Heinz Voellner_Die Schlacht um Danzig 1945_pl.doc

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Soweit mir bekannt ist, sind die Kampfhandlungen, die Ende März 1945 zur Einnahme Danzigs durch die Russen führten, bisher nur in Teügebieten oder nur summaiisch dargestellt worden

Soweit mir bekannt ist, sind die Kampfhandlungen, die Ende März 1945 zur Einnahme Danzigs durch die Russen führten, bisher nur in Teügebieten oder nur summaiisch dargestellt worden. Ich will versuchen, eine ausführlichere Ubeisicht zu geben und dabei auch auf Einzelheiten einzugehen. Bei letzteren stütze ich mich auf Berichte von Teilnehmern an den Kämpfen und auf Erinnerungen von Danzigern. die diese Zeit in Danzig erlebt und darüber berichtet haben. Solche Erinnerungen sind im Laufe der Jahre zahlreich in Unser Danzig veröffentlicht worden.
Ein starker Anreiz, mich eingehender mit den letzten Wochen und Tagen WestpreuĂens und Danzigs zu befassen, war der Wunsch, mir einmal Klarheit über den Verlauf der Operationen im Februar und März 1945 zu verschaffen. Manches, was ich in dreiĂig Jahren darüber gehört und gelesen hatte, schien mir unklar, ja widersprüchlich zu sein, so einige Daten aus den letzten Tagen der Katastrophe, oder die Antwort auf die Frage, ob die Stadt selber noch verteidigt worden ist, ob also in der Stadt selbst noch Kämpfe stattgefunden haben wie etwa in Elbing, Marieabuixj, Groudenz, Gotenhafen oder Königsberg. Auch suchte ich nach einer Erklärung, warum der Angriff der Roten Armee auf Danzig so verhältnismäĂig schnell vorankam und warum der Abwehrring um die Stadt schlieĂlich so rasch zerbrach. Es waren doch seit langem überall Abwehrstellungen gebaut worden?.
Beginnen muss man mit der Ausgangsstellung für die spätere Abschnürung und Eroberung Danzigs. Die am 14. Januar 1945 zum Angriff angetretene 2. WeiĂrussische Front des Marschalls Rokossowsky hatte von ihren beiden Brückenköpfen bei Pultusk am Narew aus die Front der ihr gegenüberstehenden deutschen 2. Armee unter Generaloberst WeiĂ völlig zerschlagen und mit ihren Panzerspitzen in zehn Tagen die Weichsellinie zwischen Elbing und Bromberg erreicht Am 28. Januar waren nur noch Elbing, Marienburg, Graudenz und Thorn in deutscher Hand, die westlich der Weichsel gelegenen Teile WestpreuĂens durch den russischen VorstoĂ bis Elbing von OstpreuĂen getrennt
Die 1. WeiĂrussische Front unter Marschall Schukow, die zwei Brückenköpfe südlich Warschaus besaĂ. hatte seit dem Angriffsbeginn und Durchbruch am' 14. 1. mit einer beispiellosen Panzerwoge schon nach 14 Tagen im Westen die Oder bei Frankfurt erreicht und nach Norden die Netze überschritten. Ihr weiteres Vordringen nach Pommern hinein war Anfang Februar auf der ungefähren Linie Schwedt—Amswalde-Dt. Krone—Pr. Friedlaad—Schwetz mit Mühe und Not zum Halten gebracht worden. Anfang Februar befanden sich also im Westen von Danzig noch Pommern, im Süden der ehemalige polnische Korridor bis etwa zur Linie Pr. Friedland-Schwetz und im Osten eine schmale Landverbindung mit Königsberg über die Frische Nehrung in deutscher Hand. östlich der Weichsel hielten sich nur noch Elbing, Marien-burg und Graudenz.
In diesem Gebiet verteidigte die geschlagene, aber nicht vernichtete 2. Armee nun den Raum zwischen der Weichsel und der Linie Stolp-Pr. FriedlandL Die natürlichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Verteidigung dieses Raumes waren günstig. Seine Ostgrenze bildeten das teilweise unter dem Meeresspiegel liegende groĂe Mündungstiefland der Weichsel mit seinen zahlreichen Wasserläufen, Vorflutern und Entwässerungsgräben, das man zudem durch Durchstechen der Dämme unter Wasser setzen konnte—und das späte auch tat-, und anschlieĂend das breite Tal der Stromweichsel mit seinen steilen Rändern, auf denen oben die Städte Dirschau, Mewe, Neuenburg und Schwetz liegen; im Süden erstreckte sich zwischen Schwetz und Konitz die Tucheler Heide, ein etwa 50 km tiefes Waldgebiet, das massierte Panzerangriffe sehr erschwert. Viele Seen darin gewährten noch zusätzlichen Schutz. Auf der Westseite gegen Pommern boten die kaschubische Seenplatte mit ihren langgestreckten, meist nordsüdlich verlaufenden Seen, zahlreiche Seenengen, groĂe Wälder und unübersichtliches, stark und tief zertaltes Gelände einer entschlossenen Verteidigung gute Chancen.
Für den Nachschub standen auch nach dem Verlust der Landverbindung mit Stettin die leistungsfähigen Häfen von Danzig und Gotenhafen zur Verfügung, denn die deutsche Marine besaĂ die Seeherrschaft in der Ostsee. Vier Hauptbahnlinien führten von diesen Häfen fächerförmig in den zu verteidigenden Raum hinein, die noch durch mehrere Nebenstrecken ergänzt und miteinander verbunden waren. Dieses Bahnnetz spielte denn auch bei der Treib-Stoffknappheit eine wichtige Rolle. Ebenfalls auf die Versorgungsbasis Danzig-Gotenhafen ausgerichtet war das StraĂennetz - alles zusammen raummäĂig also eine durchaus erfolgversprechende Ausgangslage.
Doch was stand für die Verteidigung dieses ziemlich umfangreichen Gebietes zur Verfügung? Es waren zunächst nur die geschlagenen und furchtbar dezimierten Divisionen der 2. Armee. Die Truppe war erschöpft. entmutigt, verbittert, sie hatte keine schweren Waffen mehr, von wirksamer Unterstützung durch die Luft-Waffe ganz zu schweigen. Dann waren zwar
einige halbwegs intakte Divisionen aus Kurland und aus dem Westen zugeführt worden. aber alle wurden sie in entscheidenden Situationen durch den gegen Kriegsende allgemein spürbaren Treibstoffmangel in der so notwendigen Beweglichkeit behindert. ganz im Gegensatz zu den angreifenden Sowjets. Diese besaĂen eine überwältigende Ăberlegenheit an Menschen und Material. sie konnten ihre Angriffsschwerpunkte ständig wechseln, örtlichen Widerstand umgehen, Einbruchstellen durch schnelle Zuführung von Verstärkungen vergröĂern und zu Durchbrüchen erweitern — und sie wussten diese Vorteile auszunutzen.
Es kam hinzu, dass die meist zu spät erfolgte Evakuierung der Zivilbevölkerung und ihre Flucht unvorstellbar verstopfte StraĂen zur Folge hatten, was ebenfalls die Operationen der deutschen Truppen in hohem MaĂe behinderte. Nicht zuletzt aus diesem Grunde konnten wichtige Verteidigungsräume manchmal nicht rechtzeitig erreicht und besetzt werden.
Und schlieĂlich wird es hier und da den Russen auch gelungen sein, durch aus deutschen Gefangenen bestehende Antifagruppen Panik und Verwirrung in der deutschen Front zu verbreiten, wie Major Lew Kopelew, Leiter einer solchen Propagandagruppe, berichtet. So hatte seine Gruppe ein deutsches Regiment in Graudenz veranlasst, die Waffen niederzulegen; die Garnison der Festung kapitulierte daraufhin, Doch eine entscheidende Rolle spielten sie wohl nicht, ebensowenig wie die polnischen Partisanengruppen in der Tucheler Heide.
Unter den seit Ende Januar neu zugeführten Divisionen. die dünne Front der 2. Armee verstärken sollten, befanden sich die 31., 32. und 227. Infanteriedivision und die 4. Panzerdivision, altbewährte Divisionen aus Kurland. Die 4. PzD und die 227. ID wurden zu Hauptstützen der Abwehrkämpfe an der Südfront der 2. Armee. Das war zunächst die am meisten gefährdete Front. Sie bestand anfänglich lediglich aus einem dünnen- Beobachtungsschleier aus
schnell zusammengerafften, wenig kampfkräftigen gen Einheiten.
Abwehrkämpfe in und beiderseits der Tucheler Heide
Nach der Einnahme Brombergs am 27. 1. bot sich den Sowjets die Möglichkeit die Weichselfront von der Flanke her rum Einsturz zu bringen. Sie traten am 1. Z mit starken Infanterie und Panzerkräften zum Angriff nach Norden an mit dem Ziel, die Front von rückwärts aufzurollen und die bei Graudenz noch ostwärts des Flusses kämpfende deutsche 83. ID abzuschneiden. In den ersten Februartagen erzielten sie westlich Schwetz einen tiefen Einbruch, der bis Osche reichte, das an der StraĂe nach Pr. Stargard liegt (Siehe Karte 1) .
Zur Verstärkung dieser bedrohten Front setzte nun das in Pr. Stargard befindliche Oberkommando der 2. Armee die 4. PzD sowie die 227. ID ein. Beide Divisionen, auf dem Eilmarsch nach Süden zur Front aus den Reihen zuruckweichender Einheiten als Blödmänner und Kriegsverlängerter beschimpft, waren noch ungebrochen in ihrem Kampfwillen. Die als erste zur Verfügung stehende 4. PzD schirmte seit dem 26. 1. von Schwetz bis Zempelburg ab, das sind 75 km Fronlinie; die 227. ID, die vorher die Weichselfront zwischen Dirschau und Neuenburg stabilisiert hatte, konnte eist seit dem 4. 2. am Südrand der Tucheler Heide, westlich Osche, eingesetzt werden.
Die 4. PzD führte im Raum Osche am 1. und 2. Februar mit allen dort verfügbaren Kräften -und das waren lediglich zwei schwache Panzerkompanien. die nur wenige Liter Benzin in den Tanks und ganz geringe Munitionsbestände
hatten — einen FlankenstoĂ gegen den sowjetischen Einbruchskeil. Am 3. 2, stieĂen die deutschen Panzer noch einmal vor. gewannen Gelände nach Osten und konnten es auch am 5. und 6. halten. Sie nahmen einen Teil der aus Thorn ausgebrochenen 31. und 73. ID auf. mussten sich jedoch danach vor der russischen Ăbermacht wieder zurückziehen.
Am 10. Februar trat der Russe zum Angriff gegen die 227. ID und die westlich anschlieĂende 4. PzD an. Sie konnten sich zwei Tage behaupten, wurden dann aber aus Munitionsmangel ein paar Kilometer zurückgedrückt Die neue Hauptkampflinie (HKL) verlief nun etwa
im Zuge der alten .NapoleonstraĂe". die von Tuchel über Osche nach Neuenburg führte. Doch die personelle Lage war katastrophal So hatte beispielsweise das L BU. des Panzergrenadierregiments 33 der 4. PzD am 11. 2. nur noch eine Kampfstärke von zwölf Mann, und diese zwölf Mann sollten einen Frontabschnitt von 12 km halten! Eine durchlauf ende Verteidigungslinie war darum nicht möglich.
Das nächste Durchbruchsziel der Sowjets wai Tuchel. dessen Baimhof für den deutschen Nachschub so wichtig war. Die Schlacht um Tuchel wogte hin und her vom 11. bis 14. Februar. Die Abwehr war nur stützpunktartig möglich. und zwischen diesen Stützpunkten brachen die russischen Panzer immer wieder durch. so dass die Stadt schlieĂlich in der Nacht zum 15. 2. geräumt werden musste. Doch ein russischer Durchbruch nach Norden konnte verhindert und das Vordringen der Roten Armee erheblich verlangsamt werden. Bei Tuchel wurden allein von der 4. PzD 99 Feindpanzer abgeschossen.
Die Hoffnung auf eine plötzliche Ănderung der politischen und militärischen Lage lieĂ die Divisionen der Südfront den ganzen Februar hindurch um jedes Waldstück, jeden Höhenzug erbittert kämpfen. Am 16. 2. war die Lage bei der 227. ID zum ZerreiĂen gespannt, da kein Sprit und keine Munition mehr da waren. Die Front musste alle paar Tage zurückgenommen werden. Hielt eine Division und Nachbarn
gingen zurück, dann musste auch die Front der haltenden Division zurückgenommen werden, um nicht überflügelt und abgeschnitten zu werden. Ein Wiedergewinnen einmal verlorenen Geländes aber war wegen der immer mehr zusammenschmelzenden Kampfstärke nur noch selten möglich. Konitz wurde von der Panzeraufklärungsabteilung 4 der 4. PzD bis zum 18. Februar verteidigt, zuletzt mit Unterstützung der dort neu eingesetzten 7. PzD. Diese hatte vorher bei der Verteidigung Elbings mitgewirkt; als Elbing am 11. 2. aufgegeben wurde und zudem Tauwetter eingesetzt hatte, so dass ein russischer Panzerangriff im Marienburger Werder nicht mehr zu befürchten war. konnte die Division. an die Südfront in Marsch gesetzt werden.
Der russische Druck im Süden lieĂ nicht nach. Die Sowjets schoben sich zwar langsam, doch unaufhaltsam durch die Tucheler Heide nach Norden. Am 20. Februar verlief die deutsche Abwehrlinie beiderseits Heiderode (Czersk) am Schwaizwasser entlang nach Osten bis Lubichau und weiter über Gr. Wollental nach dem neuen Eckpfeiler Mewe. Dort an der Weichsel waren nach harten Kämpfen am 13. 2. Schwetz, am 18. 2. Neuenburg verlorengegangen. Die ab 16. 2. nach der Zerstörung der Weichselbrücke völlig eingeschlossene schwache Besatzung von Graudenz. wo am 16. 2. noch die 83. ED abgezogen worden war, hielt sich in der Feste Courbiere noch bis zum 5. März.
Einbrüche westlich und östlich Heiderode über die Bahnlinie hinweg nach Norden konnten vom 20. bis 24. 2. mit Hilfe der 4. PzD in schwungvollen Gegenangriffen wieder bereinigt werden. Diese Division hatte am 18. 2. neue Panther-Panzer erhalten. die auch den russischen Stalinpanzer knacken konnten, und wurde nun herausgelöst und als Armee-GegenstoĂ-Reserve bereitgehalten. Sie griff jetzt mit Kampfgruppen in die Kämpfe zwischen Koniti und Pr. Stargard ein und stützte die wankende Front immer wieder ab. Eine Ruhepause, so nötig sie gewesen wäre, gab es für sie nicht.
Am 25. Februar hatten sich die erbitterten Abwehrkämpfe in die Gegend südlich Pr. Stargard und nördlich Heiderode verlagert. Hart gerungen wurde insbesondere um Lubichau und Gr. Wollental, um den russischen Angriff auf Pr Stargard zu stoppen. Beide Ortschaften, 15 km südlich Pr. Stargaid sowohl an Bahnstrecken als an groĂen StraĂen gelegen, wurden erst nach tagelangen Kämpfen preisgegeben.
Die deutschen Panzer werden abgeschnitten.
Die in Danzig verbliebene Bevölkerung hatte die ganze zweite Hälfte des Februars hindurch mit wachsehdei1 Besorgnis die Wehrmachtsberichte verfolgt in denen fast täglich von schweren Kämpfen in der Tucheler Heide die Rede war. Sie ahnte noch nicht, dass die Katastrophe nicht von Süden, sondern von Westen her über die Stadt hereinbrechen würde.
Am 4. März -wurde die 4. PzD überraschend von einer Stunde zur anderen von ihrem damaligen Einsatzraum nördlich Heiderode zum 50 km entfernten Bütow befohlen. Sie sollten dort bei der 3ZID „die Lage wiederherstellen“.
Was war geschehen? Warum wurde die seit Ende Februar wieder fast kriegsstark ausgerüstete 4. PzD aus der schwer ringenden Südfront herausgelöst und Hals über Kopf nach Westen, nach Pommem. geworfen?
Eine dramatische Ănderung und Verschlechterung der Lage war eingetreten: die Russen hatten in den letzten Februartagen in Pommern die dünne Front zwischen Rummelsburg und Bublitz durchstoĂen, und ein zunächst schmaler, dann sich immer mehr nach den Seiten verbreiternder Panzerkeil war in schnellem Vordringen durch Pommern nach Norden zur Ostseeküste. Ein Teil hatte nach Osten eingedreht und bedrohte nun die gesamte 2 Armee.in WestpreuĂen von rückwärts. Die Abwehrfront der 32. ID bei Gr. Tuchen. 12 km südwestlich Bütows, wurde mit überlegenen Kräften angegriffen und konnte nur durch das Eingreifen eines Panzerregiments der 4. PzD am 5. 3. mit
Mühe vor dem völligen Zusammenbruch bewahrt werden.
Auch bei der nächsten und übernächsten westlichen Nachbardivision waren rückläufige Bewegungen zu erkennen.
Da zu diesem Zeitpunkt aber die Spitzen der russischen Panzerkeile bereits die Küste bei Köslin erreicht hatten, ohne auf zusammenhängenden Widerstand zu stoĂen — zwischen Bütow und der Küste beland sich nur eine einzige Division, die 215. ID, mit wenigen Panzern — und die 2. Armee damit isoliert war. beschloss die Armeeführung am 5. oder 6. März, die Front in den Raum Neustadt — Karthaus zurückzunehmen, einen verkürzten Abwehrriegel hinter dem Zamowitzer See und über Neustadt und Kartliaus nach Dirschau verlaufend aufzubauen und so lange wie es irgend ging zu halten. damit noch möglichst viele Menschen über See herausgebracht werden könnten. Am 6. März wurde daher eine gepanzerte Kampfgruppe der 4. PzD in Bütow zum Eisenbahntransport in einen neuen Einsatzraum in der Gegend von Neustadt verladen.
Der Transportzug kam am frühen Morgen des 7. März jedoch nur bis Danibrkow, 20 km nördlich Bütow: dort waren bereits die Russen! Und eine neue Hiobsbotschaft, ein dringender Funkspruch, erreichte die vor Damerkow ausgeladenen Panzer: .Neue Lage. Sowjetpanzer im Angriff auf Karthäus. Beschleunigt nach Karthaus durchkämpfen!".
So rollte die Kampfgruppe am 7. 3. auf der noch feindfreien groĂen StraĂe über Sierakowitz nach Osten in Richtung Karthaus. Unterwegs traf sie auf ein Chaos von ineinander verkeilten Flüchtlingstrecks. die einen drängten nach Stolp, die andern zurück nach Karthaus.
wieder andere druckten von Norden herunter und von Süden herauf. Der Fluchtweg über Pomraem nach Westen war versperrt, ein Entkommen gab es für die Trecks von nun an nur noch nach Gotenhafen und Danzig — falls sie überhaupt noch durchkamen. Denn mittlerweile hatten die Russen mehrere tiefe Panzerkeile in die vom 23. Februar bis 6. März noch einigermaĂen gehaltene Südfront getrieben. Diese Südfront verlief damals von Mewe nach Westen zum Weitsee in der Tucheler Heide südlich Berent. Der gefährlichste und tiefste Einbruch durchstieĂ die deutsche Front in der Nacht zum 7. März östlich vom Weitsee bei Paleschken. Auch die daraufhin hinter die Seenkette südöstlich Berent zurückgenommene neue Frontlinie wurde — anscheinend während der Absatzbewegungen — aufgerissen. Die russischen Panzer drangen unaufhaltsam nach Norden vor und erreichten am Nachmittag des 7. März Eggertshütte. am Abend Seeresen und Rheinfeld bei Zuckau. Die letzten beiden Orte lagen schon östlich Karthaus, zwischen Karthaus und Danzig! Das Ziel war deutlich: die noch im Raum Berent — Bütow — Karthaus stehenden deutschen Verbände, die 227. und 32. ID, die 4. und die 7. PzD, sollten abgeschnitten und eingekesselt werden. Am 8. März waren die Russen in Zuckau und Seefeld und blockierten damit die direkte Strasse nach Danzig und Gotenhafen, am 10. März vor Kölln und Quaschin (Quassendorf). Ihr Angriffsziel war nicht Karthaus, die Stadt wurde seitlich liegengelassen! Sie blieb daher noch in deutscher Hand bis zum Abend des 11. März.
Es wurde aber schon am 8. 3. deutlich, dass Karthaus ein verlorener Posten geworden war, dass eine neue Frontlinie von Neustadt über Karthaus nach Dirschau nicht mehr aufzubauen war. Die am 8. 3. in Karthaus eingetroffenen Vorausabteilungen der 4. PzD — das Gros lag ohne Benzin westlich Karthaus bei Moisch fest — versuchten zwar, den russischen Vormarsch östlich der Stadt durch Plankenangriffe zu stoppen. Doch der Angriff am Morgen des 8. 3. aus Gegend Schönberg in Richtung Pollenschin wurde bei Kapellenhütte und Chielshütte zusammengeschossen. Die Russen waren dort schon viel zu stark. Ein zweiter am Vormittag des 8. 3. vorgetragener Angriff entriss den Russen mit dem letzten Tropfen Benzin vorübergehend Seeresen; ein Zug der Panzeraufklärungsabteilung nahm im Handstreich Zuckau Dieser Erfolg ermöglichte es dann wenigstens der 2. Armee, zwischen Zuckau und Leesen eine neue Abwehrfront aufzubauen; sie hat dort bis zum 18. März gehalten.
Am 9. März traf auch die 227. ED in Karthaus ein. Die noch am 3. 3. von ihr hart südlich des Weitsees gehaltene Front war nm 7. 3. in das Waldgebiet dicht südlich Berent zurückgenommen worden. Doch auch dort konnte und durfte sie wegen der in der Nacht zum 7. aufgerissenen linken Flanke nicht bleiben. Die Gefahr des Abgeschnittenwerdens war zu groĂ. So wurde am 8. März um 16 Uhr die sofortige Absetzung nach Karthaus befohlen. Die letzten Kolonnen der 227. ID räumten Berent am 8. März um 21 Uhr und mogelten sich auf einem Umweg über Stendsitz und Borruschin westlich vom Radaunensee — der direkte Weg über Klobschin und Eggertshütte war schon nicht mehr frei — bei Nacht und Schneetreiben nach Karthaus durch.
Die 4. PzD beabsichtigte nun, zusammen mit der 227. ID, die Karthaus vor dem Gros der Panzer erreichte, weil dieses ohne Brennstoff unterwegs festlag, sowie einem Panzerregiment der 7. PzD und Teilen der 73. ID auf der groĂen StraĂe über Zuckau nach Danzig durchzubrechen. Doch ihr Angriff nm 9. 3. frühmorgens hatte nur teilweise Erfolg. Der Durchbruch nach Zuckau gelang nicht Es war schon zu spät,
So blieb jetzt nur die Hoffnung, durch den sofortigen Abmarsch der Divisionen in nord-westlicher- Richtung in einem weiten Bogen über Schwanau und Lebno Schönwalde zu erreichen und von dort irgendwie nach Gotenhafen zu entkommen. Jedoch nur die 227. ID konnte sofort abmarschieren. Sie hatte Glück. der Weg über Kölln nach Bojahn war am 10. 3 noch feindfrei Der Raum um Bojahn als Teilstück der neuen Frontlinie um Gotenhafen und Danzig wurde am 11. März erreicht und besetzt Er sollte eine Woche lang zum Brennpunkt dei Abwehrkräfte werden; nach seinem Verlust gelang den Sowjets der Durchbruch zur See zwischen Gotenhafen und Zoppot und damit die Aufspaltung der 2. Armee.
Die Masse der Panzer dagegen lag am 10 morgens noch immer bewegungsunfähig mit leergefahrenen Tanks an den StraĂen von Bütow nach Karthaus. Und der Russe drückte den Schlauch von Westen her immer enger zusammen! Nun wurde als neuer Rückmarschweg für die in Karthaus befindlichen Einheiten der 4. PzD die StraĂe Karthaus - Kobissau - Wilanowo - Lebno - Schönwalde - Steinkrug -Kolletzkau befohlen; sie allein bot noch Aussichten auf ein Entkommen aus der Umklammerung. Im Raum Kolletzkau sollte dann eine neue Auffangstellung gebildet werden.
Am 10. März um 5 Uhr morgens meldeten sich die Truppenteile mit Räderfahrzeugen auf der Strecke zwischen Lebno und Steinkrug, um 17.15 Uhr die vordersten Panzer aus Schönwalde, doch 21 Panzer mussten zwischen Lebno und Schonwalde zurückgelassen werden.
Die Division funkte von ihrem neuen Gefechtsstand in Lensitz: .Feind in Kölln!" Doch auch am 11.3. lag das Gros der Panzer noch fest; die Panzer der zwei Panzerdivisionen der 2. Armee lagen bewegungsunfähig weit vor dei Front in den Wäldern zwischen Karthaus und Schönwalde! Die Lage war verzweifelt — da geschah ein Wunder. Zwei Zugmaschinen mit angehängten Tiefladern beladen mit Benzinkanister, hatten sich von Gotenhafen auf Schleichwegen durch die Wälder geschlängelt und machten die bei Kobissau festliegender. Panzer wieder flott. Und auch durch am 12 März in Schönwalde eintreffenden Kraftstoff konnten dank aufopfernder Verteidigung von Schönwalde durch einige Panzer der 4. PzD unter Hauptmann Lange die restlichen Panzer bis zum Mittag des 13. März betankt werden Am 13. um 12.20 Uhr überschritten sie die deutschen Linien bei Kolletzkau.
Sie waren buchstäblich im allerletzten Augenblick der Umklammerung entkommen —denn schon wurde Kolletzkau von starken

sowjetischen Panzerverbänden von Nordwesten her stürmisch angegriffen um die Zange zu schlieĂen.
Letzte Abwehrfront auf den Höhen um Danzig und Gotenhafen
War es nach dem StoĂ der Russen durch Pommern bis zur See zunächst geplant gewesen, eine neue Abwehrfront im Schutze des Zamowitzer Sees aufzubauen, um eine Abspaltung der Halbinsel Hela mit seiner Marinebasis zu verhindern und sie dann westlich Neustadt im Bogen über Karthaus nach Dirschau zu führen. so zeigten die sich überschlagenden Ereignisse sehr bald. dass dies nicht mehr möglich war. Spätestens am 9. März wurde klar dass eine Einbeziehung von Karthaus nicht mehr verwirk-licht werden konnte und am 13. brach der Russe auch zwischen Neustadt und dem Zamowitzer See durch und erreichte bei Putzig erstmals die Danziger Bucht Hela war damit abgeschnitten, Neustadt nicht mehr zu halten.
Das Oberkommando der 2. Armee entschloss sich daher zu einer verkürzten Verteidigungslinie, die Karthaus. Neustadt und Putzig preisgab und erst südlich Putzig hinter der fünf Kilometer breiten Niederung der Rheda, dem Brückschen Bruch, ihren Anfang nahm. Sie begann
am Putziger Wiek bei Rewa und verlief als starke, vor Panzerangriffen sichere Höhenstellung am Nordrand der Oxhöfter Kämpe entlang bis zum 65 m hohen Eichberg, überquerte das dort ebenfalls fünf Kilometer breite Gdingener Urstromtal mit Einschluss der ausgedehnten Ortschaft Rahmel und umfasste auf der anderen Seite die bis zu 135 m ansteigende Wilhelms-hohe. die als Eckpfeiler sowohl das Urstromtal als auch den Ausgang des bei Rahmel mündenden Schmelztales beherrschte. Dann lief sie im Gnewauer Forst das Schmelztal aufwärts — wohl auf der Sudseite — bis westlich Kolletzkau (Kollendorf) und Bojahn, die beide noch innerhalb des Frontbogens lagen. Sicherlich hatte die neue Frontlinie ursprünglich über Kölln und hinter dem Tuchomer See entlang über Banin und Pempau verlaufen sollen, doch das war durch den schnellen PanzervorstoĂ der Sowjets nach Quaschin durchkreuzt worden.
Hinter sich hatte sie den mächtig ansteigenden waidfreien Rücken des Dohnasberges (höchste Erhebung 206 m) ais festen Rückhalt und flankierenden Stützpunkt zur Sperrung der groĂen StraĂe von Quaschin über GroĂ und Klein Katz nach Gotenhafen. Kölln und Quaschin lagen nun also vor der Front. Die deutschen Linien mussten daher hart nördlich und östlich um Quaschin herumgeführt werden; sie bogen dann nach Süden und liefen über Espenkrug, Banin und Pempau nach Ellernitz bei Zuckau, von dort zwischen Rheinfeld und Nestempohl zum Lappiner See und weiter über Schaplitz — Meisterswalde — Schwarzenfelde — Gr. Trampken nach Dirschau. (Siehe Karte2)
Die Nogatfront wurde aufgegeben. In der Nacht rum 9. März wurden die Brücken über die Nogat gesprengt und der Rückzug aus der Marienburg und dem Marienbeuger Werder angetreten. Neuteich wurde am 10., Tiegenhof am 11. März geräumt; die deutschen Stellungen zogen sich dort nun hinter der Linau etwa von Tiegenort über Neuteicherwalde nach Palschau zur Weichsel Die Dirschauer Weichselbrücke wurde am Morgen des 8. 3. gesprengt, die Stadt am 12. kampflos geräumt Die Front verlief nun südlich Hohenstein, vor sich die Niederung der oberen Mottlau, hinter sich die Klempiner Berge (123 m). östlich Hohenstein lehnte sie sich an die Weichsel bei Güttland.
Die Klempiner Berge haben aber dann doch keine groĂe Rolle gespielt Die Russen griffen erst sehr spät, am 21. März, bei Hohenstein an. Der Grund hierfür ist wohl darin zu sehen, dass unsere Stellungen bei Hohenstein nur an der westlichen Flanke weibräumig umgangen werden konnten denn auf der östlichen Flanke lag das für Panzerangriffe ungeeignete Werder.
Der russische Durchbruch in Richtung Praust geschah daher nicht über Hohenstein. er erfolgte Mitte Matz über Gr. Kleschkau. Hier nämlich bot sich beidseitig Raum an für überflügelnde Panzerangriffe, hier wurde ein Durchbruch daher schon um den 10. März herum versucht. in Schöndarling bei Hohenstein dagegen lagen noch bis rum 17. März Fallschinnjäger in Ruhe; sie wurden am 17. 3. zur Armeereserve erklärt und nach Emaus verladen. von dort am 18. bei Oliva eingesetzt
Der Armeeführung war klar, dass auch die verkürzte Abwehrlinie über kurz oder lang dem übermächtigen Druck nicht würde standhalten können. Was ihr an Truppen noch zur Verfügung stand. waren keine festgefügten Divisionen mehr, es waren nur mehr Kampfgruppen aus oft auf Regimentsstärke zusammengeschmolzenen Divisionsverbänden, die seit Wochen im härtesten Kampf standen. und denen es vor allem an schweren Waffen. Treibstoff und ausreichender Munition fehlte. Die um Danzig und Gotenhafen seit langem ausgebauten Feldstellungen und Panzergräben konnten daher allenfalls verzögernd wirken. Hinter der Front waren nur schwache bewegliche Verbände vorhanden. die als Eingreifreserven russische Einbrüche hätten ablangen und eingedrungenen Feind zurückwerfen können. Auch war der Raum jetzt schon so eng geworden. dass Einbrüchen schon bald nicht mehr durch Zurücknahme der Front begegnet werden konnte.
Einen nachteiligen Einfluss ausüben musste beim Endkampf im Festungsgebiet Danzig-Gotenhafen auch das Fehlen einer einheitlichen Befehlsgewalt über die dort liegenden Verbände des Heeres. der Luftwaffe, der Kriegsmarine, der Polizei und der S.S.
. Der Armeeführer—seit dem 12. März der aus OstpreuĂen gebürtige General von Saucken als Nachfolger des Generalobersten WeiĂ — sah es daher als einzige ihm noch verbliebene Aufgabe «n, so vielen Flüchtlingen und Danzigern wie irgend möglich den Weg zur Flucht über die See offen zu halten. Und die kämpfende Truppe folgte ihm darin Auch sie hatte die militärische Aussichtslosigkeit einer weiteren Verteidigung von Danzig und Gotenhafen erkannt, hatte die von einer verlogenen Propaganda genährte Hoffnung auf eine überraschende Wende verloren — aber sie krallte sich an jeden FuĂbreit Boden. Dass dieser Krieg verloren war, schreibt Hans Schäufler, damals Oberleutnant und Nachrichtenoffizier in der 4. PzD, in seinem aus-gezeichneten Buch „Panzer an der Weichsel", das wussten inzwischen auch die Dümmsten. „Es gab absolut nichts mehr zu erben. keine militärischen Ehren. keine Orden. keine Beförderung. keinen Sonderurlaub. nur noch einen kalten Arsch. wie das die Landser jener Tage so treffend formulierten. Es war nur noch ein erbarmungsloser Kampf ums nackte Ăberleben, um das eigene und das der Hunderttausende, die noch auf uns vertrauten, die vor den sowjetischen Panzern in Danzig oder Gotenhafen sein wollten. wo Schiffe auf sie warteten, die sie nach Westen in die Freiheit bringen wollten." Und nur wenige aus der kämpfenden Truppe lieĂen ihre Kameraden im Stich, setzten sich auf eigene Faust ab oder warfen die Waffen weg.
Die am meisten gefährdete Stelle der neuen Abwehrfront war ihre um Quaschin zurückschwingende tiefe Einbuchtung; von da bis zur See bei Adlerhorst waren es nur noch acht Kilometer. Klar, Dass der Russe hier versuchen würde, unter dem Einsatz aller Mittel zur See durchzustoĂen. die deutsche Front zu spalten und damit Gotenhafen von Danzig zu trennen. Auch ein Stoss über Espenkrug und Wittstock durch die Wälder in Richtung Zoppot und Oliva mit demselben Ziel lag nahe.
Den Verteidigern kam zugute, dass das Gelände der Verteidigung einige Vorteile bot. Die StraĂe von Quaschin über GroĂ Katz in Richtung Gotenhafen läuft zwar durch ein waldfreies Gebiet, wird aber beiderseits von teilweise wald-bedeckten Höhen flankiert, und diese waren durch im November 44 begonnene Verteidigungsanlagen stark befestigt worden. Der äuĂere Verteidigungsring um Gotenhafen begann auf den waldfreien Höhen westlich Koliebken — Taubenberg. Katzenbuckel und andere — und verlief über GroĂ Katz entlang dem hochgelegenen Waldrand des Krückwaldes nördlich des Dorfes, wo schon die Polen im September 39 ihre Stellungen hatten, schützte und sperrte also diese StraĂe. Der Dohnasberg allerdings war laut Bericht von Udo Ritgens. damals Major im Stabe der 227. ID, unbegreiflicherweise in diesen Stellungsgürtel nicht einbezogen worden!
Eine weitere Verstärkung der Verteidigung bildeten die 8.8 cm Flakgeschütze der um Gotenhafen sehr starken Marineflak, die in der Panzerabwehr unübertroffen waren sowie die schwere Schiffsartillerie des Kreuzers Prinz Eugen und anderer Kriegsschiffe. die mit Erfolg russische Panzerbereitstellungen bekämpften. Auch konnten in den Wäldern von Gotenhafen über Zoppot bis Oliva wirkungsvolle Panzersperren angelegt werden. .
Der massive russische Druck auf die neue Abwehrfront begann jedoch nicht bei Quaschin. sondern im südlichen Abschnitt. Dort waren in der Nacht zum 7. März beiderseits Pr. Stargards starke Panzerverbände nach Norden durchgebrochen; sie standen am 8. März morgens etwa m Linie Meisterswalde — Gr. Trampken. Es kam zu schweren Kämpfen; Saskoschin. wo
SS mit der Panzerfaust kämpfte. wechselte siebenmal den Besitzer, Domachau lag frühmorgens unter russischem Artilleriefeuer, Meisterswalde ging am Nachmittag des 8. März trotz Abschuss von 16 Panzern verloren. Die Sowjets konnten aber vor Gr. Kleschkau zum Stehen gebracht werden.
Am 10. März griff der Russe dort immer wieder an. Der Widerstand war verzweifelt Den neuen Panzern, die in Praust ausgeladen wurden, fehlte der Sprit, so dass sie auf der Rampe und um Praust stehen blieben. Die Artillerie litt schon seit langem unter Munitionsmangel Am 11. März brach der Russe auf Lagschau-Kladau durch. die deutschen Batterien machten Stellungswechsel nach Schönwarling. Aber der erstrebte Durchbruch der Sowjets in Richtung Danzig gelang nicht, der Zusammenhang der Front vor Gr. Kleschkau konnte gewahrt werden. Die Abwehr klammerte sich hauptsächlich an den Lauf der Kladau. Die folgenden Tage bis etwa zum 17. verhielt sich der Russe dann dort ruhig. Statt dessen versuchte er es nun im Nordabschnitt, bei Quaschin.
Hier waren im Lauf des 11. März die Regimenter der 227. ID von Karthaus her im Raum Lensitz — Kolletzkau — Kölln angelangt und hatten sich mit dem Schwerpunkt in der Gegend von Bojahn, den Höhenzug der Dohnasberge im Rücken, zur letzten groĂen und planmäĂigen Verteidigung formiert. Da der Feind nicht sofort auf breiter Front nachstieĂ, kam es noch einmal zu einer kleinen Verschnaufpause. Sie wurde eifrig genutzt, um Stellungen zu graben und eine feste. zusammenhängende Front aufzubauen. Die Truppe hatte buchstäblich nichts na. Stellungen vorgefunden, die sie mit Recht erwarten konnte! Die Enttäuschung über die in' diesem so wichtigen Abschnitt versäumten VerteidigungsmaĂnahmen war groĂ.
Am 13. März greift die 1. Gardepanzerarmee mit starken Panzerkräften, die durch Artillerie und Luftwaffe unterstützt werden. die Front der
Division westlich der Dohnasberge unaufhörlich an. aber alle Angriffe werden abgeschlagen. Auch in den nächsten Tagen wird der Abwehrkampf gegen den beiderseits Quaschin erstrebten Durchbruch zunächst mit Erfolg geführt Die 4. PzD. die beiderseits Gluckau steht, kann mit gepanzerten Kampfgruppen nach rechts und links eingreifen und russische Durchbruchsversuche abwehren. Am 14. März riegeln sie eine Frontlücke bei Pempau ab. am 15. unterstützen sie einen nächtlichen Gegenangriff eines Füsilierbataillons der 389. ID zur Rückgewinnung des Dorfes Neue Welt am Wittstocker See südlich Espenkrugs. das am 13. in russische Hand gefallen war. Es gelingt ihnen auch, die Seenenge zwischen dem Espenkruger und dem Wittstocker See zu sperren. Drei Tage lang. vom 15. bis zum 18., kämpfen ein paar Panther mit Erfolg an dieser bedrohlichen Stelle der Front, die bei Espenkrug nur 6 km von Zoppot und Oliva entfernt ist. Die Masse der 4. PzD verteidigt die Abwehrstellung beiderseits Ramkau bis hin nach Zuckau. Zwar geht Ramkau am 16. verloren. doch die HKL kann im wesentlichen gehalten werden.
Am 17. März aber verschlechtert sich die Lage zusehends. Immer hartnäckiger und pausenloser greift der Feind auf der ganzen Front von Rahmel bis Hohenstein an. immer mehr muss mit der Munition gespart werden. immer mehr schwere Waffen Wie Panzer, Sturmgeschütze und Artillerie fallen wegen Ăberbeanspruchung aus und können nur in beschränktem Umfang wiederhergestellt werden. Die russische Luftwaffe verstärkt sich, immer seltener greifen deutsche Jäger ein. Am 17. greift der Russe am ganzen äuĂeren Verteidigungsring von Gotenhafen an und drängt die HKL zurück. Aber die Wilhelmshöhe bei Rahmel und der Dohnasberg werden noch gehalten. Ein schmaler Panzerkeil, der das Marschautal hinunter bis dicht vor Kielau herangekommen war, wird eingeschlossen.
Der weit nach Westen vorspringende Bogen der Abwehrstellung, wo seit dem 7. März das Gutshaus in Leesen bei Zuckau zum Infanterie und Artilleriegefechtsstand und Verbandsplatz eingerichtet ist, muss am 18. nach tagelangen sehr blutigen Kämpfen zurückverlegt werden, weil die Nachbarabschnitte zurückgeben und die beherrschende Höhe 164.9 nördlich Leesen auch mit Panzerhilfe nicht wiedergenommen werden kann. An diesem unerhört harten Abwehrkampf der 252. ID vor Leesen nahmen auch Einheiten der 4. PzD teil.
Südlich Leesen hatten sich die Russen am 17. bis vor Kahlbude herangeschoben. Auch die Südwestfront war seit dem 17. wieder starkem Druck ausgesetzt Der „Raum von Kleschkau" wird im Wehennachtsbericht vom 18. März erstmals ausdrücklich erwähnt — was nichts anderes bedeutet. als dass der Ort Kleschkau bereits verloren war und dass das am 17. geschehen sein wird. denn der Wehrmachtsbericht meldete ja — wenn überhaupt — die Ereignisse des Vortages. Russische Panzer versuchten auf der StraĂe Gr. Kleschkau — Gr. Saalau — Straschin/Prangschin — Ohra durchzubrechen. Drei Panther der 4. PzD, die Russen dort einige Zeit aufhalten sollten, schossen am 18. beim Gut Gr. Saalau. wo eine Abteilung Volkssturm eingeschlossen war, zwei Dutzend russische Panzer ab.
In der Nacht zum 19. März traf die von Flüchtlingen überquellende Stadt Danzig ein schwerer Bombenangriff. Die Superfestungen kamen aus dem Westen und flogen nach Osten aus. In der Nacht zum 20. kamen sie wieder und zwar aus dem Oster warfen fast ungehindert ihre Bombenlast über der Stadt ab und flogen nach Westen ab.
Am 19. März stand die rote Armee bereits „ sudwestlich Praust". wie der Wehrmachtsbericht vom 20. sagt. und er nennt diesen Raum neben demjenigen westlich Gotenhafens und Zoppots einen Brennpunkt der Kämpfe.
Am 20. griffen die Sowjets nach mehrstündigem Trommelfeuer zwischen Bissau und Leesen mit drei Schützendivisionen und 30 Panzern die Front der 4. PzD an und setzten diese Angriffe auch am 2l. fort. Von dort führt die direkte StraĂe über Nenkau und Emaus nach Danzig! Aber immer noch konnte der Durchbruch nach Danzig gerade noch verhindert werden.
Der Raum um Gr. Katz liegt mittlerweile seit Tagen unter schwerstem Artilleriefeuer. Den , beherrschenden Höhenrücken der Dohnasberge verteidigt das Gren. Regt. 366 der 227. ID unter Oberstleutnant Schewe. Immer wieder gelingt es diesem tapferen Manne. die Sowjets aus den Einbruchsstellen hinauszuwerfen und die HKL zu schlieĂen. Der Feinddruck hatte sich hier seit dem 18. noch verstärkt. Manche Kompanien der Kampftruppe waren bis auf zehn bis 20 Mann zusammengeschmolzen. Die Ausfälle, notdürftig mit neu zusammengestellten, wenig kampfkräftigen und kampfwilligen Alarmeinheiten ausgeglichen. nehmen ein beängstigendes AusmaĂ an. ...

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