Pons Wörterbuch - Jugendsprache.pdf

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Express yourself:
Wörterbuch der
Express Wörterbuch
Englisch
Deutsch–Englisch Eng-
lisch–Deutsch
Ca. 70 000 Stichwörter
und Wendungen
ISBN 3-12-517812-6
Schweizer Jugendsprache 2002
Schweizerdeutsch/Deutsch–
Schweizerdeutsch/Deutsch–
www.pons.de
Englisch
Französisch
Express Wörterbuch
Französisch
Deutsch–Französisch
Französisch–Deutsch
Ca. 64 000 Stichwörter
und Wendungen
I S B N 3 -12 - 517 813 - 4
Klett
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Wörterbuch der Jugendsprache
Schweizerdeutsch/Deutsch–Englisch
Schweizerdeutsch/Deutsch–Französisch
von Schülerinnen und Schülern vom
7. bis 13. Schuljahr aus der ganzen Schweiz
Klett und Balmer AG, Verlag
Zug
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PONS Wörterbuch der Jugendsprache
Schweizerdeutsch/Deutsch–Englisch
Schweizerdeutsch/Deutsch–Französisch
VORWORT
Der Ansatz
Der Markenname PONS als das lateinische Wort für «Brücke» verweist immer schon auf die vermittelnde
Funktion von Wörterbüchern zwischen Sprechern einer «Ausgangs-» und jenen einer «Zielsprache».
Eine Sprachmittlerfunktion oder wenigstens eine Verständnishilfe kann aber auch innerhalb der Sprach-
gemeinschaft in verschiedenen Zusammenhängen hilfreich sein. Ein solches Thema ist sicherlich das
Phänomen der «Jugendsprache».
Englische Übersetzung: Timothy Grundy, Basel
Französische Übersetzung: Philippe Cuenat, Mirjam Egli, Basel
Auflage 2002
© Klett und Balmer AG, Verlag, Zug
Alle Rechte vorbehalten
Internet: www.klett.ch, www.pons.de
E-Mail: info @ klett.ch
Redaktion: Dr. Regula Schmidlin, Rhea Kyvelos, Regula Nyffenegger, Christian Spring, Thomas Oehler, Basel
Logoentwurf: Erwin Poell, Heidelberg
Cover: Ira Häussler; Illona Arfaoui, Stuttgart
Layout und Satz: Katja Bucher, Stuttgart / Victor Hotz AG, Steinhausen
Druck: Victor Hotz AG, Steinhausen
Gedruckt in der Schweiz
P 264-0902 5/02
Jugendliche sprechen anders als Erwachsene. Sie sprechen anders als ihre Eltern. Das Phänomen ist
im Grunde alt, es ist weithin bekannt, es ist bisweilen auch schon Gegenstand linguistischer Unter-
suchungen gewesen; manchen ist es ein Ärgernis, das sie kopfschüttelnd quittieren, manche können
über die Ausdrücke wenigstens schmunzeln. Doch wie erfährt man überhaupt, wie Jugendliche in
der Deutschschweiz im Jahre 2002 sprechen?
Als Linguist oder Linguistin kann man Feldforschung betreiben, mit Jugendlichen sprechen und Interviews
aufzeichnen. Als Veranstalterin eines Wettbewerbs war die Redaktion von Klett und Balmer dagegen
in der komfortablen Lage, Jugendsprache bogenweise ins Haus geschickt zu bekommen.
Aufgabe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war es nämlich gerade, als Amateurlexikographen die mar-
kantesten Wörter «ihrer» Sprache aufzuzeichnen, möglichst authentisch, anschaulich und repräsentativ.
Die Kriterien der Preisvergabe
Die Aufwändigkeit der Siegerarbeiten verweist auf das hohe Mass an Engagement, mit dem die Jugend-
lichen an die Aufgabe herangingen. Dabei bewiesen sie nicht nur Inhaltskompetenz bezüglich «ihrer»
Sprache, sondern auch viel Humor. Die Siegerinnen undSieger zeichneten sich durch eine präzise
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Erfüllung der Aufgabenstellung aus. Die Elaboriertheit der lexikographischen Eintragsgestaltung und
das Element innovativer Ideen kommen als weitere Kriterien hinzu.
geben und die durch diese Sprache in der Gruppe verankert werden. Für Erwachsene ist dieser Code
oft undurchschaubar. Sie schwanken zwischen Belustigung und Irritation.
Auf dieser Datenbasis baut das PONS Wörterbuch der Jugendsprache auf.
Es ist ein kleines Wörterbuch. Als Wörterbuch der Jugendsprache enthält es nicht viele tausend
Begriffe. Das kann und will es auch nicht. Es verzeichnet aus diesem dynamischen Sprachausschnitt
nicht alle Wörter, die der Redaktion vorgeschlagen wurden, sondern jenen repräsentativen Kern,
der sich als die sprachliche Rückmeldung hunderter Beiträgerinnen und Beiträger konstituiert hat.
Immer wieder zeigt der jugendliche Sprachgebrauch eine Verfremdung sprachlicher Strukturen der
«Normalsprache». Dadurch entsteht ein ironischer, komischer und distanzierender Effekt.
Wiederkehrende Muster
Gebrauchsveränderung
Ausdrucksmittel der Jugendsprache
Der Gebrauch von Wörtern wird verändert, indem ihnen eine neue Bedeutung gegeben wird. Während
der DUDEN Universal etwa das Wort «krass» als «in seiner Art besonders extrem» definiert, heisst
«krass» im jugendsprachlichen Gebrauch schlicht «gut» oder «sehr gut», drückt ganz allgemein ein
hohes Mass an Zustimmung oder Bewunderung aus.
Der Bedeutungsumfang wird also von «extrem» zu «extrem gut» verengt.
Der cholesterinbewusste Mensch über dreissig hat häufig berechtigte Vorbehalte gegenüber einem
Essen, das fett ist. Der sprachbewusste Jugendliche hingegen würdigt ein gutes Essen als voll fett. Das
Spektrum möglicher Verbindungen ist dabei verbreitert: Fett kann auch Musik, eine Party oder sonst
etwas sein.
Bei der Analyse der Wettbewerbsbeiträge stiess die Redaktion immer wieder auf interessante sprach-
liche Bauformen, Verwendungsweisen und Strukturen, die sich zu einem ausgesprochen farbigen,
vielfältigen und expressiven Bild davon zusammenfügen, was Jugendliche mit ihrer Sprache ausdrücken
und wie sie es tun.
Als wesentliche sprachliche Motive und Impulse scheinen die Begriffe Gruppenzugehörigkeit und
Abgrenzung, ironische Distanzierung und Verfremdung, Party- und Subkultur, Sport und Schulalltag sowie
Körperlichkeit auf. Dass auch der Soft-Drug-Bereich eine wichtige Inspirationsquelle für Jugendspra-
che ist, muss keineswegs auf einen exzessiven Haschisch- und Alkoholkonsum der Sprachverwender
schliessen lassen. Es ist die Freude am Illegalen, am Verstoss gegen gesellschaftliche Normen, die die
Jugendlichen sprachlich zu beflügeln scheint. Die bewusste Abweichung von orthografischen Regeln
wirkt, wie bei kuhl für cool, vergleichsweise harmlos, ist aber möglicherweise auf dieselbe Motivation
zur Abgrenzung zurückzuführen, auf das Erfinden eigener Regeln und einer eigenen Identität.
Im Hinblick auf die Deutschschweizer Sprachsituation erwähnenswert ist die semantische Neumotivie-
rung typisch ländlich dialektalen Wortguts wie bei chäch, gäch und pleger. Letzteres geht mit einer
Wortartenveränderung einher, ein weiteres typisches Muster sprachlicher Kreativität, das in der Jugend-
sprache beobachtet werden kann.
Jugendliche streben im Bemühen nach einer eigenen Identität nach Abgrenzung von der Erwachsenen-
sprache. Sie erschaffen eine ihnen eigene Sprache, deren Mitglieder sich an ihrer Sprache zu erkennen
Richtig praktisch mutet eine Reihe von lexikalischen Chamäleons an, die, so hat man den Eindruck,
auch ad hoc für verschiedene Kontexte eingesetzt und semantisch neu besetzt werden können. Dazu
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! Entscheidend für die Auswahl der Stichwörter und Wendungen war die Häufigkeit, mit der sie in den
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gehören zweifellos die Verben siffe, hänge und schliife, aber auch Adjektive wie derb. Ein derber Film
kann einerseits gewalttätig und stumpfsinnig, andererseits aber besonders unterhaltsam und originell
sein. Oder alles zusammen?
Einsendungen zu unserem Preisrätsel auftreten.
Das vorliegende Wörterbuch lässt die Jugendlichen selbst «zu Wort kommen».
Auffällig ist die Verwendung von Sexualwortschatz in ganz anderen Zusammenhängen, wie gfiggt und
aafigge. Der umgekehrte Fall ist auch möglich. Rääs, von Menschen ab 30 für die Beschreibung des
Geschmackes reifen Käses verwendet, kann jugendsprachlich durchaus «sexuell erregt» bedeuten.
Die Redaktion hat keine «Geschmackskontrolle» oder Zensur vorgenommen.
Bei allen beteiligten Schulklassen, den Verfassern und Verfasserinnen dieses Wörterbuchs, wollen wir
uns ganz herzlich für ihr Engagement bedanken.
Anglisierung (total/partiell)
In diesem Sinne wünschen wir allen Jugendlichen, Junggebliebenen, Schülerinnen und Schülern,
Lehrerinnen und Lehrern, allen Sprachinteressierten und Wörterbuchfans viel Freude mit diesem Buch.
Die anglophone Kultur übt einen starken Einfluss auf die Deutschschweizer Jugendsprache aus.
Sie weist bisweilen totale oder partielle Anglisierungen auf wie bei Lamer oder pose (auf der ersten
Silbe nach englischer Lautung, also als Diphthong, auszusprechen), ausserdem bei eingedeutschten
Anglizismen wie scheike, pooge, fluffig und schliesslich bei Anglizismen, die eine andere Bedeutung
haben als ihr englisches Vorbild, wie tschegge, pögge, häänge und nördig . Diese werden oft mund-
artnah verschriftlicht.
Basel, im Juni 2002
Lautung und Wortbildung
Die Freude am Lautmalerischen dringt nicht nur bei Neubildungen wie chröse («schlafen») durch.
Interessant ist, dass Jugendwörter, die schon längere Zeit im Umlauf sind, mit leichten lautlichen
Veränderungen aufgepeppt werden und dadurch innovativ wirken. Beispiele dafür sind hönne für das
verstärkende Adverb henne, krese für das im ganzen deutschen Sprachraum verbreitete krass und
mötte für motten («rauchen», «stinken»). Mit der Morphologie gespielt haben die Schöpfer des Adjektivs
putze (aus putzig) mit seiner norddeutsch anmutenden Endung sowie die Erfinder des Brötlers
(aus Eigenbrötler), der uns geradezu an Kafkas Geziefer (aus Ungeziefer ) erinnert.
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