Ritter Roland - 15 - Götz Altenburg - Camelot in Piratenhand.pdf

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Camelot in Piratenhand
von Götz Altenburg
scanned by : horseman
kleser: Larentia
Version 1.0
Im Westen brodelte Unruhe.
Wehte der Wind von See, roch es nach Brand. Am Tage
hingen leichte Rauchschleier zwischen Himmel und Erde.
Nachts ging der Mond auf wie gelber Hauch.
In Camelot, Schloß und Land, bereiteten sie das
Jubiläum vor.
Sie hatten für nichts anderes Interesse als für König
Artus' Ehrentag.
Bis zu jenem Abend.
Da erreichte ein Läufer mit dem letzten Licht die
Waldringe vor dem Schloß. Der große, kräftige Mann war
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bis auf ein Fell um die Lenden nackt. Er wankte und kam
mehr taumelnd als laufend voran. Der Stumpf eines
Pfeiles ragte aus seinem Rücken.
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Ein gelbhäutiger Kerl mit rundem Gesicht saß auf dem Pferd,
welches den Läufer verfolgte. Unerbittlich holte das Pferd auf.
Sobald der Läufer den schnaubenden Atem des Tieres spürte, blieb er
stehen. Er stemmte sich gegen den schrankbreiten Stamm einer
Eiche.
Der schlitzäugige Reiter hob den Krummsäbel zum entscheidenden
Schlag. Die Klinge verfing sich im zähen Eichengeäst. Sie blieb
hängen. Ehe der Reiter mit dem Gezweig fertig wurde, hatte der
Läufer seine Chance erkannt. Ein Sprung. Der Krummsäbel blitzte in
des Läufers Faust. Gedankenschnell traf die Klinge. Der Reiter kam
nicht einmal zu einem Schrei. Bis zum Gürtel geteilt, rutschte er vom
Pferd.
Der Läufer bändigte das tänzelnde Tier. Er war ausgepumpt. Doch
er gelangte in den Sattel.
Der Nachhall des Hufschlags blieb im Wald und bei dem
erschlagenen Reiter. Bis ein Wolfsrudel vorbeischaute und die
willkommene Beute witterte. Das Wolfsgeheul trieb das Pferd mehr
zur Eile an, als es Peitsche und Sporen vermocht hätten. Der Galopp
wurde immer gestreckter.
So kam der Brief des Einsiedlers Klaus nach Camelot und zu Ritter
Roland.
Der Einsiedler schrieb: »Vom Meer her fallen fremde Eroberer ins
Land. Sie werden täglich zahlreicher. Wenn Du noch ein Herz hast
für meine Heimat, so komm und hilf den armen Menschen, deren
Not ich täglich sehen muß. Möge der Himmel Dich schützen!«
Volker vom Hohentwiel hatte das Schreiben des Einsiedlers über
Rolands Schulter mitgelesen. »Du wirst sofort für uns beide Urlaub
erbitten. Ich lasse Louis und Pierre unverzüglich packen.«
»Zunächst kümmere ich mich um den Mann, der den Brief brachte.
Außerdem weiß ich nicht, ob es klug ist, gemeinsam zu reiten.«
Den Einwand nahm Volker nicht an. »Sind wir nicht immer froh
gewesen, unsere Abenteuer zusammen zu bestehen?«
»Was früher gut war, braucht nicht auch in der Zukunft noch gut
zu sein«, brummte Roland. Er war schon dorthin unterwegs, wo der
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Bote jetzt sein mußte. Das Pferd, dieses so fremdländisch
aufgezäumte, starke Tier, wäre unter ihm zusammengebrochen, hieß
es. Er sei schwer verletzt, und der Feldscher zweifele an seinem
Aufkommen.
Schloß Camelot atte ein eigenes Spital. Königin Ginevra
kümmerte sich persönlich darum. Ihrem Einfluß war es zu
verdanken, daß Feldscher Lombardi als Leiter des Spitals verpflichtet
wurde.
Lombardi begegnete den Freunden auf dem Flur. Er legte den
Zeigefinger auf die Lippen. »Pst!«
»Wo liegt der Mann aus Caind, Feldscher?«
Auch Volker vom Hohentwiel erkundigte sich nach dem
Verwundeten. »Lebt er überhaupt noch?«
Gerade ging ein Krankenpfleger vorbei. Feldscher Lombardi griff
in den Wust von Mull und Verbandszeug. Er hielt eine eigentümlich
geformte Pfeilspitze hoch.
»Das hatte der Verwundete im Rücken stecken. Wahrscheinlich
wird er aber überleben. Kennst du ihn?«
Ritter Roland schüttelte den Kopf.
»Wie kann ich alle Menschen in Caind kennen? Aber mir liegt
natürlich daran, daß er gesund wird. Ist er so weit bei Verstand, daß
ich ihm Fragen stellen kann?«
Davon riet der Feldscher ab.
»Gedulde dich wenigstens bis morgen früh.«
Er gestattete den Freunden einen flüchtigen Blick auf den
Verwundeten.
»Kennst du ihn?« wollte auch Volker von Roland wissen.
Von dem Verwundeten war nur das hagere Gesicht mit der
Hakennase und dem breiten Mund zu erkennen. Wenn der struppige
Bartwuchs und das verfilzte Haupthaar nicht trogen, hatte der Mann
viele Tage nicht an Wasser und Körperpflege denken können.
»Er erinnert mich irgendwie an Richard, den Leart of Caind. Aber
wie könnte es zugehen, daß ein Caind Botendienst für meinen alten
Lehrer Klaus verrichtet?«
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