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H aus m itteilung
4. März 2013 Betr.: Christine Lagarde, NSU-Opfer, Missbrauch
S ie ist die erste Frau an der Spitze des Internationalen Währungsfonds und muss
sich in einer Welt behaupten, die von Männern beherrscht wird. Über Monate
beobachtete SPIEGEL-Reporter Marc Hujer, wie Christine Lagarde den mächtigsten
Finanzclub der Welt führt: spöttisch, charmant, mit einem klaren Blick für männ-
liche Schwächen. Hujer sprach mit Vertrauten, Untergebenen und ihrem jüngsten
Bruder, er begleitete Lagarde nach Asien, Anfang des Jahres fuhr er mit ihr für sie-
ben Tage nach Afrika. Auf dem Heimflug stand Hujer im Flugzeuggang neben La-
gardes Sitz, als ihr Lebenspartner Xavier
Giocanti seinen Platz neben ihr einnehmen
wollte. Er war sauer, weil sie ihn kurz zuvor
aus Platzgründen aus dem Auto verbannt
hatte, um mit Hujer ein Gespräch über ihre
Afrika-Reise zu führen. „Was wollen Sie denn
schon wieder hier?“, fragte er Hujer, deutlich
gereizt. „Wollen Sie mir meinen Platz weg-
nehmen?“ Lagarde lächelte. Und zeigte, wie
sehr sie ihr Spiel beherrscht. „Hat Spaß ge-
macht“, sagte sie zu Hujer – und ließ Gio-
canti neben sich Platz nehmen (Seite 54).
Hujer, Lagarde in Manila
E nver Şimşek, ein türkischer Blumenhändler, war das erste von zehn Opfern,
die vom Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) ermordet wurden, erschossen
im September 2000 in Nürnberg. SPIEGEL-Reporterin Beate Lakotta hat seine
Tochter Semiya ein Jahr lang begleitet. Anfangs hatten die Angehörigen selbst
unter Verdacht gestanden, mit den Morden etwas zu tun zu haben; Lakotta wollte
wissen, wie ein solcher Verdacht das Leben einer jungen Frau verändert. Als sie
zu Şimşeks Hochzeit in die Türkei reiste, war sie von der Heftigkeit der Trauer
berührt, 13 Jahre nach der Tat; auf dem
Höhepunkt der Zeremonie standen die
Gäste in Tränen aufgelöst, es dauerte eine
halbe Stunde, bis sich alle gesammelt hat-
ten. „Die Trauer, die die Familie damals
nicht ausleben konnte, hat sich in diesem
Moment entladen“, sagt Lakotta. Sie be-
schreibt, wie die Familie die Zeit der
NSU-Morde erlebte – und wie sich Se-
miya Şimşek auf den Prozess gegen die
mutmaßlichen Helfer der Mörder ihres
Vaters vorbereitet (Seite 28).
Semiya Şimşek, Lakotta in Salur, Anatolien
V or zehn Jahren, im Mai 2003, erschien im SPIEGEL ein Artikel des Redakteurs
Peter Wensierski, der zum ersten Mal belegte, wie Kinder und Jugendliche in
den fünfziger und sechziger Jahren in Heimen der katholischen Kirche misshandelt
worden waren. 2006 entstand daraus das Buch „Schläge im Namen des Herrn –
Die verdrängte Geschichte der Heimkinder“, 2011 beschloss der Bundestag einen
Hilfsfonds, der 150 Millionen Euro für die 800 000 Geschädigten beträgt. Nun ist
aus Wensierskis Recherchen ein Spielfilm entstanden, mit Senta Berger und Matthias
Habich in den Hauptrollen – für das ZDF Anlass, dem Thema am Montag einen
ganzen Abend zu widmen. Um 20.15 Uhr läuft zunächst der Film „Und alle haben
geschwiegen“, im Anschluss, um 21.45 Uhr, wird die SPIEGEL-TV-Dokumentation
von Anja Kindler und Gesine Müller über die realen Schauplätze des Films gezeigt.
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Im Internet: www.spiegel.de
DER SPIEGEL 10/2013
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