Carlos Castaneda - Das Rad der Zeit (2001).pdf

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»Ohne das Bewusstsein vom Tode ist alles gewöhnlich, banal. Nur deshalb, weil der
Tod uns umschleicht, ist die Welt ein unergründliches Mysterium.« (Don Juan
Matus)
Carlos Castaneda
Das Rad der Zeit
Wenige Monate vor seinem Tod hat der bekannte Ethnologe und Anthropologe
Carlos Castaneda zentrale Gedanken aus der schamanistischen Vorstellungswelt der
Yaqui-Indianer Mexikos zu Leben, Tod und Universum zusammengetragen. Dabei
handelt es sich überwiegend um Zitate aus den zahlreichen Büchern, die er während
und nach seiner Lehrzeit bei dem legendären Zauberer Don Juan Matus geschrieben
hat. Castaneda hat sie für diese Ausgabe um persönliche Kommentare angereichert.
Das Vermächtnis
des Don Juan
Carlos Castaneda , Anthropologe und Ethnologe, der sich der Lebens- und
Denkweise der alten Indianerkultur der Tolteken verschrieben hat, ist mit seinen
zahlreichen, seit Anfang der siebziger Jahre erschienenen Büchern um die Gestalt
des schamanistischen Lehrmeisters Don Juan Matus zum Kultautor geworden.
Castaneda starb im April 1998.
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Aus dem Amerikanischen von Thomas Lindquist
Unsere Adresse im Internet: www.fischer-tb.de
Fischer
Taschenbuch
Verlag
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Inhalt
Einleitung ...................................
7
Zitate aus Die Lehren des Don Juan ..............
15
Kommentar...............................
26
Zitate aus Eine andere Wirklichkeit ...............
29
Kommentar ...............................
66
Zitate aus Reise nach Ixtlan .....................
71
Kommentar ...............................
103
Zitate aus Der Ring der Kraft ....................
107
Kommentar ...............................
149
Deutsche Erstausgabe
Veröffentlicht im Fischer Taschenbuch Verlag GmbH,
Frankfurt am Main, Mai 2001
Die amerikanische Originalausgabe erschien 1998 unter dem Titel
>The Wheel of Time: The Shamans of Ancient Mexico, Their Thoughts
about Life, Death and the Universe< bei LA Eidolona Press, Los Angeles.
© 1998 by Laugan Productions
Für die deutsche Ausgabe:
© 2001 Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Satz: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin
Druck und Bindung: Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
ISBN 3-596-14590-2
Zitate aus Der zweite Ring der Kraft ..............
153
Kommentar ...............................
173
Zitate aus Die Kunst des Pirschens ...............
177
Kommentar ...............................
210
Zitate aus Das Feuer von innen ..................
215
Kommentar ...............................
238
Zitate aus Die Kraft der Stille ...................
241
Kommentar ...............................
273
Einleitung
Diese besonders ausgesuchten Zitate wurden aus den ersten acht
Büchern übernommen, die ich über die Welt der Schamanen des alten
Mexiko geschrieben habe. Die Zitate stammen aus dem unmittelbaren
Zusammenhang der Erklärungen, die mir, dem Anthropologen, von
meinem Lehrer und Mentor Don Juan Matus gegeben wurden, einem
yaqui-indianischen Schamanen aus Mexiko. Er gehörte einer
Traditionslinie von Schamanen an, die ihren Ursprung bis auf
Schamanen zurückführte, die in alten Zeiten in Mexiko lebten. Mit
größter Eindringlichkeit führte mich Don Juan Matus in seine Welt
ein, die natürlich die Welt jener Schamanen aus alter Zeit war. Don
Juan war also in einer Schlüsselposition. Er wusste von der Existenz
einer anderen Sphäre der Wirklichkeit, einer Sphäre, die weder
Illusion noch Produkt einer überbordenden Phantasie war. Für Don
Juan und seine anderen Schamanengefährten - es waren fünfzehn an
der Zahl -war die Welt der alten Schamanen absolut real und von
höchstem pragmatischem Wert.
Angefangen hatte meine Arbeit an diesem Buch als der ganz schlichte
Versuch, eine Auswahl von Skizzen, Aussprüchen und Gedanken aus
der Überlieferung dieser Schamanen zusammenzustellen, die das
Interesse wecken und zum Nachdenken anregen sollte. Nachdem die
Arbeit Fortschritte machte, trat ein unvorhersehbarer
Richtungswandel ein: Ich erkannte, dass die Zitate selbst von einer
außerordentlichen Stoßkraft erfüllt waren. Sie enthüllten eine
verborgene Gedankenkette, die mir vorher nicht einsichtig gewesen
war. Sie deuteten in die Richtung, die Don Juans Erklärungen in den
8 Einleitung
dreizehn Jahren, die ich als Schüler unter seiner Führung verbrachte,
genommen hatten.
Besser als jede begriffliche Darstellung machten die Zitate eine
überraschende, unbeirrbare Methode sichtbar, die Don Juan bei mir
angewandt hatte, um meinen Eintritt in seine Welt zu fördern und zu
erleichtern. Jenseits aller Vermutung wurde mir klar, dass Don Juan,
wenn er diese Methode anwandte, selbst auf gleiche Weise von
seinem Lehrer in die Welt der Schamanen befördert worden sein
musste. Don Juan Matus' Methode war sein absichtliches Bemühen,
mich in ein - wie er sagte - anderes kognitives System hineinzuziehen.
Unter kognitivem System verstand er das, was üblicherweise als
Kognition definiert wird: »Jene Vorgänge, die für das alltägliche
Bewusstsein verantwortlich sind; Vorgänge wie Erinnerung,
Erfahrung, Wahrnehmung und der kundige Gebrauch einer
vorgegebenen Syntax. « Don Juan behauptete, dass die Schamanen
des alten Mexiko tatsächlich ein anderes kognitives System als jenes
der gewöhnlichen Menschen gehabt hätten.
Gemäß aller Logik und Vernunft, die mir als einem Studenten der
Sozialwissenschaft zur Verfügung standen, musste ich seine
Feststellung zurückweisen. Immer wieder hielt ich Don Juan vor, was
er da behaupte, sei doch grotesk. Allenfalls hielt ich es für geistige
Verirrung.
Dreizehn Jahre harter Arbeit von seiner wie meiner Seite waren nötig,
um mein Vertrauen in das normale Erkenntnissystem, das uns die uns
umgebende Welt verständlich macht, zu erschüttern. Diese Taktik
versetzte mich in einen ganz sonderbaren Zustand — einen Zustand
quasi des Misstrauens gegen die sonst stillschweigende Akzeptanz der
kognitiven Vorgänge unserer Alltagswelt.
Nach dreizehn Jahren schwerer Anfechtung musste ich wider Willen
erkennen, dass Don Juan Matus tatsächlich von einem anderen
Standpunkt ausging. Also mussten die Schamanen des alten Mexiko
ein anderes kognitives System gehabt ha-
Einleitung 9
ben. Dies zugeben zu müssen traf mich im Innersten. Ich fühlte mich
wie ein Verräter. Mir war, als äußerte ich die schrecklichste Häresie.
Als er merkte, dass er meinen ärgsten Widerstand überwunden hatte,
hämmerte mir Don Juan seine Auffassung ein, so tief und so gründlich
es eben ging, und ich musste ohne Vorbehalt zugeben, dass
schamanistische Praktiker, in ihrer Welt der Schamanen, die Welt
unter Gesichtspunkten beurteilten, die mit unseren begrifflichen
Mitteln nicht zu beschreiben waren. Zum Beispiel nahmen sie Energie
wahr, die frei im Universum fließt - Energie, frei von den Bindungen
der Sozialisation und der Syntax, reine pulsierende Energie. Dies
nannten sie den Akt des Sehens.
Don Juans erstes Ziel war, mir zu helfen, Energie zu sehen, wie sie im
Universum fließt. In der Welt der Schamanen ist solches Wahrnehmen
von Energie der erste obligatorische Schritt zu einer umfassenderen,
freieren Auffassung eines anderen kognitiven Systems. Um bei mir
eine Reaktion wie das Sehen hervorzurufen, arbeitete Don Juan auch
mit anderen sonderbaren Elementen der Kognition. Eines der
wichtigsten dieser Elemente nannte er die Rekapitulation, die aus
einer systematischen Überprüfung des eigenen Lebens bestand,
Abschnitt für Abschnitt, eine Prüfung, die nicht im Sinn der Kritik
oder Suche nach Fehlern stattfand, sondern im Sinne eines Bemühens,
das eigene Leben zu verstehen und dessen Verlauf zu ändern. Don
Juan behauptete, dass es für den schamanistischen Praktiker, sobald er
sein Leben auf abgelöste Weise betrachtet, wie die Rekapitulation sie
verlangt, keinen Rückweg mehr in dieses selbe Leben gibt. Energie im
Universum fließen zu sehen bedeutete für Don Juan die Fähigkeit,
einen Menschen als leuchtendes Ei oder leuchtende Energie-Kugel zu
sehen und in dieser leuchtenden Energie-Kugel gewisse Merkmale zu
erkennen, die allen Menschen gemeinsam sind, wie etwa einen Punkt
strahlender Leuchtkraft in der ohnehin leuchtenden Energie-Kugel.
Die
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