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Das Weltvirus
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Dachzeile
DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
4. Mai 2009
Betr.: Piraten, SPIEGEL-Gespräche, SPIEGEL-Buch
M it seiner Familie hatte Horand Knaup, 50, Afrika-Korrespondent des SPIEGEL mit
Sitz in Nairobi, zu Ostern in einem Hotel im kenianischen Mombasa eingecheckt,
als er Seltsames sah: Dutzende wohltrainierte junge deutsche Männer ohne Frauenbe-
gleitung residierten dort, tranken nur Wasser mit Zitrone und verhielten sich auffällig
unauffällig – wenn sie nicht gerade im
Leistungsschwimmertempo durch den
Pool pflügten oder sich ohne Sauerstoff-
flaschen in minutenlangen Tauchgängen
übten. Knaups Hinweis an Kollegen in
Berlin und deren Recherchen ergaben,
dass der SPIEGEL-Mann unversehens
Vorbereitungen für eine der größten Ge-
heimoperationen in der Geschichte der
Bundesrepublik beobachtet hatte: Die
Männer waren Elitekämpfer der Anti-
Terror-Truppe GSG 9. Sie sollten die Be-
satzung des Frachters „Hansa Stavan-
ger“ befreien, den Piraten am 4. April
vor Somalia gekapert hatten. Knaup, SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer,
34, und Ralf Beste, 42, verfolgten den Aufmarsch in Afrika, in Deutschland recher-
chierten Clemens Höges, 47, Holger Stark, 38, Alexander Szandar, 61, und Andreas Ul-
rich, 46. Vorigen Mittwoch wurde die Operation abgebrochen. „Sie wäre für die Geiseln
der Piraten ein Himmelfahrtskommando geworden“, sagt Knaup (Seite 22).
Knaup, Gebauer (in Mombasa)
dolf Augstein Ende 1956, neun Jahre
nach der SPIEGEL-Gründung, wagte, war
ungewöhnlich – aber schon bald etablierte
sich das SPIEGEL-Gespräch, die Form des
langen, oft kontroversen Dialogs, als ein
Markenzeichen des Magazins. Von Beginn
an galten die ausführlichen Interviews als
Abbild dessen, was die Gesellschaft um-
treibt, im Inland wie im Ausland. Am meis-
ten befragt wurden Willy Brandt (34-mal),
Wolfgang Schäuble (30-mal) und Helmut Schmidt (22-mal). In dieser Woche sind die
SPIEGEL-Gespräche 4501 bis 4505 zu lesen: FDP-Vorsitzender Guido Westerwelle, 47,
stellte sich den Fragen von SPIEGEL-Redakteuren ebenso wie die britische Krimi-
Autorin P. D. James, 88. Alexander Dibelius, 48, Deutschland-Chef von Goldman Sachs,
stand Rede und Antwort wie auch der Sternekoch Christian Rach, 51. Nach langem
Zögern empfing Philipp Daniel Merckle, 42, die Redakteure Simone Kaiser, 30, und
Thomas Tuma, 44. In einer Titelgeschichte hatte der SPIEGEL im Januar über den Selbst-
mord seines 74-jährigen Vaters, des Unternehmers und Milliardärs Adolf Merckle, be-
richtet. „Von allem, was ich las, kamen Sie dem Tatsächlichen am nächsten“, schrieb der
Merckle-Sohn nach der Veröffentlichung an Tuma (Seite 78).
Kaiser, Merckle, Tuma
region vermutet – im SPIEGEL-Buch „Arktisches Monopoly“ be-
schreibt SPIEGEL-ONLINE-Wissenschaftsredakteur Christoph Seidler,
29, wie der Kampf um die Lagerstätten der Ressourcen schon jetzt ge-
führt wird. Das Buch (DVA, 19,95 Euro) kommt diesen Montag in den
Handel.
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
19/2009
5
D ie neue journalistische Form, die Ru-
K napp ein Viertel aller Öl- und Gasreserven wird in der Nordpolar-
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In diesem Heft
Titel
Ein Virus erobert die Welt – die Angst
vor der Schweinegrippe .................................. 128
Viele Bundesländer haben zu wenig
Anti-Grippe-Mittel gebunkert ......................... 132
Deutschland
Panorama:
Geheimaktion vor Somalia
Seite 22
Völlig unbemerkt lief in den
vergangenen Wochen am Horn
von Afrika eine der größten
Kommando-Operationen in der
Geschichte der Bundesrepu-
blik: Die Eliteeinheit GSG 9
sollte die Seeleute des von
Piraten gekaperten Frachters
„Hansa Stavanger“ befreien.
Die Amerikaner halfen mit
einem Helikopterträger, eine
deutsche Flotte flankierte das
Flaggschiff. Doch nach drama-
tischen Tagen mussten die
Deutschen wieder abdrehen.
Berlin wollte ein Signal der
Stärke setzen, es wurde ein
Zeichen der Ohnmacht.
Polit-Gezerre um die Zukunft
von Opel / SPD fordert verlängertes
Bleiberecht für Ausländer / Zweifel am Tod
von KZ-Arzt Aribert Heim ............................... 17
Piraterie:
Wie die GSG 9 die Geiseln vor
der somalischen Küste befreien wollte ............. 22
Koalition:
Die teuren Versprechungen von
Union und SPD trotz leerer Kassen ................. 30
Außenpolitik:
Frank-Walter Steinmeiers
Afghanistan-Besuch und
die Anschläge auf deutsche Soldaten ............... 34
Karrieren:
SPIEGEL-Gespräch mit
FDP-Chef Guido Westerwelle über die Agenda
eines möglichen liberalen Außenministers ....... 36
Verfassung:
Rechtsexperten kritisieren
die geplante Verankerung einer
Schuldenbremse im Grundgesetz ..................... 40
Linke:
Vor allem im Westen versuchen
Sektierer, die Partei zu radikalisieren ............... 42
Parteien:
GSG-9-Spezialeinheit
Jahrelange Selbstzerfleischung hat
die Berliner CDU ins Abseits manövriert ......... 46
Hochschulen:
Göttinger Wissenschaftler haben
Veröffentlichungen erfunden und womöglich
illegal Forschungsgelder abgezweigt ................. 49
Zeitgeschichte:
Haltlose
Die Tochter des ostdeutschen
Pfarrers und Dissidenten Oskar Brüsewitz
rechnet mit ihrem Vater ab ............................... 50
Gesellschaft
Szene:
Versprechen Seite 30
Die Wirtschaftskrise lässt die Löcher in
den öffentlichen Kassen dramatisch an-
wachsen, doch die Koalitionsparteien
ziehen mit kostspieligen Versprechen in
den Wahlkampf: stabile Renten und
niedrigere Steuern. Die Zusagen wer-
den sich nicht halten lassen.
Bildband über das Werk der
Fotografin Eve Arnold / iPhones werden
zu musikalischen Instrumenten ........................ 53
Eine Meldung und ihre Geschichte – wie sich
jugendliche Streuner von einer
rosafarbenen Lampe vertreiben ließen ............. 54
Ernährung:
Rentner, junge Frau
SPIEGEL-Gespräch mit
dem Sternekoch Christian Rach
über die Esskultur in Deutschland ................... 56
Ortstermin:
In Stuttgart trotzen Start-up-
Unternehmer der Wirtschaftskrise .................... 61
Wirtschaft
Trends:
Ende einer Dynastie Seite 78
War es nur die Finanzkrise, die den Milliardär Adolf
Merckle im Januar in den Selbstmord trieb? Ihm sei
„der innere Kompass abhandengekommen“, sagt
Merckle-Sohn Philipp Daniel im SPIEGEL-Gespräch
und zeichnet das Bild eines Clans, in dem eine
„Kultur der Sprachlosigkeit“ herrschte: „Ideell ist
nichts übrig geblieben“, so der 42-Jährige, der aus
dem Suizid Lehren für die Zukunft ziehen will.
Familien streiten über Porsche-
Rettung / Bahn spart bei Zulieferern / Chronisch
überhöhte Krankenhausrechnungen ................. 62
Banken:
Wie Josef Ackermann den Macht-
kampf in der Deutschen Bank gewann ............. 67
Finanzkrise:
SPIEGEL-Gespräch mit Goldman-
Sachs-Deutschland-Chef Alexander Dibelius über
Schuld und Verantwortung seiner Branche ........ 70
Konjunktur:
Merckle
Warum Lohnkürzungen
die Krise verstärken ......................................... 74
Affären:
Ein Verfahren in New York gegen die
HSH Nordbank gewährt Einblick in die
erotischen Verstrickungen der Landesbanker ... 76
Unternehmer:
Triebstarke Bankiers
Seite 76
Affären, erotische Mails, erzwungene Ab-
stecher ins Rotlichtmilieu – bei einem
Verfahren vor einem New Yorker Gericht
geht es um den bizarren Alltag der Nie-
derlassung der maroden HSH Nordbank.
SPIEGEL-Gespräch mit
Philipp Daniel Merckle über den Suizid seines
Vaters und die Lehren aus dem
Niedergang des Familienimperiums ................. 78
Medien
Trends:
Gerangel um TV-Duelle zur
Bundestagswahl / MDR-Vermögen schrumpft ... 91
Fernsehen:
Auf der Web-Plattform Twitter
tummeln sich viele Spaßvögel und Betrüger .... 94
TV-Shows:
Vorschau / Rückblick ..................... 92
Castingshows sind das letzte
Bollwerk des ungezügelten Kapitalismus .......... 96
Nachtclub
6
der spiegel
19/2009
Die Macht der Ratingagenturen ........ 64
Manager:
Internet:
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Resa Saberi über den politischen
Prozess gegen seine Tochter Roxana in Teheran /
Spanischer Untersuchungsrichter ermittelt
gegen frühere US-Regierung / Der Türkei droht
neue Kurden-Offensive .................................... 99
Pakistan:
Halbherziger Krieg gegen
die Taliban ...................................................... 102
Staatspräsident Asif Ali Zardari
über das gescheiterte Friedensabkommen
mit den militanten Islamisten .......................... 104
Weißrussland:
Europas Avancen gegenüber
dem Herrscher von Minsk .............................. 108
USA:
Die nächste Generation der
Gandhis greift nach der Macht ........................ 112
Emirate:
Züchtigung eines Delinquenten durch Taliban im Swat-Tal
Foltervideo aus dem Herrscherhaus
von Abu Dhabi ............................................... 114
Global Village:
Seiten 102, 104
Unter dem Ansturm der Taliban steht die Stabilität der Atommacht auf dem Spiel.
Ein US-Regierungsberater fürchtet den baldigen „Zusammenbruch des Staates“. Im
SPIEGEL-Interview sieht Präsident Zardari dennoch „keine Gefahr“ für seine Regierung.
Viagra-Nachschub durch
Gazas Schmugglertunnel ................................. 116
Sport
Szene:
Ex-Fußballprofi Eric Cantona als
Schauspieler und Produzent bei den Filmfest-
spielen in Cannes / Kieler Staatsanwälte
ermitteln gegen Schiedsrichter in Osteuropa ... 119
Fußball:
Das Scheitern des Reformprojekts
bei Bayern München ....................................... 120
Wolfsburgs Trainer Felix Magath über
Münchner Erfahrungen
und das Werben von Schalke 04 ..................... 122
Pferdesport:
Seite 140
Mit der Vereidigung neuer Rekruten der Schweizergarde erinnert der Vatikan diese
Woche an die Plünderung Roms vor fast 500 Jahren: Wie konnte es geschehen, dass
ein deutsches Söldnerheer in der heiligen Stadt ein Schreckensregime errichtete?
Deutsches Olympia-Team
erneut unter Dopingverdacht ......................... 124
Wissenschaft · Technik
Prisma:
Yoga verbessert die Hirnleistung /
US-Militärs bauen Luftschiff für
Himmelsspionage ........................................... 126
Geschichte:
Unendlichkeit des Kochens
Seite 56
Als Sternekoch befasst er sich mit Haute
Cuisine, als TV-Restauranttester erlebt
er kulinarische Niederungen im Land.
Christian Rach, der Küchenchef im
Hamburger „Tafelhaus“ und Retter ge-
scheiterter Gastronomen, sieht eine Ver-
wandtschaft zwischen Küche, Kunst und
Philosophie. Im SPIEGEL-Gespräch er-
klärt er den Reiz des Kochens: „Die Un-
endlichkeit liegt auf dem Teller.“
Die Plünderung Roms –
wie vor 500 Jahren ein deutsches Söldnerheer
außer Kontrolle geriet .................................... 140
Verhaltensforschung:
Ein US-Forscher
simuliert Massenpanik .................................... 142
Kultur
Szene:
Rückschlag für Googles digitale
Weltbibliothek / Walter Kempowskis
Abschiedsgedichte .......................................... 144
Nationalgefühl:
Der neue Stolz
der Deutschen ................................................ 146
Interview mit Kulturstaatsminister Bernd
Neumann über die schwierige Suche
nach einem Denkmal der deutschen Einheit ... 148
Kino:
Rach
„Der Junge im gestreiften Pyjama“ –
der Holocaust aus der Sicht eines Kindes ....... 150
Zeitgeist:
Jan Fleischhauer über
die kulturelle Dominanz der Linken und
seine Bekehrung zum Konservativen .............. 152
Bestseller
Der neue Stolz der
..................................................... 155
Kriminalromane:
SPIEGEL-Gespräch mit
der britischen Autorin P. D. James über
die schwere Kunst des literarischen Mordens ... 158
Lyrik:
Deutschen Seite 146
Das Selbstwertgefühl der Nation
ist besser geworden, es hat zu-
gleich Züge einer gelassenen
„Caféhaus-Moral“. Dieser neue
Befund passt zum Streit um das
Berliner „Einheits“-Denkmal.
Die Debatte dazu sei, so Staats-
minister Bernd Neumann, „eine
Stärke unserer Demokratie“.
Poetische Lebensbesichtigung
von Hans Magnus Enzensberger ..................... 161
Nahaufnahme:
Rosa Loy, Gattin des
Malerstars Neo Rauch, zeigt
ihre Frauenbilder ............................................ 162
................................................................ 8
Impressum, Leserservice
......................................................... 166
Personalien
........................... 164
................................................... 168
Hohlspiegel /Rückspiegel
Brandenburger Tor als Kunstobjekt, 2006
........................... 170
Titelbild:
Foto Wolfgang Maria Weber für den SPIEGEL
der spiegel
19/2009
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Ausland
Panorama:
Aufrüstung im Internet .......................... 110
Indien:
Pakistan: Kampf um die Bombe
Die Plünderer des Kaisers
Briefe
Register
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Briefe
„Die Geschichte wiederholt sich
nicht, es sind die dummen
Menschen, die sich wiederholen
und immer dieselben Fehler
machen. Das kommt davon, wenn
man unersättlich ist.“
Da braucht man nicht um den heißen Brei
herumzureden. Die Ähnlichkeit der Situa-
tion ist doch frappierend. Ein Unterschied
wird nur sein, dass ein schwerer Wirt-
schaftseinbruch wegen der Konjunkturpro-
gramme für einige Staaten zunächst ver-
mieden wird. Der Abschwung wird sich
aber länger hinziehen als damals.
Bensheim (Hessen)
Thomas Jahreis
SPIEGEL Online Forum
Die Parallelen von heute zu damals sind:
Es wird nicht zur Kenntnis genommen,
dass es nicht genügt, der Wirtschaft Geld
zur Verfügung zu stellen, sondern man
muss auch allem vorhandenen Geld Beine
machen. Man muss es dazu bringen, wirk-
lich umzulaufen, um die produzierten Wa-
ren und angebotenen Dienstleistungen
zum Verbraucher zu bringen.
Waldkappel (Hessen)
SPIEGEL-Titel 18/2009
Gert Klügel aus Kapellen in Belgien zum Titel
„Weltkrisen 1929/2009 – Wiederholt sich die Geschichte doch?“
Gierige auf Beutezug
Nr. 18/2009, Titel: Weltkrisen 1929/2009 – Wiederholt
sich die Geschichte doch?
haben erst langsam begriffen, welche Ver-
antwortung wir als Wähler und Entscheider
haben, und dann passiert so etwas. Heut-
zutage verhält es sich, befürchte ich, so wie
damals. Langsam gewinnen die Radikalen
wieder an Macht, weil der Wähler ihnen
blind oder gar ignorant vertraut.
Bergisch Gladbach
Alfred Neussner
Der Satz von Karl Marx, dass sich Ge-
schichte nicht wiederhole, wurde immer
grundlegend fehlinterpretiert. Gemeint ist
damit, dass gesellschaftliche Verhältnisse
mit den ihnen eigenen Produktionsweisen
sich nicht wiederholen, soll heißen, dass
die Sklavenhaltergesellschaft oder der Feu-
dalismus nicht wiederkehren, weil deren
ökonomische Basis antiquiert ist. Ein-
schneidende Ereignisse innerhalb einer
Epoche hingegen, also systemimmanente
Krisen der bürgerlichen Gesellschaft, wer-
den sich so lange wiederholen, bis das Sys-
tem überwunden ist.
Thalmässing (Bayern)
Thomas Salomon
Würde demnächst ein Arbeitsloser mit ei-
nem Plakat auf der Straße stehen, müsste
er schreiben: „Ich suche Arbeit jeder Art
… Auch 1-Euro-Jobs, Leih- und Zeitarbeit
und Arbeit unter Tariflohn!“
Hamburg
Detlef Grosche
Willi Weglehner
SPIEGEL Online Forum
Demonstrierende Opel-Mitarbeiter
Revolution in den Köpfen
Wer wie Olaf Scholz meint, die drohende
Massenarbeitslosigkeit lasse sich mit einer
Verlängerung des Kurzarbeitergeldes ver-
hindern, redet die Lage schön. Dringend
notwendig ist ein Green New Deal mit ei-
nem grünen Konjunkturpaket zur Förde-
rung erneuerbarer Energien, der Energie-
effizienz und einer umweltfreundlichen
Mobilität. Präsident Obama hat es vorge-
macht. Auch wir können das.
Hamburg
Solange es Klagen von deutschen Winzern
und Spargelbauern gibt, weil deutsche Ar-
beitslose „sich zu schade sind“ für Lese
und Ernte, spiegelt sich in Ihrem Titelbild
nichts als blanke Panikmache. Von einer
„Wiederholung der Geschichte“ kann an-
gesichts der heutigen sozialen Absicherung
deutscher Arbeitsloser im Gegensatz zur
Weimarer Republik wohl ernstlich keine
Rede sein.
Neustadt (Dosse)
Dirk Mirow
Die heutige Krise lässt sich nicht mit der
von 1929 vergleichen. Diese war eine Kon-
sequenz des Manchester-Kapitalismus. Die
jetzige Krise begann in den neunziger
Jahren, als sich bei Bankern und Managern
ein extrem kurzfristiges „Erfolgsdenken“
durchsetzte. Alle Leitgedanken der sozialen
Marktwirtschaft hatte man vergessen. Der
Staat nahm das hin, weil er sich hohe
Steuereinnahmen versprach. Die Rettungs-
maßnahmen werden erst dann greifen,
wenn eine Revolution in den Köpfen statt-
gefunden hat: Die soziale Marktwirtschaft
muss unter globalen Bedingungen neu ge-
dacht und politisch umgesetzt werden.
Gelsenkirchen
Religion braucht Schule
Nr. 17/2009, Essay: Der Präsident der Berliner
Humboldt-Universität Christoph Markschies
über den Nutzen von Religionsunterricht in der Schule
Wolf Fröhling
Zu danken ist Professor Markschies für sei-
ne Ehrlichkeit. Wie die Kampagne von
„Pro Reli“ auf einen behaupteten Gegen-
satz von Ethik und Religion abgestimmt
war, so stellt auch er diesen Gegensatz her-
aus. Gerade sein Argument, „dass sich nie-
mand vom Mathematikunterricht abmel-
den darf. Aber es gibt nur eine Mathema-
tik“, zeigt indirekt, dass es viele Religionen
Immer dann, wenn machtverliebte Politi-
ker ohne Sachverstand die wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen gesetzlich so ausge-
stalten, dass die Gierigen in Nadelstreifen
auf Beutezug gehen können, endet das in
einem volkswirtschaftlichen Desaster. Das
war früher so und wird sich auch in Zu-
kunft dank beratungsresistenter Politiker
nicht ändern, nur dass die Rezessionen auf-
grund weltweiter Vernetzung immer dra-
matischer ausfallen werden.
Homburg (Saarl.)
Norbert Jackisch
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Schweinegrippe – Wie sollen die Deutschen mit den
neuen Grippeviren umgehen?
www.spiegel.de/forum/Virus
Peter Kleine
FC Bayern München – Wer wäre der richtige Trai-
ner für den Verein?
Die Krisen der Jahre 1923 und 1929/30 ha-
ben eine Partei an die Macht gebracht, wel-
che die Grundfesten der Welt erschüttert
hat. Das, was diese Partei verbrochen hat,
wollte sich keiner an die Fahne hängen. Wir
www.spiegel.de/forum/FCBayern
• Internet
Twittern – Wie glaubwürdig ist das neue Netz-
werk?
www.spiegel.de/forum/Twittern
8
der spiegel
19/2009
• Titel
• Fußball
242728689.011.png 242728689.012.png 242728689.013.png 242728689.014.png 242728689.015.png
Zgłoś jeśli naruszono regulamin