Eisenbahn Journal 1997-08.pdf

(31192 KB) Pobierz
783526837.002.png
Inhalt
Editorial
Selten hat der Inhalt einer EJ-Ausgabe eine zeitlich größere
Spanne abgedeckt als der dieser: Von den Urzeiten der
Postbeförderung auf Schienen 1838 über die neue DB-Bau-
reihe 101 bis zum ICE-S, dem Versuchszug für die dritte
ICE-Generation (s. S. 341, reicht die Palette der Themen.
Dabei bildet die Post - genauer gesagt das Ende der Brief-
post-Beförderung in Zügen - den Schwerpunkt. Insgesamt
14 Seiten sind dem Thema gewidmet,zehn im Vorbild-, vier
im Modellteil.
Diese Zäsur im Verhältnis der ehemaligen Staatsbetriebe
kommt ja keineswegs von ungefähr, auch wenn aus Kreisen
von Eisenbahnfans und Umweltschützern quer durch die
Republik laute Lamenti tönen. Sie ist schlichtweg die Kon-
sequenzder PrivatisierungspolitikdieserRegierung,in Ver-
bindung mit der Pro-Straße-Politik aller deutschen Regie-
rungen seit fast 50 Jahren. Anläßlich der Einstellung des
Stückgut-Transports auf Schienen Ende September wird
sicher das gleiche Konzert geboten werden.
Einem privatwirtschaftlichen Unternehmen - und nichts
anderes ist die ehemalige Bundespost ja -, das sich auf dem
Markt bewähren soll, kann ja nicht verwehrt werden, sich
seine Geschäftspartnerfrei zu suchen. Und da hat die Bahn
eben ein schweres Handikap, nicht nur im Verhältnis zur
Post, sondern auch zum transportierenden Gewerbe im
allgemeinen: Ihr Verkehrsweg kostet Geld, der auf der
Straße (fast) nichts. In früheren Zeiten konnte der Staat
derlei Ungleichgewichte noch aus dem Steuersäckel austa-
rieren, vor allem, wenn er sie selbst verursacht hatte. Das ist
jetzt vorbei, es fehlt nicht nur der politische Wille, sondern
auch der finanzielle Weg.
Jammern ist also überflüssig, gleich aus welchem Grund,
sei es über die wieder einmal zusätzlichen Qualmwolken
aus den Auspuffen der Post-Lkw oder sei es aus Gründen
der Bahn-Nostalgie. Der Postwagen mit seinem so nostal-
gisch wirkenden Briefschlitz ist tot, auch wenn seine Fracht
mit 200 km/h durch die Gegend flitzte. Die Langstrecken-
konkurrenz Flugzeug ist drei- bis viermal schneller,der fürs
Verteilen in der Fläche ohnehin nötige Lkw billiger.
Keineswegs gestorben ist damit übrigens die restliche Post-
beförderung per Zug. Pakete und andere Fracht sollen
weiterhin auf Schienen befördert werden, sogar in wesent-
lich höheren Quoten, als es derzeit der Fall ist. Nur werden
sie nicht mehr im Postwagen transportiert, sondern zeitge-
mäß im Container.
Ganz tot ist momentan auch der Postwagen noch nicht.
Zumindest einer verkehrt noch bis Mitte August fahrplan-
mäßig in einem DB-Zug auf DB-Gleisen: Im Dampfzug
”Seenland-Express” zwischen München und Koche1 am
See, über dessen Null-Vermarktung wir im Juli berichtet
haben (inzwischenwird etwas mehr getan),läuft ein Wagen
der ehemaligen Deutschen Post mit kompletten Anschrif-
ten der Bundespost mit - als Transportmittelfür Fahrräder.
Ihre EJ-Redaktion
... und ab ging die Post!
Szenen einer 160jährigenVerbindung
Seit dem Fahrplanwechsel am 1. Juni 1997:
Die Baureihe 101 im Einsatz
Die lnselbahn Wangerooge feiert 1OOjähriges Bestehen
Kleinloks im Wattenmeer
Das unsinnige Wort »Altern«
Eine unrichtige Bezeichnung ist nicht totzukriegen
Schweizer Bahn-Jubiläum:
Feiern auf verschiedenen Spurweiten
Westschweizer Lokparaden
Fahrzeugschauund Neuheiten in Wegberg-Wildenrath:
Siemens-Prüfcenteroffiziell eröffnet
Der »Kleber-Expreßu
Renaissance der Verbindung München - Freiburg
Die Prignitzer Eisenbahn GmbH
Beispielhafter ÖPNV in ländlich strukturierter Region
6
16
20
22
30
32
34
36
44
2. Gleisplan-Gewinnspiel
63
Ein Sieger von Köln ’96 - 1. Preis der Fachjournalisten:
Eine Reise von Lorenzburg nach Hanfmühle
64
Weihnachtsanlage in HO mit Spitzkehrenbahnhof (Teil 1 ):
Mit Dampf hinauf nach Kupferberg
70
Quattro Stagioni 13: Kohlebansen, Lokleitung
74
Landschaft gestalten, Gebäude verbessern
Nur die Geister von densölben ... 2. Teil
80
E
N-Anlage »Rollshausen«
84
Kardanwelle für die bay. B VI in N von Lemke
87
1. Gleisplan-Gewinnspiel (3):
Zwei Entwürfe für HO, je einer für TT und N
88
Trari-trara, die Post war da ...
90
Das Modell-Postwagenangebot in HO, TT und N
Die Schweizer Ae 8/14 11852
Die Schwerathletin vom Gotthard
94
I
B; ....- Notize
Fachhändler-Adressen
Impressum
Typenblatt: Baureihe 41
Typenblatt: Baureihe 50
Schaufenster der Neuheiten
Auto-Neu heiten
Modellbahn-Notizen
Bücherecke
I6
50
52
55
61
96
100
100
101
102
104
112
113
Titelbild: Solch schwere Fracht gibt es auf der Bahn durchs
wildromantische Donautal nur selten: 215 060 mit Bedarfs-
Ganzzug mit Quarzsand von,,Schwackenreute nach Zollern in
lnzigkofen am 15.5.1997. - Ubrigens: Durchs Donautal fährt
auch der “Kleber-Expreß zwischen München und Freiburg
(siehe Beitrag ab Seite 36). Abb.: A. Ritz
Club-Shop
Mini-Markt
Bahn-Post (Leserbriefe)
Sonderfahrten und Veranstaltungen
5 - Eisenbahn-Journal 8/1997
783526837.003.png
P
783526837.004.png
Bild 2: Bedächtig rollt um 1935 Lok 75 1015 mit dem P 214 bei Sülze durch die Mecklenburger
Hügellandschaft. Gleich hinter der Lokomotiveder Wagen mit Bahnpostabteil. Abb.: C. Beilingmdt
Bild 1 (links): Am 25. Mai 1997 donnert 103 151 mit PIC 39018 bei Haspelmoor eine Woche
vor Einstellung des Bahnpostverkehrs von München nach Stuttgart. Links noch ein Beleg des
in diesem Zug benutzten Bahnpoststempels. Abb.: Ch. Kirchner
Bild 3 (unten): Um 1915 wurde 13 052 bei Cottbus aufgenommen. Auch hier ist ein Postwagen
an zweiter Stelle im Zugverband (Bpw 4-b/12). Abb.: Archiv HMV
chen - Gewichtsobergrenze. Hinter der
Post standen, wenn es sich nicht gerade
um die Thurn & Taxis'sche Post handelte,
diejeweiligenStaatsverwaltungen. Die Ein-
nahmen der Post waren für die Etats der
zahllosen deutschen Fürstentümer ein Po-
sten, an dem nicht genagt werden durfte.
Denn hatte man nicht soeben, nach den
Napoleonischen Kriegen, unter oft immen-
sen Belastungen für die Staatskassen die
Chausseen wieder auf Vordermann ge-
bracht? Und nun wollten irgendwelche da-
hergekommenen Eisenbahn-Consortien
den Verkehr von diesen Chausseen auf ih-
reGleiselockenunddengelben Kutschwa-
gen die Kundschaft ausspannen? Einfach
undenkbar!
Andererseits: Man konnte den Eisenbah-
nen natürlichnichtden Transport von Men-
schen sowie von Gütern mit weniger als,
sagen wir 40 Pfund Gewicht verbieten; das
wäre einem Verbot von Eisenbahnengleich-
gekommen. Auch dies war etwa ab 1840
ernsthaft nicht mehr denkbar. Also sahen
sich die hinter der Post stehenden Kräfte,
normalerweise also die Staatsverwaltun-
7 . Eisenbahn-Journal 8/1997
783526837.005.png
.-._
. -.,:
.
Bild 4: Mit 94 870 vom Bw Suhl wurde 1939
auch die Post in einem Bpw 3-ai12,5 über den
entwickelt sich die Fahrt dank des leichten
Gefälles bald zur Eiipost.
2
Rennsteig kutschiert. Hinter Stützerbach
Bild 5: Eine D VI müht sich mit einem langen
Personenzug inklusive Postwagen über die
Rhein-Schiffsbrücke bei Maxau.
Abb.: Archiv Lichtbildstelle BD Karlsruhe
Bild 9 (rechts oben): 01 145 transDortiert im
Sommer 1935 nicht nur ein Menge ‘Reisende
mit dem D 40 von Berlin nach München, son-
dern auch jede Menge Post (Bpw 4ü-bi20).
Abb. 4 und 9: C. Bellingrodt, Archiv HMV
Bild 10 (rechts außen): Geschwindigkeit war
auch bei der Postumarbeitung in Warnemünde
Trumpf (1937). Abb.: K. Eschenburg
........ ~
_,
.I
-’=-
_:i
gen, gezwungen, Regeln für die Zusam-
menarbeit von Post und Bahn zu entwer-
fen. Jeder Staat tat das letztlich auf seine
Weise; aber immer, so Iäßt sich zusam-
menfassen, schnitten die Bahnen (auch
Staatsbahnen übrigens!) dabei ziemlich
schlecht ab. Ein paar Beispiele: In Preußen
wurden die Eisenbahnen verpflichtet, die
“postzwangpflichtigen”Sendungen - Brie-
fe, Pakete bis 40 Pfund, Geldsendungen -
in den dafür notwendigen Postwagen und
samt Personal unentgeltlich zu befördern.
Ähnlich erging es der Leipzig-Dresdener
Eisenbahn,die obendreinnochan die Post-
anstalt sowie die an der Strecke liegenden
Posthalter Entschädigungen zahlen muß-
te. Die Augsburg-Münchener Bahn mußte
nebender unentgeltlichenBeförderungvon
Postwagen (samt begleitendem Konduk-
783526837.001.png
Zgłoś jeśli naruszono regulamin