der spiegel listopad 2008 - das Kapitalverbrechen.pdf

(7739 KB) Pobierz
Das Kapital-Verbrechen
43882490.018.png
DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
17. November 2008
Betr.: Titel, Mühe, Kriminalität, SPIEGEL SPECIAL
W as verbindet einen Ingenieur aus Ohio mit der evangelischen Landeskirche in
Oldenburg? Was hat ein Hamburger Rentner zu tun mit Richard Fuld, dem
langjährigen Chef der Lehman Brothers Bank in New York? Die Krise an den Finanz-
märkten verknüpft Schicksale von Menschen rund um den Globus. Die Kirche und der
Rentner verloren Erspartes, der Ingenieur sein Haus – weil Lehman Brothers und
andere Banken allzu gierig versuchten, Geldanlagemöglichkeiten zu optimieren. Acht
SPIEGEL-Redakteure haben rekonstruiert, wie es zur größten Finanzkrise seit 1929
kam, wie an den Börsen Wertverluste von 23 Billionen Dollar entstanden und bislang
allein in den USA 21 Banken ruiniert wurden. Vor allem aber zeigen die Recherchen: Auf
den Finanzmärkten lauern Gefahren für die Weltwirtschaft, die viel größeren Schaden
anrichten können als die US-Immobilienkrise. Es droht eine 57-Billionen-Dollar-Blase
zu platzen, die durch spekulative Kreditversicherungen entstand. „Die jetzt schon
dramatische Finanzkrise sähe dann nur wie ein Vorspiel aus“, sagt SPIEGEL-Reporter
Ullrich Fichtner, 43, der die Erkenntnisse seiner Kollegen zur Titelgeschichte zu-
sammentrug. Die Illustration auf dem Titelbild ist angelehnt an das Porträt des ersten
US-Präsidenten George Washington auf der Ein-Dollar-Note der USA (Seite 44).
Anna Maria Mühe, 23, ein eher distan-
ziertes Verhältnis. Ihre Eltern, die früheren
DDR-Schauspieler Jenny Gröllmann und
Ulrich Mühe, hatten sich in einem bösen
Streit darüber entzweit, ob Gröllmann für
die Stasi gespitzelt habe. Anna Maria Mühe,
ein herausragendes, mit vielen Preisen aus-
gezeichnetes Talent, weist der Presse eine
Mitschuld an dem Zerwürfnis zu. 2006 starb
ihre Mutter, ein Jahr später ihr Vater, und es dauerte Monate, bis sie sich den Fragen
der SPIEGEL-Redakteure Lars-Olav Beier, 43, und Susanne Beyer, 39, stellen wollte.
Ihr neuer Film „Novemberkind“ zeigt Parallelen zu ihrem Leben auf: Darin überschattet
ein ungeklärter Fall aus ferner DDR-Zeit das Leben einer jungen Frau (Seite 186).
Z u Journalisten hat die Schauspielerin
Beier, Mühe, Beyer (in Berlin)
mit einem Paketklebeband erstickt, der Tatverdächtige Werner P., heute 49, man-
gels Beweisen freigesprochen. In einer Talkshow mühte er sich um Mitleid, über
400 Tage habe er unschuldig eingesessen. Dass er letztlich ein freier Mann blieb, lag
womöglich daran, dass 1997, zum Zeitpunkt des Prozesses, DNA-Spuren nicht
zuverlässig ausgewertet werden konnten. 2006 aber ordneten Kriminalisten DNA-
Spuren auf dem Klebeband P. zu. SPIEGEL-Reporter Jürgen Dahlkamp, 43, be-
schreibt, dass Werner P. nach geltender Gesetzeslage jedoch nur dann erneut angeklagt
werden kann, wenn er ein Geständnis ablegen würde. „Das wird er kaum tun“, sagt
Dahlkamp. Ein Gesetzentwurf, der die Neuaufnahme von abgeschlossenen Verfah-
ren erleichtern soll, liegt dem Rechtsausschuss des Bundestags vor. „Da liegt er,
und dabei wird es allem Anschein nach auch bleiben“, sagt der
SPIEGEL-Mann (Seite 94).
Im neuen SPIEGEL SPECIAL „Was Kinder klug und glücklich
macht“ (6,80 Euro) beschreiben SPIEGEL-Redakteure, die meis-
ten selbst Eltern, was eine gute Grundschule auszeichnet und wie
etwa Mobbing in der Schule bekämpft werden kann. Das Heft
kommt Dienstag in den Handel.
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
47/2008
5
V or 15 Jahren wurde eine Mutter von drei Kindern in einer Düsseldorfer Videothek
F ür ihre Kinder wollen Eltern nur das Beste. Was aber ist das?
43882490.019.png 43882490.020.png 43882490.021.png 43882490.001.png 43882490.002.png 43882490.003.png
In diesem Heft
Titel
Der größte Diebstahl aller Zeiten –
wie Finanzjongleure die Welt in eine Krise
stürzten, die noch lange nicht beendet ist ........ 44
Zurück ins Tal Seite 24
Für ein paar Wochen schien die
SPD runderneuert. Doch nach
dem Ypsilanti-Chaos in Hessen
und den Streitigkeiten, die zwi-
schen der Fraktion und den
Genossen in der Regierung auf-
gebrandet sind, ist klar: Stein-
meiers Start in die Kanzlerkan-
didatur ist nicht geglückt. Er
kann sich nicht so recht in seine
neue Rolle einfinden – und die
SPD ist wieder die aufmüpfigste
Partei Deutschlands.
Deutschland
Panorama: EU-Außenminister wollen
eng mit Obama zusammenarbeiten /
Ostdeutschland in neuer Pisa-Studie vorn /
CDU plant Steuersenkungen ............................. 19
Sozialdemokraten: Der misslungene
Start des Kanzlerkandidaten
Frank-Walter Steinmeier .................................. 24
Hessen: Der SPD-Spitzenkandidat Thorsten
Schäfer-Gümbel kämpft gegen den Ruf,
eine Marionette Andrea Ypsilantis zu sein ....... 28
Saarland: Interview mit dem
SPD-Spitzenkandidaten Heiko Maas
über rot-rote Koalitionen ................................. 32
Außenpolitik: Warum Indien das beliebteste
Dienstreiseland deutscher Politiker ist .............. 32
Zeitgeschichte: Abertausende
Geheimakten der Bundesrepublik müssten
freigegeben werden .......................................... 34
Bundeswehr: Juristische Probleme
behindern die Ermittlungen gegen einen
Soldaten, der in Afghanistan
drei Zivilisten getötet haben soll ....................... 36
Deutsche Einheit: Ehemalige Stasi-
Mitarbeiter klagen gegen Medien und Opfer –
damit ihr Name nicht genannt wird .................. 38
Verwaltung: Beamte sollen künftig
stärker nach Leistung bezahlt werden –
doch viele Vorgesetzte wehren sich .................. 82
Luftfahrt: EU-Abgeordnete wollen
die Flüssigkeitskontrolle an Flughäfen
abschaffen ........................................................ 86
Strafverfolgung: Der Fall des mutmaßlichen
SS-Mordgehilfen John Demjanjuk .................... 88
Gesundheit: Vor allem Kinder
aus sozial schwachen Familien leiden
zunehmend an Karies ....................................... 92
Rechtspolitik: 15 Jahre nach einem Mord
belastet eine DNA-Spur den Mann,
der von der Tat freigesprochen wurde .............. 94
Steinmeier
Im Telekom-Sumpf Seite 122
Die Bespitzelungsaffäre bei der Deutschen Tele-
kom AG nimmt neue, größere Dimensionen an.
Ausgespäht wurden nach jüngsten Ermittlungen
55 Personen. Darunter waren Aufsichts- und Be-
triebsräte, Journalisten, Gewerkschafter und so-
gar eigene Vorstände. Noch ist nicht klar, wie tief
der Sumpf tatsächlich ist – und wer die Aufträge
für die Bespitzelung gab. Immer mehr Spuren
weisen in die Richtung des ehemaligen Auf-
sichtsratschefs Klaus Zumwinkel.
Telekom-Markenzeichen
Armut im Gebiss
Seite 92
Die meisten Kinder in Deutsch-
land erfreuen sich eines tadel-
losen Gebisses. Gleichzeitig
leidet ein kleiner Anteil von
Schülern unter verheerender
Zahnfäule; schon mancher Sechs-
jährige hat schwarze Stum-
pen im Mund. Die Betroffenen
stammen überwiegend aus bil-
dungsfernen Schichten. Exper-
ten sprechen von einer „Ka-
riespolarisation“, bei der viele
wenig, „wenige aber viel Ka-
ries“ haben.
Sport
Szene: Die Finanzkrise erreicht
Fußballprofis / Gezerre um den WM-Kampf
des Boxers Vitali Klitschko .............................. 111
Fußball: Wie sich die russische Liga auf
europäisches Top-Niveau trimmt .................... 112
Boxen: Der Streit um den Titel des
Schwergewichtsmeisters Andreas Sidon .......... 116
Wirtschaft
Trends: Aufseher machen Landesbanken
Druck / Neuverschuldung des Bundes steigt /
Auto-Bosse attackieren die Banken ................ 119
Affären: Neue Dimension im Telekom-
Skandal – auch Betriebsräte und
Top-Gewerkschafter wurden ausgespäht ......... 122
Interview mit Ver.di-Chef Frank Bsirske
über seine Bespitzelung .................................. 124
US-Schulden: Die Billionen-Versprechen
des Barack Obama .......................................... 128
Autoindustrie: Opel will sich mit Hilfe
des Staates von der US-Mutter lösen .............. 131
Manager: Bayer-Chef Werner Wenning
über Exzesse an den Finanzmärkten und
Millionengehälter für Manager ....................... 132
Schulzahnärztliche Untersuchung
Auffanglösung für Opel Seite 131
Politiker und Manager arbeiten an einer Auffanglösung für den angeschlagenen
Autohersteller Opel. Sie soll das Überleben des Unternehmens sichern, das in den Sog
seiner konkursgefährdeten Muttergesellschaft General Motors zu geraten droht.
8
der spiegel
47/2008
43882490.004.png 43882490.005.png 43882490.006.png 43882490.007.png 43882490.008.png
Flüchtlinge im Kongo, Ruandas Präsident Kagame (u.)
Ausland
Panorama: Israels Angriffspläne gegen Iran /
Zentralasiatische Präsidententöchter
greifen nach der Macht / Das niederländische
Königshaus und die Schatten
der Vergangenheit .......................................... 134
Kriegsverbrechen: Der Völkermord der Hutu
an den Tutsi und seine Folgen für den Kongo 136
Ruandas Präsident Paul Kagame über
die Verhaftung seiner Protokollchefin durch
die deutsche Justiz .......................................... 139
Nahost: Wie die Araber am Golf
auf Obama schauen ........................................ 140
Spionage: Verriet ein estnischer Beamter
Geheimnisse von Nato und EU? ..................... 144
Völkerrecht: SPIEGEL-Gespräch mit Star-
anwalt Jacques Vergès über das Kambodscha-
Tribunal und seine berüchtigtsten Mandanten 146
Venezuela: Der Chávez-Clan unter Druck .... 152
Global Village: Bei Christie’s in New York ver-
steigert die Ehefrau des ehemaligen Bankchefs
von Lehman Brothers ihre private Kunst ........ 154
Afrikas Ur-Katastrophe Seiten 136, 139
Deutschland hat eine ruandische Spitzenpolitikerin festgenom-
men – Frankreichs Justiz wirft ihr vor, für den Genozid von 1994
mitverantwortlich zu sein. Es laufe „einiges falsch“ im interna-
tionalen Rechtssystem, klagt Präsident Kagame. Wer ist schuld an
den damaligen Kriegsverbrechen und ihren Folgen im Kongo?
Wissenschaft · Technik
Prisma: Biologen auf der Jagd nach
dem Wal-Atem / Dritter Riesen-Buddha
in Afghanistan entdeckt .................................. 156
Hirnforschung: Die Frau mit dem
perfekten Gedächtnis ..................................... 158
Umwelt: Warum Ecuador sein Erdöl unter
dem Regenwald im Boden lassen will ............. 162
Bildung: Interview mit der Lehrerin und
Buchautorin Karin Brose über mangelhafte
Pädagogen und fragwürdige Pisa-Tests ........... 164
Tiere: Schlupfwespen aus dem
Versandhandel bekämpfen
die schädlichen Lebensmittelmotten ............... 166
Moskaus Top-Spion in Europa
Seite 144
Ein hochrangiger Beamter im
estnischen Verteidigungsminis-
terium hat offenbar jahrelang für
den russischen Geheimdienst
spioniert – und dabei regelmäßig
geheime Dokumente von EU
und Nato gestohlen. Für Brüs-
sel ist der Fall eine Katastrophe.
Kultur
Szene: Schwierige Suche nach Opern-
intendanten in Berlin / Gerichtsverfahren
gegen Petra Reskis „Mafia“-Buch ................... 171
Hauptstadt: Das Unbehagen am Berliner
Stadtschloss-Projekt wächst ............................ 174
Der Vorsitzende der Architektenjury,
Vittorio Lampugnani, über seine Bedenken .... 176
Literatur: Der Debütroman „Becks letzter
Sommer“ von Benedict Wells ......................... 177
Jugend: Heile Welt der Teenie-Stars
im Disney-Imperium ....................................... 178
Bestseller ...................................................... 181
Schauspieler: SPIEGEL-Gespräch mit
Anna Maria Mühe über ihren neuen Film
„Novemberkind“ und ihre Familie ................. 186
Legenden: Neue Dokumente aus dem
Nachlass des Star-Urbanisten Le Corbusier .... 188
Nahaufnahme: Eine ahnungslose Familie hatte
wertvolle Venedig-Bilder im Wohnzimmer ..... 190
Nato-Hauptquartier in Brüssel
Die Frau, die nichts vergessen kann Seite 158
Die Amerikanerin Jill Price erinnert sich an jedes Ereignis ihres Lebens seit ihrer
Pubertät. Für Hirnforscher ist ihr außergewöhnliches autobiografisches Gedächtnis ein
faszinierendes Rätsel, doch sie selbst leidet unter der wundersamen Fähigkeit.
Moralprinzessin Seite 178
Sie wird zu den 100 einflussreichsten Men-
schen der Welt gezählt. Voriges Jahr ver-
diente sie 25 Millionen Dollar. Dabei wird
sie erst 16. Miley Cyrus überschüttet,
genauso wie ihre Disney-Kollegen aus
dem Kinohit „High School Musical 3“, nun
auch Deutschland mit ihrer frohen Bot-
schaft von Keuschheit, Moral und Fleiß.
Medien
Trends: Interaktive „Tagesthemen“ /
Schmidt-Holtz bleibt bei Sony ......................... 193
Fernsehen: Vorschau / Rückblick ................... 194
TV-Movie: Der ARD-Spielfilm „Mogadischu“
über die Lufthansa-Flugzeugentführung 1977 196
Verlage: Holtzbrinck zweifelt an
der eigenen Internet-Strategie ........................ 198
Briefe ............................................................... 10
Impressum, Leserservice ........................... 200
Register ........................................................ 202
Personalien ................................................... 204
Hohlspiegel /Rückspiegel ........................... 206
Titelbild: Illustration DER SPIEGEL
Cyrus
der spiegel
47/2008
9
43882490.009.png 43882490.010.png 43882490.011.png 43882490.012.png
Briefe
„Es ist vermutlich das bleibende
historische Verdienst von
George W. Bush, dass er durch
seine Politik die Wahl des ersten
farbigen Präsidenten der USA
überhaupt erst ermöglicht hat.“
Obama kann die Welt nicht allein retten. Der
wichtigste Punkt scheint mir die Einbindung
der Bevölkerung zu sein, insbesondere der
jungen, technophilen Web-2.0-nutzenden
Generation. Bisher scheint change.gov ja
noch ziemlich Web 1.0 zu sein.
München
Bernd Paysan
SPIEGEL ONLINE Forum
Klar, die Freude ist groß über die Wahl
dieses charismatischen Mannes. Doch die-
ser Hoffnungskredit ist auch „subprime“,
da Obama kaum in der Lage sein wird, die
Zinsen zu zahlen aufgrund der viel zu
hohen Belastung. Bleibt zu hoffen, dass er
überhaupt den Rückzahlungstermin wahr-
nehmen kann und nicht Opfer dessen wird
wie andere charismatische Amerikaner vor
ihm: des Attentäters.
Berlin
SPIEGEL-Titel 46/2008
Sebastian Schreiber aus Hilpoltstein in Bayern zum Titel
„Der Weltpräsident – Was er will, was er (nicht) kann“
Weltpräsident! Absolutely!
Nr. 46/2008, Titel: Der Weltpräsident – Was er will,
was er (nicht) kann
Mein wichtigster Wunsch an Obama ist be-
reits erfüllt worden: Die weiße Vorherr-
schaft auf der Welt zu beenden und alle
Rassen und Migranten nicht nur in Ameri-
ka, sondern auf der ganzen Welt auf die
gleiche Augenhöhe zu heben. Yes, we can!
Wenn das keine Kulturrevolution ist! Die
wichtigste, überlegenste und mächtigste
Thomas Kasten
Weltpräsident Obama! Absolutely! Noch
nie habe ich einen US-Wahlkampf intensi-
ver verfolgt wie diesen. Und ehrlich, bis vor
kurzem ahnte ich nicht einmal, dass das
Wort „Transition“ existiert. Heute parliere
ich locker über die Weichen, die während
dieser Zeit gestellt werden müssen, um eine
erfolgreiche Präsidentschaft einzuleiten.
Berlin
Warum kann die deutsche Medienwelt
nicht einmal ihre Skepsis und übertriebene
Kritik vergessen und einem Obama auf der
Welle der Euphorie Mut machen und ihn
bestärken: „Natürlich schaffst du das!“
Nürnberg
Oliver Blum
Kein denkender Mensch kann einen Präsi-
denten für den Retter der Welt halten.
Dass die Republikaner ihn so genannt ha-
ben, war natürlich, wie Sie sagen, hämisch
gemeint, in der Absicht, seine Anhänger
etwas dümmlich erscheinen zu lassen.
Aber leider befürchte ich, dass es gerade in
den USA nicht ganz wenige sind, die ihn
genauso sehen, und folglich enttäuscht
werden müssen. Dies wiederum kann 2012
oder 2016 einer Sarah Palin oder ähnlichen
Politikern den Weg ebnen, dann ihren ei-
genen „Change“ zu fordern und so ins
Weiße Haus einzuziehen. Es kommt darauf
an, wie tief die Enttäuschung ausfällt.
Solberg (Finnland)
Christine Meyke
Obama-Anhänger bei Wahlparty (in Chicago)
Wenn das keine Kulturrevolution ist!
Was soll diese „Obamanie“? Der designier-
te US-Präsident Barack Obama geht in die
Verantwortung für die Nation, deren Credo
lautet, den amerikanischen Way of Life in
Gottes eigenem Land zu verwirklichen. Es
ist zu wünschen, dass es Obama gelingt,
die verschiedenen sozialen Blickwinkel auf
dieses Credo gesellschaftspolitisch auf ge-
meinsame Augenhöhe zu bringen.
Meine (Nieders.)
Horst Brettschneider
Ressource auf dieser Welt sind Ideen und
Träume. Es freut mich ungemein, dass sich
insbesondere die junge Generation in
Amerika neu erfunden hat: als multikultu-
relle Gemeinschaft, die jedem ewig gestri-
gen Nationalismus in Europa haushoch
überlegen ist.
Zirndorf (Bayern)
Christer Nykopp
SPIEGEL ONLINE Forum
Wenn Barack Obama sich den Einflüste-
rungen von Geheimdiensten und macht-
besessenen Beratern souverän entzieht
und beispielsweise seine mittelalterliche
Bejahung der Todesstrafe abändert, wird er
einer der besseren Präsidenten werden.
Hamburg
Ihre Titulierung „Der Weltpräsident“ ist
verletzend für alle, auch für Obama selbst.
Das kann und darf nicht funktionieren.
Dresden
Robert Daney
SPIEGEL ONLINE Forum
David Perteck
Ulrike und Herbert Dude
Tatsächlich hat Obama, wie selten vor ihm
ein anderer US-Präsident, die Chance,
hausgemachte Krisen in der Welt zu lösen.
Mit seinem russischen Amtskollegen könn-
te er zudem ein gutes Tandem bilden.
Beedenbostel (Nieders.)
Von besonderem Interesse dürfte sein, ob
der neugewählte US-Präsident die Aggres-
sivität in der Außenpolitik, die bis dato sys-
temimmanent ist, wirklich beenden wird.
Berlin
Gustave le Bons „Psychologie der Massen“
funktioniert auch noch im 21. Jahrhundert.
Diese sanfte, ja fast friedvolle Orwellisie-
rung eines neuen, selbstverständlich ameri-
kanischen „Messias“ ist nahezu perfekt
über die Bühne gelaufen. „Wir“ glauben
und vertrauen einem Menschen, den „wir“
in Wirklichkeit gar nicht kennen. Mit hoher
Wahrscheinlichkeit wird Obama den Weg
des militärisch-industriellen Komplexes ge-
hen müssen. Das wirkliche Machtzentrum
bestimmt letztlich die Marschrichtung und
nicht schöngeistige Floskeln. Solange Ba-
rack Obama zuerst und zuletzt „God bless
America“ sagt, wird sich so schnell nichts
wirklich Grundlegendes ändern.
Goldach (Schweiz)
Oliver Kriebel
Wilfried Pioch
Diskutieren Sie auf SPIEGEL ONLINE
• Titel Was sind die Lehren aus dem großen Finanzcrash?
www.spiegel.de/forum/Finanzcrash
• Flugsicherheit Sollen Passagiere weiterhin auf Flüssig-
keitssprengstoff untersucht werden?
www.spiegel.de/forum/Flugsicherheit
• Berliner Stadtschloss Wer will noch die Barockfassade?
www.spiegel.de/forum/Stadtschloss
Raffaele F. Schacher
10
der spiegel
47/2008
43882490.013.png 43882490.014.png 43882490.015.png 43882490.016.png 43882490.017.png
Zgłoś jeśli naruszono regulamin