McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02 - Die Macht des Eisplaneten.pdf

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Anne McCaffrey & Elizabeth Scarborough
Die Macht des Eisplaneten
Petaybee – 02
Die Ureinwohner von Petaybee, dem Eisplaneten, behaupten, daß ihre Welt lebt und
ein Bewußtsein hat. Doch niemand glaubt ihnen – auch wenn die Veränderungen,
die mit dem Planeten vor sich gehen, wissenschaftlich unerklärbar sind. Als von der
interplanetaren Firma Integral beschlossen wird, die wertvollen Rohstoffe Petaybees
auszubeuten, wendet sich Yanaba Maddock, Ex-Agentin der Gesellschaft, gegen
ihre früheren Arbeitgeber. Und sie hat alle Hände voll zu tun, um Integral davon
abzuhalten, den Eisplaneten auszubeuten, ihn zu verwunden oder gar zu töten – sein
Herz zum Stillstand zu bringen.
Der aufregende zweite Teil einer wahrhaft ökologischen SF-Trilogie von zwei
vielfach preisgekrönten Autorinnen.
© Copyright 1994 by Anne McCaffrey and Elizabeth Ann Scarborough
Deutsche Lizenzausgabe 1995
Bastei-Verlag
Originaltitel: Power Lines
ISBN 3-404-24.203-3
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Dieses Buch ist zwei pelzigen Gentlemen von großer Würde und
Tapferkeit gewidmet, die uns beiden, jeder auf seine Weise, und auf
verschiedenen Kontinenten eine Menge bedeutet haben:
Mr. Peaches & Simon Big-Paws
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1. KAPITEL
Die Raumstation bebte noch immer gelegentlich, als wollte sie
jedermann daran erinnern, daß der Planet Petaybee alles andere als
befriedet war. Die Reiter aus dem Dorf Kilcoole hatten sich an die
bewaldeten Wege gehalten, die dem dampfenden, frisch aufgetauten
Fluß am fernsten waren, der inzwischen nur noch von einer dünnen
Eisschicht eingerahmt wurde wie die Salzkruste auf einem Glasrand.
Im Laufe ihrer Reise hatte der Planet mehrmals gebebt und sich
verschoben, als wollte er sie an die Dringlichkeit ihrer Mission
gemahnen, doch inzwischen hatten die Bewohner von Petaybee die
neue Stimmung ihres Planeten mit Gelassenheit hinzunehmen gelernt.
Majorin a. D. Yanaba Maddock vom Intergal Firmenkorps – nun ja,
eigentlich nur so gut wie ›außer Dienst‹ – ließ den Blick über die
Gesichter ihres Liebhabers und ihrer neuen Freunde und Nachbarn
schweifen. Sie waren alle glücklich und erwartungsfroh zugleich, als
sie vor dem Gebäude des Hauptquartiers der Raumstation absaßen.
Clodagh Senungatuk, Kilcooles Heilerin und Informationszentrum in
einer Person, klopfte ihre geschlitzten Röcke ab, während ihr
Lockenfell ausdruckslos beobachtete, wie ganze Wölkchen seiner
frischverlorenen Winterfellhaare durch die für die Jahreszeit viel zu
warme Luft stoben.
Sinead Shongili, die Schwester von Yanas Geliebtem, Sean, half
gerade Aisling, Clodaghs Schwester, aus dem Sattel, während Buneka
Rourke die Zügel der Pferde ihres Onkels Seamus und ihrer Tante
Moira hielt, als diese absaßen. Der zerwühlte Matsch, aus dem die
Straßen der Raumbasis bestanden, war von Steinen und Brettern und
Metallstücken übersät, die als Trittsteine dienten. Die Petaybeeaner
hüpften von einer behelfsmäßigen Trittplatte zur nächsten, um in das
Gebäude zu gelangen.
Alle setzen sie größte Hoffnungen in diese Zusammenkunft, dachte
Yana beinahe irritiert. Sie selbst verabscheute Besprechungen. So war
es schon immer gewesen. Meistens kam dabei nicht mehr heraus, als
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man auch mit einem zweisekündigen Funkstoß hätte abhandeln
können. Die reine Zeitverschwendung. Sie atmete tief durch und
steckte säuberlich die Hemdzipfel der Uniformbluse weg, die, dem
Rat von Dr. Whittaker Fiske zufolge, bei dieser besonderen
Gelegenheit politisch betrachtet wohl taktvollste Bekleidung
darstellte. Obwohl sie eigentlich parteiisch war, war Yana bei dieser
Zusammenkunft die neutralste Teilnehmerin. Während die
Gesellschaft, mit der sie hier eintraf, deutlich zeigte, wo ihr Herz
schlug, würde Yanas Uniform die Chefs an ihre langjährige
Verbindung zur Intergal erinnern.
Sean Shongili, der ihre Angespanntheit spürte, hob kurz die Hand,
um ihr den Nacken zu massieren, worauf sie ihm ein nervöses Lächeln
gewährte. Als Chefgenetiker für diesen Teil des Planeten nahm Sean
unter den Abgeordneten von Petaybee eine Schlüsselstellung ein. Er
und die anderen Mitglieder schienen zu glauben, daß es geradezu
vorherbestimmt sei, daß die Firmenleute zur Vernunft kommen und
die Bedürfnisse und Anforderungen ihres Planeten sowie seiner
Bewohner anerkennen würden. Sean, der trotz seines Berufs
ebensowenig mit der Rolle eines werdenden Elternteils vertraut war
wie Yana, hatte bereits die Vermutung geäußert, daß ihr Lampenfieber
zumindest teilweise hormonellen Ursprungs sein müsse. Zwar irrte er
sich, doch da er auf dem Planeten geboren und aufgewachsen war,
konnte Yana kaum von ihm erwarten, daß er es verstehen würde.
Die Bewohner Petaybees pflegten nur zusammenzukommen, um
sich und einander zu unterhalten oder um ein Problem zu besprechen
und einen Konsens für seine Lösung herzustellen. Bei den
Firmenkonferenzen hingegen handelte es sich meist um reine
Machtspiele, bei denen die anstehenden Probleme weniger wichtig
waren als die Frage, wer schließlich seine Auffassung durchsetzte.
Andererseits hatte Yana noch nie an einer Konferenz teilgenommen,
bei der es um das Überleben eines intelligenten, empfindungsfähigen
Planeten und seiner Bewohner ging.
Sie tat zwei weitere tiefe Atemzüge, dann folgte sie Sean ins
Gebäude und begab sich mit ihm zum Konferenzzimmer. Als die
Petaybeeaner zusammen mit Yana eintraten, stand Dr. Whittaker
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Fiske auf, was die anderen wartenden Honoratioren dazu zwang, es
ihm gleichzutun. Man hatte hier die von den Erdbeben verursachten
Risse wieder versiegelt. Die Bildschirme an den Wänden hingen zwar
noch immer etwas schräg in ihren Halterungen, waren aber
funktionstüchig. Es waren nicht genügend Sitzplätze für alle
geladenen Petaybeeaner vorhanden, doch die wichtigsten Mitspieler
konnten um den wunderschönen Tisch Platz nehmen, eine Handarbeit
aus einheimischen Hölzern.
Als offizieller Vorsitzender saß Whittaker Fiske zusammen mit
seinem Sohn, Hauptmann Torkel Fiske, in der Mitte. Yana, Sean
Shongili, Clodagh und die petaybeeanischen Überlebenden der letzten
glücklosen Erkundungsmission saßen links von den Fiskes; Francisco
und Diego Metaxos sowie Steve Margolies saßen zu ihrer Rechten,
zusammen mit verschiedenen anderen Würdenträgern der Firma.
Letztere machten einen sehr viel verwirrteren Eindruck als die Gruppe
der Petaybeeaner, die allesamt optimistische Entschlossenheit
ausstrahlten.
Eine knappe halbe Stunde später – die Funkverbindung zur Zentrale
der Intergal auf der Erde war hergestellt worden – war der
Optimismus in manchen Mienen der Abscheu und Bestürzung über
die Unvernunft gewisser Firmenvertreter gewichen.
»Und Sie besitzen wirklich die unglaubliche Frechheit«, erklärte
soeben der Platzhirsch des Hauptbildschirms, Farringer Ball, seines
Zeichens Generalsekretär des Aufsichtsrats der Intergal, »mir
mitzuteilen, daß der Planet uns diese Forderungen vorträgt?« Sein
rundliches, fleischiges Gesicht hatte eine rötliche Orangefärbung
angenommen.
Yana dachte darüber nach, daß diese Farbe wohl von einer
fehlerhaften Verbindung oder von gestörten Bauteilen des Bildschirms
selbst herrühren müßte. Kein Menschenfleisch konnte eine solche
Tönung annehmen.
»Ja, Ferrie, genau das will ich damit sagen«, erwiderte Whittaker
Fiske und lächelte dabei sanft, wie ein gütiger Vater mit einem
ungezogenen Kind. »Und ich besitze Beweise genug dafür, daß ich
tatsächlich noch alle Tassen im Schrank habe, daß meine Schaltungen
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