Pleite wäre das ganze
System wie gehabt weitergegangen, und
der Schaden wäre immer größer
geworden. So kann man zumindest die
Hoffnung haben, dass das Desaster
begrenzt werden kann und Politiker
und Manager Lehren aus dem
Chaos der Deregulierung ziehen.“
Die Insolvenz dieser Bank sowie die Ver-
werfungen in Immobilien- und Kapital-
märkten sind die Konsequenzen eines ganz
anderen Jahrhundertfehlers. Die Aufhebung
des Goldstandards und die Einführung des
ungedeckten Papiergeldsystems sind in ihren
Auswirkungen zu besichtigen. Über Jahr-
zehnte hat die Politik durch kontinuierliche
Schuldenaufnahme ihre Macht gesichert.
Frankfurt am Main
Hans-Peter Rinner
Systemrelevanter als jede Bank
Nr. 10/2009, Bildung: Die Pensionierungswelle
verschärft den Konkurrenzkampf der Länder um Lehrer
SPIEGEL-Titel 11/2009
Heinrich Siegle aus Baindt in Baden-Württemberg zum Titel „Der Jahr-
hundertfehler – Wie die Pleite einer einzigen Bank die Weltkrise auslöste“
Überfällige Kurskorrektur
Nr. 11/2009, Titel: Der Jahrhundertfehler – Wie die
Pleite einer einzigen Bank die Weltkrise auslöste
Ihr exzellent recherchierter Artikel stößt
leider nicht zur eigentlichen Ursache der
Finanzkrise vor. Denn diese wäre in der
vorliegenden Form nicht entstanden, wür-
den alle Banker ein festes Gehalt beziehen
– wie fast alle sonstigen Leistungsträger der
Gesellschaft. Die Politik hat weltweit ver-
sagt, weil die den Bankern erlaubte, syste-
matisch und rücksichtslos ihre Taschen zu
Es ist wirklich unfassbar, mit welch ausdau-
ernder Ignoranz die zahllosen Mahnungen
und Warnungen praktisch aller Experten
vor einem drohenden Lehrkräftemangel
von den Verantwortlichen jahrzehntelang
in den Wind geschlagen wurden. Als Folge
einer regelrechten Nachwuchsverhinde-
rungspolitik in den späten Neunzigern gab
es 2001 in Niedersachsen schon einmal eine
Debatte über einen ins Haus stehenden
Lehrkräftemangel. Die halbherzigen Wer-
bemaßnahmen der damaligen SPD-Regie-
rung um geeigneten Nachwuchs und Sei-
teneinsteiger verpufften aber schnell und
wurden dann ab 2003 von der CDU/FDP-
Regierung schnell dem Kult ums goldene
Sparschwein geopfert. Seither wurde eine
verantwortungs- und zukunftsbewusste Per-
sonalpolitik hier nicht mehr betrieben, allen
Warnungen zum Trotz.
Riede (Nieders.)
Jahrhundertfehler – oder aber nötiger An-
stoß zu einer überfälligen Kurskorrektur
im weltweiten Wirtschaftssystem. Und mit
dem Jahrhundertfehler des 20. Jahrhun-
derts wohl auch nicht zu vergleichen.
Hilpoltstein (Bayern)
Sebastian Schreiber
Ihr Titel sollte besser das „Jahrhundert-
verbrechen“ heißen. Denn zu Beginn die-
ses 21. Jahrhunderts wurden schon dank
der Finanzkrise der Lehman-Verbrecher
sehr viele Existenzen „vernichtet“.
Hochheim (Hessen)
Leander Nebes
Passender, wenn auch nicht so reißerisch,
wäre der Titel „Der Brandbeschleuniger –
Wie die Pleite einer einzigen Bank die Kri-
se erst richtig entfachte“ gewesen.
Dortmund
Peter Baldus
Jendrik Suck
Lehman-Brothers-Zentrale in New York
Lichtblick im Krisenmanagement?
Der Notstand am Pult beginnt, wie be-
schrieben, an der Uni, die in vielen Fällen
nicht nur fachlich versagt, sondern die Stu-
denten auch pädagogisch kaum auf den real
existierenden Terror in den Klassenzimmern
vorbereitet. Was folgt, ist eine willkürliche
Auslese der Lehramtskandidaten ohne jede
Qualitätssicherung. Die Schulleitungen be-
treiben Mangelwirtschaft mit den wenigen,
die den Job noch machen wollen. Welcher
intelligente, einfühlsame, fachlich kompe-
tente junge Mensch fühlt sich derart berufen,
dass er diese systematische Positivauslese
über sich, seine Psyche und seine Kompe-
tenz ergehen lässt, wenn andere Länder und
Institutionen nach ihm schreien und mit bes-
serer Bezahlung winken?
Königswinter (Nrdrh.-Westf.) Dr. K. Becker
Die Weigerung von Henry Paulson und
Ben Bernanke, Milliarden von Steuergel-
dern für eine Rettung Lehmans zur Verfü-
gung zu stellen, ist einer der wenigen Licht-
blicke im Krisenmanagement der US-Re-
gierung. Die Banken und ihre Investoren
sind enorme Risiken eingegangen, die zur
Pleite führen konnten. Es ist unakzeptabel,
dafür US-Steuerzahler zur Verantwortung
zu ziehen. Unglücklicherweise geschieht
das mit den „Rettungsaktionen“ für AIG,
Fannie Mae, Freddie Mac, Citigroup, Ge-
neral Motors und so weiter. Die „Ret-
tungsaktionen“ verhindern, dass die „Zom-
biebanken“ ehrliche Bilanzen veröffentli-
chen, in organisierte Insolvenzverfahren
gehen und Platz machen für die Mehrheit
der solventen und verantwortungsvollen
Banken. Insolvenzen der schwachen Ban-
ken würden die Unsicherheit aus dem Sys-
tem nehmen. Stattdessen verursachen die
„Rettungsmaßnahmen“ unbeabsichtigte
Folgen, die das Finanzsystem und die rea-
le Wirtschaft weiter schwächen.
Fort Worth (USA) Thomas Moeller
Assistant Professor of Finance
Texas Christian University
füllen. Sie hat die tiefgreifenden monetären
und letztlich ökonomischen Folgen solchen
Handelns nicht durchschaut, geschweige
denn gegengesteuert.
Berlin
Der Jahrhundertfehler ist nicht ein Fehler in
einer einzelnen Bank. Der Fehler ist das
System und hat den Namen Kapitalismus.
Der baut auf der Lüge auf, dass Geld „ar-
beitet“. Wäre das wahr, müsste niemand ar-
beiten, weil Geld das doch viel besser kann.
Tübingen
Guido Deimel
Diskutieren Sie auf SPIEGEL ONLINE
• Titel Wie kann man Schulen am besten vor Amok-
läufern schützen? www.spiegel.de/forum/Amok
• Ehe Ist das neue Unterhaltsrecht fairer als das alte?
www.spiegel.de/forum/Unterhaltsrecht
• Computer Sollte man das PC-Spiel
„World of Warcraft“ nur für Erwachsene freigeben?
www.spiegel.de/forum/Computerspiele
8
der spiegel
12/2009
Prof. Dr. Klaus Haefner
81151529.010.png 81151529.011.png 81151529.012.png 81151529.013.png 81151529.014.png
Zgłoś jeśli naruszono regulamin