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Aspekte Band 2
Transkript zur DVD Band 2
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Aspekte Band 2
Kapitel 1
Ganz von vorn beginnen
Off
Eva und Uwe Knells haben sich zusammen mit ihren beiden Töchtern einen Traum erfüllt:
Sie leben da, wo andere Urlaub machen – an der Costa Blanca in Spanien. Vor sieben
Jahre ist die Familie aus Bielefeld hierher gezogen. Doch Strandspaziergänge wie heute
sind eher selten. (Uwe: „Vamos! Einsatz!“) Uwe muss hart arbeiten, um seine Familie
ernähren zu können. Seine berufliche Zukunft in Deutschland sah nicht besser aus.
Uwe
Und dann war es so, dass ich ein kleines Geschäft in Deutschland hatte, und ...
Computerbereich lief nicht mehr so gut. Die Discounter kamen mit ihren Geräten auf den
Markt. Der Preisdruck kam, dass wir dann gesagt haben: Uns hat’s dort unten so gut
gefallen, da können wir was anderes machen.
Eva
Ja, und dann haben wir uns irgendwann gedacht: Warum warten? Noch sind wir in einem
Alter, wo man noch mal was Neues anfangen kann, und da haben wir das in Angriff
genommen.
Off
Eva gibt ihre Tierheilpraxis auf, Uwe sein Computergeschäft. Das Geld reicht aus, um in
einer Ferienanlage bei Alicante diese Wohnung zu kaufen.
75 m 2 für vier Leute. Immerhin eine sichere Bleibe für den Anfang. Die Knells wollen
beruflich durchstarten und bald ein größeres Haus kaufen, doch das wollen sie schon
lange.
Eva
Na ja, jetzt behelfen wir uns nun ein paar Jahre hiermit, suchen aber immer noch weiter.
Und ich denke, irgendwann werden wir auch das Passende finden, wo wir ein bisschen
mehr Platz haben und nicht mehr so behelfsmäßig leben, wie wir hier im Moment leben
müssen, notgedrungen. Und ich denke, das wird schon noch was.
Off
Mit dieser Einstellung hatten die Eltern auch ihre vier Kinder von ihren Auswanderplänen
überzeugen wollen. Am Anfang gehen nur die damals siebenjährige Yvonne und die
zwölfjährige Denise mit – mit ganz unterschiedlichen Erwartungen an ein neues, fremdes
Zuhause.
Yvonne Ich fand das eigentlich schon cool, weil ... irgendwie war das halt schön, weil ... als wir hier
Ferien gemacht haben, da war das halt auch sehr, sehr schön.
Uwe
Bei Yvonne kann ich mich noch ganz genau dran erinnern, dass sie sagte: „Also, einmal
müssen wir noch nach Hause, ich muss meine Spielsachen und meine Katze mitnehmen,
und dann können wir runter.“ Das war kein Problem.
Denise Bei mir war es schwieriger …
Uwe
Ja bei dir war ... ja, gut, aber so ...
Denise Ich hatte meine Freunde, ich hatte meine Schule, ich war noch klein, und ich war erst
zwölfeinhalb, und da musste ich halt mit. Ich konnte mich ja nicht dagegen wehren. Aber na
ja.
Off
Ein gemütlicher Familienabend, fast wie in Deutschland. Nur ohne die beiden älteren
Geschwister, 20 und 22 Jahre alt. Eine Tochter lebt in Bielefeld, der Sohn in der Nähe.
Eva spricht gut Spanisch, als sie vor sieben Jahren auswandert, beste Voraussetzung, um
auf den Ämtern zurechtzukommen. Doch die Anmeldung von Wohnsitz, Auto und Firma
macht das Land zum Behördenalbtraum. Alles ist anders, und das fängt schon mit den
Öffnungszeiten an.
Eva
Da konnte ich dann schon nachvollziehen, was die Ausländer, also in Deutschland, erleben
müssen, denn für die ist es ja praktisch in Deutschland dasselbe, diese Rennerei von Amt
zu Amt, wie wir es hier machen mussten, weil wir nun hier die Ausländer waren.
Off
Auch Evas Töchter sind nun Ausländerinnen. Yvonne besucht die zehnte Klasse einer
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weiterführenden Schule. Die Sprache ist kein Problem. Das war vor sieben Jahren ganz
anders.
Yvonne Ich kannte hier keinen und ich konnte auch gar kein Spanisch, und da waren so viele
Kinder und alle sprechen halt in Spanisch und ich war halt so die einzige Deutsche
sozusagen. Ja, und ich war heulend bei meiner ... bei meiner Mama, ich war halt so fest bei
ihr und ich wollte gar nicht in der Schule rein.
Off
Yvonne gewöhnt sich schnell ein, findet Freunde und wird in drei Jahren ihr Abitur machen.
Eva hat auch ein bisschen Glück: Sie findet einen Job als Hausmeisterin und darf die
schönen Häuser von Deutschen pflegen, die sich einen Zweitwohnsitz an Spaniens
Sonnenküste leisten. Die 52-Jährige empfindet keinen Neid. Sie ist eine Frau, die
anpacken kann und sich durchbeißen will.
Eva
Es ist durchaus möglich, dass man in seinem Beruf praktisch hier gar nicht arbeiten kann,
weil es nicht gebraucht wird.
Off
Uwe findet in seinem alten Job als Computerfachmann kein Auskommen. Sein
handwerkliches Geschick nutzt er und dient sich als „Mann für alle Fälle" an. (Uwe auf der
Straße: „... Einer muss es ja reingelegt haben und wissen wo. ...") Uwes Kundschaft sind
deutsche Dauerurlauber, denn er selbst spricht immer noch kein Spanisch. (Uwe auf der
Straße: „Was ist das denn da? ...")
Die Geschäfte im Baugewerbe laufen für die Knells schleppend. Eva und ihr Mann geben
nicht auf, sie haben ständig neue Ideen, um den Lebensunterhalt für ihre Familie zu
sichern. Neben der Verwaltung von Ferienhäusern hat Eva kürzlich einen kleinen Vertrieb
mit spanischen Spezialitäten begonnen.
Geschenkt wird ihnen hier nichts, aber dieses Land ist ihr Zuhause. Was Eva wirklich fehlt,
ist ihre große Tochter und ihr einziges Enkelkind. Doch Eva hat auch schon einen Plan, wie
sie die in ihre neue Heimat locken will.
Wenn Janine ihre Eltern in Spanien besucht, müssen die Knells in ihrer 75-Quadratmeter-
Wohnung noch enger zusammenrücken. Die Abstellkammer wird dann zum Schlafraum für
Enkel Giacomo. (Janine: „ ... und die Strümpfe und ein Unterhemd.“)
Die 30-Jährige sieht ihre Eltern höchstens zwei Mal im Jahr. Heute will sie schon wieder
abreisen. Mutter Eva wird bei dem Gedanken das Herz genauso schwer wie ihrer ältesten
Tochter.
Vor Janines Abreise haben die Eltern eine Überraschung geplant: einen
Besichtigungstermin mit einem deutschen Immobilienmakler. Die Knells träumen seit
Jahren davon, in ein größeres Haus zu ziehen. Jetzt, nach sieben Jahren harter Arbeit,
könnten sie sich das leisten. Ein Traum ginge nicht nur mit dieser kleinen Finca in
Erfüllung, sondern erst recht, wenn ihre älteste Tochter nach Spanien käme und mit
einziehen würde.
Eva
Für mich wäre das Schönste, wenn die ganze Familie hier wäre, und unsere Tochter eben
mit dem Kleinen auch noch herkommt und ihrem Freund vielleicht. Kannst du dir denn
vorstellen, hier so mit einzuziehen, so mal von Deutschland nach hier rüberzukommen?
Janine Ich geh’ nicht alleine mit Giacomo hierher.
Uwe
Musst mal mit ... Musst mal mit deinem ... mit deiner besseren Hälfte absprechen, was die
dazu meint, der muss das ja auch erst mal kennenlernen, der kennt das ja noch gar nicht.
Janine Wir kommen im nächsten Jahr runter ...
Uwe
... Aber ich denke, aufstocken wäre ...
Janine ... machen erst mal Urlaub und dann gucken wir uns das mal an.
Uwe
Aufstocken wäre hier nicht das Problem, weil das Dach muss eh gemacht werden und
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wenn wir das Dach runterreißen, kann man’s gleich so machen, dass man aufstockt.
Off
Wieder einmal ein Überzeugungsversuch, mit dem Eva ihre Tochter nach Deutschland
entlassen muss.
Janine Tschüs, meine Mami, Nervensäge, olle Meckerziege. ...
Off
Familie Knells ist vor sieben Jahren in einem neuen Leben in Spanien angekommen. Sie
wollen hier ihren Lebensabend verbringen, auch wenn es nicht einfach sein wird.
Yvonne Urlaub in Deutschland – ja. Aber leben ...
Janine Aber nicht da wohnen wieder.
Marcel Ja, so für 'ne Woche, ne? Und dann wieder schnell zurück.
Janine Ja. Es ist viel zu kalt.
Kapitel 2
Was man mit dem Körper sagen kann
Off
Kommunikation durch Bewegung – die Sprache des Körpers zur Kunst erhoben im
Tanz. Tango – ein ritualisiertes Spiel mit den großen Gefühlen. Mit Liebe, Leidenschaft,
Sehnsucht und Verweigerung. Der Tango ist nur ein Beispiel. Körpersprache zeigt
unsere innere Haltung, unsere Gefühle. Durch Körpersprache können sich Menschen
aufeinander einstimmen. Denn zur Kommunikation gehören mindestens zwei.
Wir denken selten darüber nach, aber jedes Fußballspiel beweist: Die Anwesenheit
anderer, gleichgestimmter Menschen verstärkt unsere Emotionen auf erstaunliche
Weise – bis zur Extase. Kann man Gefühle also durch Körpersprache übertragen?
Prof. Bauer Wir wissen aus der neurobiologischen Forschung, dass das, was ein Mensch mit
einem anderen Menschen macht, nicht nur daraus besteht – aus den rein objektiven
Handlungen –, sondern dass die Bedeutung, die Haltung, die Gefühle, mit denen ein
Mensch auf den andern Menschen zugeht, sich auf diesen anderen Menschen
übertragen.
Off
Klar ist: Gefühle müssen wir nicht intellektuell analysieren. Wir verstehen sie in
Echtzeit, durch Körpersprache, intuitiv.
Körpersprache besteht aus drei Elementen: Mimik, Gestik und Haltung.
Mimik: Hochgezogene Augenbrauen symbolisieren Interesse, Erstaunen,
zusammengezogene Augenbrauen Zweifel.
Die Gestik verrät den Kommunikationsstil. Er will anderen zeigen, wo's langgeht. ...
Dieser Mensch ist offen für Vorschläge, das sehen wir bereits an seinen offenen
Händen. ... Große Bewegungen, das wirkt überheblich.
Körpersprache informiert, hinterlässt Eindruck. Ist Körpersprache angeboren oder
erlernt? Die Antwort: sowohl als auch. Es gibt angeborene Körpersprache, z. B.
Lachen. Ein ziemlich komplizierter Vorgang: Bis zu 43 unserer etwa 500 Muskeln
werden dabei aktiv. Wut ist anstrengender: 54 Muskeln werden dafür benötigt.
Diese Varianten der Körpersprache verstehen alle Menschen. Sie gehören zur
biologischen Grundausstattung. Die Körpersprache für Angst teilen wir sogar mit
hochentwickelten Affen.
Zur angeborenen Mimik gehören auch Ekel oder Abscheu, denn die Mimik entsteht
durch die Verengung der Nasenkanäle, eine Reaktion auf Gestank.
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Aspekte Band 2
Klar ist aber auch: Das meiste ist nicht angeboren, denn der Mensch erlernt
Körpersprache und Sprache durch Nachahmen. Körpersprache ist also doch eher
Kultur als Natur.
Off
Dass Körpersprache überwiegend kulturabhängig ist, kann zu Missverständnissen
führen. Einen Fremden zu berühren ist in westlichen Ländern ein Zeichen von
Sympathie, in Japan eine grobe Unhöflichkeit. Und dieses Lächeln bedeutet nicht wie
bei uns freundliche Ermunterung, sondern Verlegenheit.
Off
Die erste Begegnung – ritualisierte Körpersprache. Wir stehen auf Armlänge
auseinander – außerhalb der Schlagreichweite. Das Handschütteln beweist: Man ist
unbewaffnet, ballt keine Faust zum Angriff.
Off
Auch in der Medizin ist die richtige Körpersprache von Bedeutung. Das vertrauliche
Gespräch zwischen Arzt und Patient ist ritualisierte Kommunikation und extrem wichtig.
Wenn der Patient die falschen Signale bekommt, wird er sich dem Arzt gegenüber nicht
öffnen.
Dieser Arzt nimmt keinen Blickkontakt auf, reagiert nicht auf den Patienten. Dieser wird
immer distanzierter. Der Blick über die Brille wird als zweifelnde Ablehnung
missverstanden. Beine übereinander geschlagen – eine Abwehrgeste. Handfläche
nach unten beim Überreichen wirkt negativ. Dieses Gespräch ist bereits jetzt beendet,
auch wenn der Arzt noch weiterredet.
Diese Geste ist der krönende Abschluss eines verunglückten Gesprächs, bei dem
kaum vertrauliche Informationen geflossen sind. Dieser Patient hat kein Zutrauen
gefasst, der Arzt wenig über ihn erfahren.
Das positive Gegenbeispiel: eine freundliche Begrüßung. Der Arzt setzt die Brille ab,
sucht Blickkontakt. Der erste Eindruck entscheidet. Der vorgelehnte Oberkörper des
Arztes signalisiert Interesse, Aufmerksamkeit. Seine Körpersprache ist lebendig, der
Patient steigt in das Gespräch ein. Der Patient spiegelt dieses Vorlehnen – ein
Zeichen, dass die Kommunikation zwischen den beiden funktioniert. Aktives Zuhören
des Arztes, Beschwichtigung, nicht Ablehnung – man versteht die Geste. Dieser Arzt
weiß jetzt mehr über seinen Patienten. Körpersprache wirkt stärker als Worte.
Trotzdem gehört sie bisher leider nicht zur Ausbildung von Ärzten.
Off
Wie wichtig Körpersprache ist, hat dagegen die Wirtschaft längst erkannt. Manager
lassen sich häufig von Rhetoriktrainern ausbilden, um überzeugender zu wirken.
Körpersprache als Werkzeug für den Erfolg. Aber kann man tatsächlich lernen, mit
Körpersprache zu überzeugen?
Zienterra
Körpersprache ist erlernbar, Körpersprache ist erfühlbar, Körpersprache ist auch
trainierbar. Wenn der Mensch will, wenn es der Mensch auch sagt, mir soll's bewusster
werden, ich setz’ meine Hände nicht ein – es ist erlernbar ... alles, was wir wollen –
wenn wir motiviert sind –, können wir auch erlernen.
Off
Die Kursteilnehmer sollen beim Sprechen bewusst den Körper einsetzen. Dazu
animiert sie die Trainerin. Ihre Vorführung wirkt übertrieben, aber das ist Absicht.
Körper, die jahrzehntelang nicht richtig beim Sprechen mitbenutzt worden sind, können
nur mit einer Überdosis Theater wieder in Bewegung gebracht werden. Es geht darum,
Hemmungen abzubauen, Ausdrucksfähigkeit zurückzuerlangen.
Zienterra
Der Körper soll mit eingesetzt werden. Und viele wissen gar nicht mit ihren Händen
wohin. Als kleines Kind wird uns gesagt: „Spiel nicht mit deinen Händen und deinen
Füßen!" Also üben wir: „Ich fühl mich wohl, ich bin zufrieden, ich bin glücklich!" – etwas
marionettenhaft, aber erst mal, dass wir wieder üben, wo die Hände hingehören, für die
Körpermotorik, für den Ausdruck. (Teilnehmer im Kurs: „Ich fühl’ mich wohl!“ Zienterra:
„Ja, wieder zurück.“ Teilnehmer: „Ich bin zufrieden!“ Zienterra: „Ja.“ Teilnehmer: „Ich
bin glücklich!“ Zienterra: „Jawohl, schön! Ja!“)
Off
Selbstbeeinflussung durch Körpersprache – funktioniert sie wirklich?
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