Thorwald, Jürgen - Die Gnadenlose Jagd.pdf

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Jürgen
Thorwald
Die
gnadenlose Jagd
Roman der Kriminalistik
Deutscher Bücherbund Stuttgart – Hamburg
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Dieses Buch ist eine Zusammenfassung der Bände »Das Jahrhundert der Detektive« und »Die Stunde
der Detektive« von Jürgen Thorwald, die eine vollständige Bibliografie des Themas enthalten.
Lizenzausgabe der Droemerschen Verlagsanstalt A. G. Zürich © Droemersche Verlagsanstalt A. G.
Zürich 1965/1966 Bildquellennachweis bei der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf.,
München Gesamtherstellung R. Kiesel, Salzburg -8715/5-
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I
Das unauslöschliche Siegel
oder
Abenteuer der Identifizierung
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1.
Als Alphonse Bertillon, Hilfsarbeiter im Ersten Büro der Polizei-
präfektur von Paris, im Jahre 1879 die Ruhmesbühne der Geschichte
betrat und den Anstoß für die Entwicklung der modernen
Kriminalistik gab, war er sechsundzwanzig und die französische
Kriminalpolizei rund siebzig Jahre alt.
Die Sûreté, wie sich die französische Kriminalpolizei nannte, genoß
in jenen Tagen den Ruf, die älteste und traditionsreichste der Welt und
die Wiege der Kriminalpolizei überhaupt zu sein. Die siebzig Jahre
ihrer Geschichte reichten zurück bis in die Tage Napoleons. Wenn es
vorher schon eine französische Polizeimacht gegeben hatte, so hatte
diese mehr der Bespitzelung und Verhaftung von politischen Gegnern
der jeweiligen französischen Könige gedient als der Aufklärung
krimineller Verbrechen. Auch während der zweiten Hälfte der
Napoleonischen Ära war der Chef der für die Bekämpfung von
Verbrechen geschaffenen ›Ersten Abteilung‹ der Pariser Polizei-
präfektur, Henri, lediglich Herr über achtundzwanzig Friedensrichter
und einige Inspektoren gewesen. Die Pariser Straßen bildeten ein
dankbares Operationsgebiet für Schwärme von Räubern und Dieben.
Erst im Jahre 1810, als sich unter den Auswirkungen der
Napoleonischen Kriege alle sozialen Bande lösten und die Welle des
Verbrechens ganz Paris zu überschwemmen drohte, hatte die
Geburtsstunde der Sûreté geschlagen und mit ihr die Schicksalsstunde
für einen Mann, dessen Schatten im Guten wie im Bösen jetzt, siebzig
Jahre später, noch über der Sûreté spürbar war: für ihren Gründer
Eugene Frangois Vidocq.
Vidocqs Leben bis zu seinem fünfunddreißigsten Jahr war eine
tumultuarische Folge von abenteuerlichen Ereignissen gewesen: Sohn
eines Bäckers aus Arras, Schausteller, Soldat, Seemann,
Marionettenspieler, Strafgefangener (weil er einen Offizier verprügelte,
der eine seiner Freundinnen verführt hatte) und Ausbrecher. Einmal
entkam er in der gestohlenen Uniform eines Gendarmen, ein anderes
Mal stürzte er sich von der schwindelnden Höhe eines
Gefängnisturmes in den vorbeirauschenden Fluß. Jedesmal wieder
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