Robert Aspirin - Ein Dämon auf Achse.pdf

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Einleitung
> Was mache ich hier eigentlich?<
Rekrut, Armee
»Name?«
Nun gilt es in jenen Kreisen, mit denen ich Umgang
pflege, als unhöflich, überhaupt Fragen zu stellen ...
ganz besonders aber diese. Leider befand ich mich im
Augenblick jedoch weit abseits dieser Kreise, und so
fühlte ich mich gezwungen, dieser Anfrage zu ent-
sprechen, so unhöflich sie auch war.
»Guido.«
»Heimatadresse?«
»Der Bazar von Tauf.«
»Was?«
»Der Bazar von ... Oh! Äh ... sagen wir mal ...
Kein fester Wohnsitz.«
Der Clown, der diese Informationen festhält, ver-
paßt mir einen bohrenden Blick, bevor er mit seiner
Fragerei fortfährt. Ich antworte, indem ich ihm mei-
nerseits meinen unschuldigsten aller Blicke gönne,
der, wie jede Geschworenenbank bestätigen kann,
von außerordentlicher Überzeugungskraft ist, obwohl
ich mich tief in meinem Inneren sehr darüber ärgere.
Da ich schlauer bin als der Durchschnitt, hätte ich
bedenken müssen, daß ich durch meine Reisen und
Abenteuer mit dem Boß zwar an andere Dimensionen
gewöhnt bin, daß aber die meisten Leute hier auf Klah
noch nie vom Bazar von Tauf gehört haben und das
dementsprechend verdächtig finden. Da ich mich
aber gerade darum bemühe, unauffällig zu bleiben,
war das nicht gerade die klügste aller Antworten.
»Größe und Gewicht?«
Bei dieser Frage fühle ich mich schon etwas wohler,
denn sie erinnert mich daran, daß ich sagen kann, was
ich will, ich werde trotzdem niemals völlig unauffällig
sein. Ich bin nämlich das, was man höflich als >große
Person< bezeichnet ... oder weniger höflich als lan-
ger Lulatsch<. Wenngleich das in meinem Beruf von
unbezahlbarem Wert ist, fällt es mir dadurch doch
etwas schwer, in einer Menge unterzutauchen. Tat-
sächlich wäre ich wohl die größte Person in der Reihe
gewesen, hätte nicht auch Nunzio dort gestanden, der
zwar vielleicht einen Zoll kürzer, dafür aber etwas
breiter ist.
Ich merke, daß der Bursche mit den Fragen das alles
schon, selbst festgestellt hat, weil er nämlich zwischen
uns hin und her blickt, während er meine Antworten
notiert.
»Verwandte?«
»Ich schätze, das dürfte Nunzio dort sein«, sage ich
und weise mit dem Daumen auf meinen Kollegen.
»Sie sind miteinander verwandt?«
»Er ist mein Vetter.«
»Oh.«
Eine Sekunde lang erwarte ich, daß er noch etwas
sagt, doch dann zuckt er nur mit den Schultern und
kritzelt wieder auf seinem Klemmbrett herum.
»Vorstrafen?«
»Wie bitte?«
»Kriminelle Vergangenheit. Sind Sie schon einmal
verhaftet worden?«
»Ich wurde nie verurteilt.«
Das trägt mir schon wieder einen scharfen Blick ein.
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»Ich habe nicht von Verurteilungen gesprochen. Ich
habe gefragt, ob Sie jemals verhaftet wurden.«
»Na ja ... schon. Ist das nicht jeder schon mal?«
»Wofür?«
»Bei welchem Mal?«
»Wie oft sind Sie denn verhaftet worden?«
»Ach, drei ... vielleicht vier Dutzend Male ... aber
keine Verurteilungen!«
Inzwischen hat der Clown die Augenbrauen hoch-
gezogen.
»Sie sind fast fünfzig Mal verhaftet, aber nie ver-
urteilt worden?«
»Es gab nie Zeugen«, sage ich und zeige ihm meine
Zähne.
»Verstehe«, erwidert der Bursche und sieht etwas
nervös aus, was zu den üblichen Nebeneffekten mei-
nes Lächelns gehört. »Nun ... versuchen wir es so
herum .. • werden Sie im Augenblick polizeilich
gesucht?«
»Nein.«
»Gut ... gut«, sagt er und füllt die Spalte in seinem
Formular aus.
»In Ordnung ... Noch eine letzte Frage. Ist Ihnen
irgendein Grund bekannt, weshalb Sie nicht in die
Armee von Possiltum aufgenommen werden sollten?«
Tatsächlich wußte ich gleich mehrere Gründe, mich
nicht einschreiben zu lassen ... angefangen mit der
Tatsache, daß ich nicht wollte, und endend mit der
furchtbaren Garderobe, die ich als Soldat würde tra-
gen müssen.
»Nö.«
»Sehr gut«, sagt er und schiebt mir das Formular
über den Tisch zu. »Dann machen Sie hier bitte nur
Ihre Unterschrift oder ihr Zeichen hin.«
»Ist das alles?« frage ich und kritzle meinen Namen
auf die bezeichnete Stelle.
»Ist das- alles, Herr Feldwebel«, lächelt der Glown,
nimmt das Papier auf und pustet auf die Unterschrift.
Mir fällt plötzlich ein weiterer Grund ein, nicht zur
Armee zu gehen.
»Ist das alles, Herr Feldwebel?« erwidere ich und
achte darauf, mir meine Verärgerung nicht anmerken
zu lassen.
»Nein. Begeben Sie sich jetzt ins nächste Zelt, dort
wird man Ihnen eine Uniform aushändigen. Dann
melden Sie sich hier zurück, um einer Gruppe für Ihre
Grundausbildung zugeteilt zu werden.«
»Grundausbildung?«
Das ist nun tatsächlich etwas, woran ich oder Nun-
zio nie gedacht haben und was unseren projektierten
Zeitplan ernsthaft gefährden könnte. Ich meine, wie-
viel Ausbildung braucht man denn, um Leute umzu-
bringen?
»Das ist richtig ... Grundausbildung«, erwidert der
Feldwebel mit schmallippigem Lächeln. »Zum Solda-
ten gehört nämlich mehr, als nur eine Uniform zu tra-
gen, müssen Sie wissen.«
Da ich ein überlebensorientiertes Individuum bin,
enthalte ich mich jeder Spekulation darüber, was das
wohl alles beinhalten könnte. Zum Glück scheint der
Feldwebel keine Antwort oder weitere Bemerkung zu
erwarten. Statt dessen bedeutet er mir mit einem Win-
ken, den Raum zu verlassen, als er seine Aufmerksam-
keit auf den nächsten Unglücksraben richtet.
»Name?«
»'Nunzio.«
Nun werden sich jene unter Euch, die diese Bücher
verfolgt haben, natürlich fragen, warum Nunzio und
ich uns ausgerechnet in die Armee von Possiltum ein-
schreiben, anstatt unseren normalen Pflichten nach-
zugehen, dem Boß als Leibwächter zu dienen ... der
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