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Das zweite Gesicht
Kai Meyer
Das zweite
Gesicht
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IN DER SCHEINWELT DER PHANTOME
Berlin während der Stummfilm-Ära. Mondäne Filmpaläste neben
billigen Absteigen, atemberaubender Reichtum neben bitterster
Armut. Als die Filmdiva Jula Mondschein stirbt, folgt ihre jüngere
Schwester Chiara der Spur von Julas Aufstieg und Fall – auf
glamouröse Empfänge, in die düsteren Gassen des Scheunenviertels,
in Abgründe von Drogen und sexueller Ausschweifung. Spukt Julas
Geist immer noch durch die Filmateliers und Bordelle der Stadt?
ISBN: 3-453-86480-8
Verlag: Ullstein Heyne List GmbH & Co.KG
Erscheinungsjahr: 2002
Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!
Buch
Jahrelang hat Chiara Mondschein ihre ältere Schwester
Jula nur im Kino gesehen – als riesiges schwarz-weißes
Gesicht auf der Leinwand. Nun ist Jula tot, und Chiara
fährt nach Berlin zur Beerdigung. Tausende trauern um
den Stummfilm-Star, doch Chiara bleibt ungerührt. Hat sie
dieses künstlich-schöne Wesen, das ihr selbst so ähnlich
sah, überhaupt gekannt? Widerwillig lässt Chiara sich von
dem Regisseur Felix Masken überreden, Julas Rolle in
einem Film zu übernehmen, den ihre Schwester nicht zu
Ende gedreht hat. Sie hofft, auf diese Weise Julas Leben,
das von Drogen, Alkohol und sexuellen Ausschweifungen
bestimmt wurde, besser zu begreifen. Chiara, anfangs bloß
die Doppelgängerin ihrer Schwester, wird rasend schnell
selbst zum Star; verblüfft stellt sie fest, dass die glitzernde
Berliner Filmwelt bloß ein Spiegelkabinett aus Lügen und
schönem Schein ist. Und sie entdeckt noch mehr –
beängstigende Spuren einer grausamen, okkulten
Gemeinschaft, der ihre Schwester vollständig verfallen
war. Kann Chiara das Geheimnis lösen, ehe sie selbst im
Strudel des Wahnsinns untergeht?
Autor
Kai Meyer, geboren 1969, studierte Film und Theater,
arbeitete als Journalist und ist seit 1995 freier
Schriftsteller. Er hat zahlreiche Romane veröffentlicht. Bei
Heyne erschien zuletzt Die Unsterbliche , die Fortsetzung
seines großen Erfolgs Die Alchimistin . Seine
Jugendbuchtrilogie um Die Fließende Königin wurde zum
Bestseller.
Kai Meyer lebt mit seiner Familie am Rande der Eifel.
Besuchen Sie ihn im Internet unter: www.kaimeyer.com
Schaust du mich an aus dem Kristall,
Mit deiner Augen Nebelball,
Kometen gleich, die im Verbleichen;
Mit Zügen, worin wunderlich
Zwei Seelen wie Spione sich
Umschleichen, ja, dann flüstre ich:
Phantom, du bist nicht meinesgleichen!
Annette von Droste-Hülshoff: »Das Spiegelbild«
PROLOG
BERLIN 1923
Das Leben erwachte in ihr wie eine Gestalt im Lichtstrahl
eines Filmprojektors. Und wie die Menschen auf der
Leinwand, eben noch ungeboren, ohne Stimme und ohne
Vergangenheit, so fühlte auch sie sich in diesem Moment,
konturlos und nur von einem Gedanken bestimmt:
Ich weiß nicht, wer ich bin.
Sie fragte sich, warum ihr Haar blond war. War sie nicht
immer dunkelhaarig gewesen? Dunkelbraun, von der
Farbe reifer Kastanien; sie hatte sich abgewöhnt, es
kastanienbraun zu nennen, denn aus irgendeinem Grund
glaubten alle, das bedeute Rot.
Sie lag auf dem Boden, und ihre Wange ruhte inmitten
der Flut ihres Haars. Erst als sie den Kopf langsam hob,
wurde ihr bewusst, dass er wehtat. Ihr war schwindelig.
Da war noch etwas, an das sie sich erinnerte. Ihr Name.
Chiara Mondschein.
Sie registrierte ihn, wie ein Fremder ihn registriert hätte,
und sie wunderte sich, wie extravagant er klang. Chiara
Mondschein. Kein schlechter Name.
Sie setzte sich auf, von einer erneuten Schwindelattacke
geplagt, und blickte sich im Raum um. Sie wusste nicht,
wie sie hierher gekommen war. Was vorher geschehen
war. Und wer ihr Haar blond gefärbt hatte. Oder hatte sie
selbst das getan? Es war kein hübsches Blond, kein
Gedanke an Gold, eher weiß und ziemlich spröde. Als
hätte es sehr schnell gehen müssen.
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