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Die Geschichte Polens

 

Aufstieg und Fall großer Königshäuser, Sieg und Untergang bis zur völligen Auflösung staatlicher Existenz rückten Polen in den über 1000 Jahren seiner Geschichte oft in den tragischen Mittelpunkt europäischer Historie.

Vom 14. bis ins 17. Jahrhundert war in Europa Politik ohne Polen undenkbar. Die Kraft der durch Heirat vereinten Reiche Polen-Litauen bekam auch der Deutsche Ritterorden mit der verlorenen Schlacht von Tannenberg (1410) zu spüren. Die Dynastie der Jagiello, die Polen auf den Zenit von Macht und Einfluss geführt hatte, leitete das langsame Ende des Reiches ein: Es gab keine Thronfolger. Ab 1573 Wahlmonarchie, wurde Polen mehr und mehr Spielball fremder Einflüsse und Interessen.

1772 und 1793 geteilt, verschwand der Staat 1795 für mehr als 100 Jahre von den Landkarten Europas, geschluckt von den Nachbarn Russland, Österreich und Preußen. Das Recht auf nationale Einheit, den Polen vom Wiener Kongress 1815 attestiert, war nichts wert. Aufstände 1830 und 1863 wurden von den Besatzern niedergeschlagen. "Haut doch die Polen, dass sie am Leben verzagen", formulierte Otto von Bismarck ganz im Sinne der Großmächte.

Die Knechtschaft endete mit dem Ersten Weltkrieg: Am 11. November 1918 erklärte sich Polen zur Republik, der Vertrag von Versailles schrieb 1919 Polens Unabhängigkeit und seine Westgrenze fest.

Den Zusammenbruch des Zarenreichs nutzte der litauische Sozialist Józef Pilsudski zu einem Feldzug gegen die junge Sowjetmacht. Sein Traum von einer osteuropäischen Föderation aber war bald ausgeträumt: Es häuften sich die Konflikte des wiederhergestellten Polen mit seinen Nachbarstaaten; hinzu kamen, nicht verwunderlich bei 35 Prozent Minderheiten im Land, innenpolitische Probleme. Seine Forderung nach einem starken Staat setzte Pilsudski 1926 mit einem Staatsstreich in die Tat um. Als der Diktator 1935 starb, saß Polens ärgster Feind schon seit zwei Jahren in der Berliner Reichskanzlei: Adolf Hitler. Dessen Truppen überfielen Polen am 1. September 1939. Am Bug trafen sich Deutsche und Sowjets, der Staat Polen war ausgelöscht. Am Ende des Zweiten Weltkriegs beklagte Polen etwa sechs Millionen Opfer, darunter fast die gesamte jüdische Bevölkerung von drei Millionen Menschen, die in Vernichtungslagern wie Auschwitz, Treblinka oder Majdanek von Deutschen ermordet wurden.

1945 wurden Polens Grenzen ein weiteres Mal neu bestimmt: Stalins Sowjetunion behielt die Ostgebiete (180 000 km2), die Polen wurden mit Schlesien, Ostpommern, West- und Teilen Ostpreußens entschädigt (103 000 km2).

Die ersten Wahlen 1947 entschieden die Kommunisten für sich, die Polen fortan in stalinistischer Manier regierten. Als Folge hoher Arbeitsnormen, schlechter Lebensbedingungen, der Verstaatlichung der Wirtschaft und der Unterdrückung der Kirche kam es 1956 zum Aufstand in Posen. Wladyslaw Gomulka, schon von 1943-48 Generalsekretär, kehrte an die Spitze der polnischen KP zurück, liberalisierte vorübergehend den Kurs. Moskau reagierte prompt und pfiff den Satelliten nachdrücklich auf seine Linie zurück.

Schwere Unruhen in Hafenstädten wie Danzig (1970) waren der Anfang vom Ende des Altstalinisten Gomulka, der durch Edward Gierek ersetzt wurde. Die moralische Führung in Polen war längst an die katholische Kirche und Kardinal Stefan Wyszynski übergegangen.

1978 brachte es ein anderer Pole, der Krakauer Erzbischof Karol Kardinal Wojtyla, zu höchsten katholischen Ehren - als Papst Johannes Paul II. zog er in den Vatikan ein; seine zweite Auslandsreise führte ihn 1979 in sein Heimatland.

Ein Jahr später befand sich Polen in Aufruhr: Streiks im ganzen Land, an der Spitze die Arbeiter der Danziger Lenin-Werft, angeführt von einem Elektriker namens Lech Walesa, der zum nationalen Idol wurde.

Nach zwei Monaten Streik wurde am 31. August 1980 die "Vereinbarung von Danzig" unterschrieben, die u. a. das Recht auf unabhängige Gewerkschaften und Streik zusicherte, Grundlage für die Entstehung der Gewerkschaft "Solidarno£c" (Solidarität). Gierek musste zurücktreten.

Moskau, zutiefst beunruhigt vom polnischen Großbrand, setzte 1981 auf General Wojciech Jaruzelski. Der stellte das Land am 13. Dezember unter Kriegsrecht, ließ die Solidarno£c-Führung verhaften und verbot jede Gewerkschaftsaktivität.

Doch das Feuer war nicht mehr zu löschen. Anfang 1989 kam es zwischen Regierung und Opposition zu Verhandlungen am "Runden Tisch", Solidarno£c wurde legalisiert, gewann im selben Jahr bei Wahlen 99 der 100 Senatssitze und 161 von 460 Sejm-Mandaten (von denen Kommunisten 65 Prozent für sich beanspruchten). Der Solidarno£c-Mann Tadeusz Mazowiecki wurde Regierungschef, Jaruzelski Präsident. 1990 löste sich Polens KP auf.

Tief greifende Wirtschafts- und Gesellschaftsreformen führten Polen danach in schwere Krisen, an deren Bewältigung sich Präsidenten und zahlreiche Regierungschefs versuchten, unter ihnen Lech Walesa und Polens erste weibliche Ministerpräsidentin, Hanna Suchocka. Nach zwei empfindlichen Wahlniederlagen 1991 und 1993 feierte Solidarno£c 1997 die Rückkehr an die Macht. Ohne Konflikte mit den Nachbarn in West und Ost erlebt Polen heute ein kleines Wirtschaftswunder und hat sich mit der Verfassung von 1997 endgültig im demokratischen Lager etabliert.


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Ungewohnte Rolle: Für das polnische Massaker in dem Dorf Jedwabne 1941, bei dem Polen Juden ermordeten, entschuldigte sich Präsident Kwasniewski öffentlich. Nicht alle Polen waren damit einverstanden; sie sehen sich und ihr Land nur als Opfer des Zweiten Weltkriegs, nicht als Täter

 

 

 

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