Nalini Singh - Gestaltwandler 6 - Sengende Nähe.pdf

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Nalini Singh
Roman
Ins Deutsche übertragen von
Nora Lachmann
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Für meine ganz persönliche Beratertruppe –
ihr wisst schon, wen ich meine.
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Veränderungen
Veränderungen können tödlich sein.
Verheerend.
Vernichtend.
Aber sie können auch die Rettung sein. Das wissen die Medialen
besser als jede andere Gattung auf diesem Planeten. Silentium, das
Programm, das ihnen die Gefühle nahm, sie aber damit vor dem Wahn-
sinn bewahrte, riss sie, die telepathisch und telekinetisch Begabten, die
Hellsichtigen und Heiler, vom Rande des Abgrunds zurück.
Schaudernd warfen sie noch einen letzten Blick auf das Elend, dem
sie entkommen waren, und wandten sich dann endgültig ab.
Die Jahre vergingen. Als der Rat der Medialen verkündete, die einst
so katastrophale Quote von Geisteskrankheiten sei auf ein verschwin-
dend kleines Maß reduziert und es gebe keinerlei Gewalttätigkeit mehr
im Medialnet, wussten die Medialen, dass sie die richtige Entscheidung
getroffen hatten. Die einzig mögliche Entscheidung.
Liebe. Glück. Freude. Was bedeutete das schon, wenn diese Gefühle
auch mörderische Wut und blutrünstige Anarchie mit sich brachten?
Die Medialen überließen diese Empfindungen lieber den animalischen
Gattungen – und während Menschen und Gestaltwandler von ihren na-
türlichen Trieben geleitet wurden, stiegen die Medialen zu den mäch-
tigsten Wesen des Planeten auf.
Kalt. Gnadenlos. In Silentium.
Doch jetzt, im Jahr 2080, mehr als hundert Jahre nach dem „Wun-
der“ von Silentium, beginnen die anderen Gattungen, sich gegen sie zu
erheben. Und die damit verbundenen Veränderungen treiben die Media-
len erneut an den Rand des Abgrunds. Zu Gefühlen und Chaos – in ei-
nen Albtraum.
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Mercy trat nach einem trockenen Zweig, der ihr im Weg lag, und starrte
ihn böse an. „Blöder Ast.“ Natürlich hatte der wehrlose Ast ihr nichts
getan – er hatte nur das Unglück, auf dem Weg zu liegen, als sie jetzt
frustriert vom Festplatz des Rudels und der Feier zu Ehren von Dorians
und Ashayas Verbindung flüchtete.
Es machte sie ganz krank, mit anzusehen, wie verliebt ihr bester
Freund in seine Gefährtin war. Im Grunde fand sie inzwischen auch alle
anderen Wächter zum Heulen. „Clay hat doch nur noch Augen für Tal-
ly, ganz zu schweigen von Luc und Sascha, diesen Turteltäubchen.“
Aber die Schlimmsten waren Nate und Tamsyn. Wie konnten sie es
wagen, nach all den Jahren immer noch so verrückt aufeinander zu
sein! „Dagegen sollte es Gesetze geben“, knurrte Mercy. Über Vaughn
und Faith wollte sie gar nicht erst nachdenken.
Stattdessen ging sie auf die Jagd.
Eine Stunde später befand sie sich so tief im Wald, dass sie nur noch
die leisen Geräusche der Nachttiere hören konnte, die im Dunkeln um-
herhuschten. Sie ließ sich auf einem mit Moos bewachsenen Baum-
stamm nieder und seufzte. In Wahrheit war sie natürlich weder auf die
Wächter noch auf deren Gefährtinnen wütend. Nein, sie freute sich so
sehr für sie, dass es fast wehtat. Aber sie war auch eifersüchtig. Überall
Paare. Nur sie war allein.
„Da haben wir’s“, grummelte sie. „Ich geb’s ja zu. Ich bin ein eifer-
süchtiges altes Mädchen.“
Es war keinesfalls schlecht, zu den dominanten Weibchen in einem
Gestaltwandlerrudel zu gehören. Weibliche Alphatiere waren nichts
Besonderes. Aber es war ziemlich scheußlich, eine dominante Frau in
einem Leopardenrudel zu sein, wenn es keinen dominanten Mann gab,
der einen wirklich anmachte. Und es setzte dem Ganzen die Krone auf,
als dominante Leopardin in einem Gebiet zu leben, das von Leoparden
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