Die Pflanze I-V.pdf

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Die Pflanze
DIE PFLANZE
von Stephen King
PHILTRUM PRESS
Bangor, Maine 2000
4. Januar, 1981
Zenith House, Verleger
490 Park Avenue South
NewYork, NewYork 10017
Gentlemen:
Ich habe ein Buch geschrieben, das Sie eventuell verffentli-
chen wollen. Es ist sehr gut. Es ist unheimlich und alles ist
wahr. Es hei¦t "Wahre Geschichten dmonischer Heimsuchun-
gen". Ich kenne all diese Dinge aus erster Hand. Der Inhalt
schlie¦t Geschichten von "Die Welt des Voodoo", "Die Welt des
ther" und "Die Welt des Lebenden Todes" ein. Ich habe auch
Rezepte fr einige Zaubertrnke eingefgt, diese knnten aber
"zensiert" werden, falls Sie der Meinung sind, sie seien fr die
meisten Menschen zu gefhrlich, obwohl sie nicht alle funktio-
nieren wrden und ich in einem Kapitel mit dem Titel "Die Welt
der Zauberei" erklre, wieso. Ich biete dieses Buch nun zur
Verffentlichung an. Ich bin bereit, alle Rechte daran zu ver-
kaufen (au¦er die Filmrechte; ich werde selbst Regie bei dem
Film fhren). Es gibt Fotos wenn Sie sie mchten. Sollten Sie
an dem Buch interessiert sein (kein anderer Verleger hat es
bisher gesehen, ich schicke es Ihnen, weil Sie die Verleger von
"Das blutige Haus" sind, was ziemlich gut war) antworten Sie
bitte per Rckumschlag, den ich beigelegt habe. Ich werde das
Manuskript mit Rckporto schicken fr den Fall, dass Sie es
nicht mgen (oder nicht verstehen). Bitte melden Sie sich so
bald wie mglich. Ich denke, das Angebot gleich mehreren
Verlagen zu schicken, ist unmoralisch. Aber ich mchte die
"Wahren Geschichten dmonischer Heimsuchungen" so bald
wie mglich verkaufen. In diesem Buch ist einige "Gru-
selsch...!" (Wenn Sie wissen was ich meine.)
Mit freundlichen Gr¦en
Ihr Carlos Detweiller
147 E. 14th St., Apt. E
Central Falls, R.I. 40222
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B r o i n t e r n e s M e m o
An: Roger
Von: John
Betrifft: Vorschlge / 11. bis 15. Januar 1981
Ein neues Jahr und der Schlamm im Schmutzhaufen wird im-
mer tiefer. Ich wei¦ nicht wie der Rest deiner geplagten Re-
daktionsgnstlinge es macht, aber ich rolle weiterhin den exi-
stentiellen Stein von Amerikas unverffentlichten Spitzen, zu-
mindest meinen Anteil daran. Alles was zu sagen bleibt ist,
dass ich meinen Teil Schmutz in dieser Woche gelesen habe
(nein, ich rauche nicht das was W. C. Fields den "verbotenen
Stoff" nennt, auch wenn ich meinen geschwtzigen Tag habe).
Mit deiner Zustimmung schicke ich 15 buchlange Manuskripte
zurck, die unaufgefordert eingeflattert sind (siehe Rckgabe,
nchste Seite), 7 Entwrfe und Beispielkapitel und vier uniden-
tifizierbare Flecken, die ein bisschen wie Maschinenschrift aus-
sehen. Eines davon ist ein Buch von etwas das sich "Schwule
Erlebnispoesie" nennt oder auch "Lutsch meinen gro¦en
schwarzen Schwanz" und ein anderes, Kleine Lolita, handelt
von einem Mann, der in einen Erstklssler verliebt ist. Ich
glaube, es ist mit Bleistift geschrieben, aber ganz sicher bin ich
mir nicht. Ebenfalls mit deinem Einverstndnis wrde ich einen
Entwurf sowie einige Beispielkapitel fr fnf Bcher anfordern,
einschlie¦lich dem neuen "Miederschlitzer" von diesem miese-
petrigen Bibliothekar in Minnesota. (Die Autoren schnffeln
niemals in deinen Akten, oder Chef? Normalerweise wre es
eine platte Geschichte, aber das drftige Geschehen von "Sei-
ne flammenden Ksse" kann nicht ausgeglichen werden, nicht
einmal von unserer schrecklichen Marketingabteilung).
Zuletzt, vermutlich zumindest, hnge ich dir noch eine kleine
Anfrage von einem Carlos Dettweiler aus Central Falls in Rhode
Island hinten an. Als ich frisch von der Brown Universitt kam,
glcklich das Hauptfach Englisch abgeschlossen, planend, gro-
¦e Romane zu schreiben und unter dem Missverstndnis lei-
dend, jeder der verffentlicht werde, msse brillant oder zu-
mindest wirklich klug sein, htte ich Mr. Dettweilers Brief ohne
zu zgern weggeschmissen. (Carlos Dettweiler? Ich frage mich
selbst jetzt, ob ich da die Schlssel von diesem antiken Knig
klappern hre - kann dieser Name echt sein? Sicher nicht)
Wahrscheinlich sollte ich das Ding nur mit einer Zange anfas-
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sen, fr den Fall, das die offensichtliche Lesestrung dieses
Mannes ansteckend ist. Aber zwei Jahre in Zenith House haben
mich verndert, Roger. Ich habe die rosa Brille abgesetzt. Du
hast keine Aussicht, wirkliche Schwergewichte wie Milton,
Shakespeare, Lawrence, Faulkner zu bekommen, bevor du
nicht mit dem Autor von "Ratten aus der Hlle" im Burger-
Himmel zu Mittag gegessen hast oder der Erschafferin von
"Schlitz mich auf, mein Darling" durch ihre derzeitige Schreib-
blockade geholfen hast. Du beginnst zu realisieren, dass die
gro¦artige Bearbeitung von Literatur verdammt mehr Erdl-
cher hat, als du erwartet hast, als du mit deinem ersten Buch
unter deinem Shirt zum Schlafzimmer geschlichen bist (Nein,
ich habe kein Dope geraucht!). Also gut. Dieser Bursche
schreibt wie ein mittelm¦ig begabter Drittklssler (alles de-
klamierende Stze - sein Stil hat den Elan eines schweren
Kerls, der in Bauarbeiterschuhen die Treppe herunterstapft),
aber das tut auch Olive Barker, und unsere mangelhafte Be-
setzung erwgend sind ihre Windhover-Serien ganz gut weg-
gegangen. Der Satz im ersten Absatz, in dem er behauptet, er
wisse all diese Dinge aus erster Hand, weist darauf hin, dass er
ein Spinner sein knnte. Du wei¦t das. Seine Behauptung,
dass er Regie bei dem Film fhren will zeigt, dass er ein Spin-
ner mit gro¦artigen Illusionen ist. Ich denke, das wissen wir
beide. Au¦erdem setze ich mein letztes Unterhemd (Ich trage
es derzeit, und es ist mchtig grau!), dass trotz seiner anders-
lautenden Behauptung jeder Verleger in New York die "Wahren
Geschichten dmonischer Heimsuchungen" gesehen hat.
Die Loyalitt zu einem Unternehmen kann nicht so weit ge-
hen Freund. Nicht einmal ein mittelm¦ig begabter Drittklss-
ler wrde bei Zenith House beginnen. Ich vermute mal, dass
der unermdliche ( und mglicherweise auch besessene) Mr.
Detweiller seinen Brief geduldig abgetippt und mindestens
40mal verschickt hat, beginnend mit Farrar, Straus & Giroux,
oder vielleicht sogar Alfred A. Knopf. Aber ich glaube es gibt
eine Mglichkeit - wenn auch vielleicht eine extrem schwache -
dass Mr. Detweiller gengend Material recherchiert hat, um
daraus tatschlich ein Buch zu machen. Es msste natrlich
umgeschrieben werden, - sicher bearbeitet - sein Brief macht
das reichlich klar - und der Titel ist Mist, aber wir haben ver-
schiedene Autoren die mehr als glcklich wren ber einen
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kleinen Ghostwriter-Auftrag, mit dem sie auf die Schnelle 600
Dollar verdienen knnten. (Ich hab dich zucken gesehen, mach
400. Vermutlich ist die unermdliche Olive Barker die beste
Wahl. Au¦erdem glaube ich, Olive hngt an Valium. Junkies
arbeiten hrter als normale Leute, Chef. Du wei¦t das. Jeden-
falls bis sie sterben. Und Olive ist stark. Sie sieht nicht mehr
allzugut aus, seit sie einen Schlaganfall hatte - ich hasse die
Art, wie die linke Seite ihres Gesichts herunterhngt - aber sie
ist stark). Wie ich bereits gesagt habe ist die Chance gering
und es ist ein kleines Risiko einen zweifellos Verrckten zu er-
mutigen, weil es so schwer ist, sie loszuwerden (Erinnerst du
dich an General Hecksler und sein Buch Zwanzig bersinnliche
Gartenblumen? Eine Weile dachte ich, der Mann wrde richtig
gefhrlich werden, und natrlich war er der Hauptgrund wes-
halb der arme alte Bill Hammer gekndigt hat). Tatschlich
aber ging "Blutige Huser" ziemlich gut und die ganze Sache -
verschwommene Fotos und das alles - kamen in der New York
Public Library heraus. Nun sag mir: Stecken wir den alten Car-
los in die Rckgabe oder fordern wir ihn auf einen Entwurf und
Beispielkapitel zu liefern? Sprich schnell, gro¦er Fhrer, das
Schicksal der Welt hngt davon ab.
John
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Vom Bro des Lektors
An: John Kenton
Datum: 15. 1. 81
Nachricht: Lieber Gott, Johnny! Hltst Du jemals die Klappe?
Dieses Memo war drei Seiten lang! Wenn Du nicht high warst
hast Du keine Ausrede. Schmei¦ den verdammten Brief weg,
sag diesem Carlos "Wer-immer-er-auch-ist" er soll sein Manu-
skript schicken, kauf ihm ein Pony, was immer du willst. Aber
verschon mich mit Deinen verfluchten beschissenen Thesen.
Ich bekomme sie nicht von Herb, Sandra, oder Bill und ich will
sie nicht von Dir. "Schaufle die Schei¦e und halt das Maul", wie
wre es mal mit diesem Motto? Roger P.S. Harlow Enders hat
heute wieder angerufen- wie es scheint, bekommen wir unsere
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