Cayla Kluver – Alera 01 – Geliebter Feind.rtf

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Geliebter Feind

 


              Cayla Kluver

             

              Geliebter Feind

              Aus dem Amerikanischen
von Henriette Zeltner

              Piper München Zürich

 

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              Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe

              1. Auflage 2010

              ISBN 978-3-492-95122-7

              © Cayla Kluver 2009

              Copyright der deutschsprachigen Ausgabe:

              © Piper Verlag GmbH, München 2010

              Umschlagkonzeption: semper smile, München

              Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München

              Umschlagabbildungen: Mélanie Delon/Repr. by Norma

              Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

 


              Ich widme dieses Buch meiner Mom, Nina und Grandma Frances, die jede Seite davon genossen hätte.

 

 

 


INHALT

 

 

 

              Prolog

 

              1. Die erste Wahl

 

              2. Eine unerfreuliche Begegnung

 

              3. Enttarnte Feinde

 

              4. Drohender Verrat

 

              5. Heimlichkeiten mit Steldor

 

              6. Geheimnisse und Offenbarungen

 

              7. Keine Erklärung

 

              8. Teegeplauder

 

              9. Ein guter Fang

 

              10. Heimliches Treffen

 

              11. Von den Toten auferstanden

 

              12. Das Picknick

 

              13. Im Saal der Würdenträger

 

              14. Konfrontation

 

              15. Rätsel

 

              16. Unwillkommene Anträge

 

              17. Missetaten und erfolgreiche Missionen

 

              18. Selbstverteidigung

 

              19. Alles sehen, alles sagen

 

              20. Niemals unbewaffnet

 

              21. Eine Kette und ein Tanz

 

              22. Zwei Herzen in einer Brust

 

              23. Die Legende vom blutenden Mond

 

              24. Der Schaukampf

 

              25. Es ist schwer, König zu sein

 

              26. Feinde von außen, Feinde von innen

 

              27. Eine Geschichtslektion

 

              28. Schreckliche Weihnachten

 

              29. Eine Spur von den Cokyriern

 

              30. Drastische Maßnahmen

 

              31. Ein unerwarteter Verbündeter

 

              32. Das Ultimatum

 

              33. Mit diesem Ring

 

              34. Wünsche

 

             

 

 

              Dank

 

 


PROLOG

 

 

 

              Der erste Junge verschwand am Tag seiner Geburt. In einer Nacht, in der sich der blassgelbe Mond am Firmament rot färbte und den ganzen Himmel mit der grausigen Farbe von Blut überzog. In derselben Nacht, in der das Königreich Cokyri unvermittelt seine erbarmungslosen Angriffe einstellte.

              Im Lande Hytanica verschwanden indessen aus den Dörfern weitere kleine Jungen. Der König schenkte dem törichterweise keine Beachtung und suchte nach keiner Erklärung. Aus Angst, Cokyri würde das brutale Gemetzel fortsetzen, kümmerte er sich vornehmlich um die Erneuerung der Verteidigungsanlagen seines Reiches. Er war erst gezwungen, davon die gebotene Notiz zu nehmen, als schließlich auch Kinder innerhalb der Stadtmauern verschwanden. Man stellte die genaue Zahl der Vermissten fest, doch bevor Gegenmaßnahmen beschlossen waren, hörten die Entführungen so plötzlich auf, wie sie begonnen hatten. Das letzte hytanische Kind, das plötzlich wie vom Erdboden verschluckt war, war der neugeborene Sohn eines reichen Barons und seiner Gemahlin.

              Eine Woche später, der blutende Mond war bereits im Abnehmen begriffen, fand man die verwesten Leichen der Kinder vor den Stadttoren. Die letzte Rache des schlimmsten Feindes, den Hytanica je gekannt hatte. Trauernde Eltern trugen die sterblichen Überreste ihrer Söhne fort, doch ein Rätsel sollte für viele Jahre ungelöst bleiben: Neunundvierzig Babys waren entführt, doch es waren nur achtundvierzig Leichen zurückgebracht worden.

              Niemand wusste, warum die Cokyrier sich aus dem Land zurückgezogen hatten und es ihnen nicht gelungen war, Hytanica und sein Volk zu zerstören. Im Kampf und strategisch waren die Cokyrier den Hytaniern überlegen. Außerdem scherten sie sich im Krieg um keinerlei Ehrenkodex. Dennoch war Hytanica nicht gefallen. Manche glaubten, der Feind hätte aus Resignation aufgegeben, nachdem er dem Sieg mehrmals ganz nahe gewesen war. Andere meinten, die Herrscher von Cokyri hätten endlich Hytanicas Gründung akzeptiert.

              Der Sage nach soll der erste König von Hytanica, als er nach Möglichkeiten suchte, sein neues Reich zu schützen, von seinen Priestern den Rat bekommen haben, mit dem Opfer von unschuldigem königlichem Blut den Boden zu weihen und sein Land damit unbesiegbar zu machen. Nach langen Seelenqualen soll dieser König seinen eigenen kleinen Sohn getötet und sein geliebtes Volk mit Tropfen von seinem Blut an allen Grenzen des Landes für immer geschützt haben.

              Ich selbst kam kurz vor Ende des Krieges zur Welt, als Kronprinzessin Hytanicas. Nachdem mein Volk sich im lang ersehnten Frieden eingerichtet und Normalität eingekehrt war, wurde ich den Menschen präsentiert. Ich wuchs in einer Freiheit zu einer jungen Frau heran, die die kriegsgeplagten Generationen vor mir nie gekannt hatten. Doch alles Schöne geht einmal zu Ende, und genau hier setzt meine Geschichte ein.

 


1. DIE ERSTE WAHL

 

 

 

              »Ich fürchte, ich muss mich übergeben.«

              Ich lief vor dem kalten Kamin auf und ab, der fast eine ganze Wand meines Salons einnahm, und verschränkte die Arme. Meine jüngere Schwester, Prinzessin Miranna, hatte sich in ihre Gemächer zurückgezogen, nachdem sie mich umarmt und mir versichert hatte, ich würde einen wundervollen Abend verbringen. Hübsch und rosig mit ihren gerade mal fünfzehn Jahren und den erdbeerblonden Locken, die ihr bis auf den Rücken hinabfluteten, war sie in den Mann, den ich an jenem Abend zum Essen treffen sollte, viel verliebter als ich. Zweifellos hatten Gerüchte von einer Romanze sie dazu bewogen, meine Kammerfrau fortzuschicken, sodass sie selbst mir zur Hand gehen konnte. Das grau schimmernde Kleid und das kostbare silberne Medaillon waren Mirannas Idee gewesen. Mein Haar, das mir sonst bis über die Schultern fiel, hatte sie zu einem lockeren Knoten aufgesteckt und nur ein paar feine Strähnen herausgezupft, die meine ebenmäßigen Züge etwas weicher erscheinen ließen. Jetzt wartete nur noch London, mein Leibwächter und Angehöriger der königlichen Elitegarde, mit mir in dem prachtvoll eingerichteten Zimmer.

              »Du wirst dich nicht übergeben, Alera. Versuch doch, dich zu entspannen«, riet London mir und hob belustigt eine Augenbraue. Er trat an das Sofa, nahm eines meiner Bücher vom Beistelltisch und blätterte abwesend darin.

              »Wie soll ich überhaupt einen Bissen zu mir nehmen?«, fragte ich mit einer Stimme, die in meinen eigenen Ohren schrill klang. »Ich glaube nicht, dass ich das durchstehe.«

              »Alles wird gut. Er ist doch nur ein weiterer Verehrer, und wie alle anderen muss er dich beeindrucken, nicht umgekehrt. Aber ganz nebenbei, soweit ich das beurteilen kann, hast du ohnehin kein Interesse an ihm, also begreife ich gar nicht, warum du so außer dir bist.«

              »Du verstehst das nicht«, erwiderte ich aufbrausend. »Wenn der heutige Abend unerfreulich verläuft, wird Vater schrecklich enttäuscht sein.«

              »Nun, falls du nicht vorhast, Steldor zu heiraten, wird dein Vater ohnehin über kurz oder lang enttäuscht sein.«

              Ich unterbrach mein Auf-und-ab-Laufen und schaute London ins Gesicht. Er hatte das Buch zurück auf den Tisch gelegt und lehnte mit vor seiner kräftigen Brust verschränkten Armen an der mit einer Tapisserie bespannten Wand neben der Tür. Widerspenstige silberne Locken fielen ihm in die Stirn und bildeten einen scharfen Kontrast zu seinen tiefliegenden indigofarbenen Augen, die in Erwartung einer Antwort auf mich gerichtet waren.

              »Ich kann ihn nun mal nicht ausstehen! Wie soll ich da einen ganzen Abend mit ihm verbringen?«

              »Es ist doch nur ein einziger Abend. Den wirst du schon überstehen.« London zögerte, dann fügte er noch hinzu: »Ich hoffe natürlich, dass du das romantische Zusammentreffen nach dem Essen fortsetzen wirst – das Wetter ist schließlich ideal für einen Mondscheinspaziergang durch den Garten.«

              »Das wird er doch wohl nicht von mir erwarten, London?« Obwohl ich wusste, dass London mich nur neckte, konnte ich einer so schrecklichen Aussicht nichts Lustiges abgewinnen. Sofort versuchte er, die neue Sorge, die ich mir wegen seiner Bemerkung machte, zu zerstreuen.

              »Falls er dergleichen im Sinn hat, sagst du ihm einfach, du würdest dich nicht wohlfühlen und sofort in deine Gemächer zurückkehren wollen. Dagegen kann er nichts einwenden.«

              Ich sank auf einen der reich verzierten Lehnsessel nah am Kamin, vergrub den Kopf in meinen Händen und stöhnte. Mein Vater, König Adrik, hatte dieses Abendessen für mich und Lord Steldor arrangiert, da er den jungen Mann als meinen zukünftigen Gemahl favorisierte. Er vertraute Steldor und hielt ihn unter allen Männern seines Reiches für den besten Nachfolger. Als Thronerbin hatte ich meine Heirat nur darauf auszurichten, denn nicht ich, sondern mein Ehemann würde Hytanica regieren.

              Selbst ich musste zugeben, dass Steldor die erste Wahl war. Der Sohn von Cannan, dem Hauptmann der Elitegarde, war dreieinhalb Jahre älter als ich und ein Jahr zuvor, mit gerade einmal neunzehn, Kommandant geworden. Er war charmant, klug, stark, ausgesprochen gut aussehend, nur war er mir leider von dem Moment an, als wir uns das erste Mal gesehen hatten, unsympathisch.

              Lautes Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken, während London auf den Flur trat, um mit dem Diener zu sprechen, den man geschickt hatte, mich zu holen.

              »Wir sollten uns auf den Weg machen«, sagte er, als er zurück ins Zimmer kam. »Steldor ist eingetroffen und erwartet dich in der Großen Halle.«

              London hielt mir die Tür auf und begleitete mich durch die Flure im zweiten Stock des Schlosses zum privaten Treppenaufgang meiner Familie im hinteren Teil des Palastes. Außer meinen Gemächern, denen meiner Schwester und meiner Eltern umfasste die Residenz noch eine Bibliothek, ein Esszimmer für die Familie, eine Küche und ein Studierzimmer, das auch als Salon diente. Der königliche Ballsaal und der Speisesaal des Königs wurden als einzige Räumlichkeiten im zweiten Stock für offizielle Anlässe genutzt.

              Wir stiegen die Wendeltreppe hinunter, und London bot mir seinen Arm an, um mich durch den von Laternen erleuchteten Gang zum Haupteingang des Palastes zu begleiten. Dabei schenkte ich den kostbaren Tapisserien, die die Wände schmückten, kaum einen Blick, denn meine Aufmerksamkeit galt Steldor, der mich am Ende des Ganges erwartete. Er stützte sich lässig mit der Linken an die Wand, während er mit der Rechten beständig und geschickt einen Dolch in die Luft warf und wieder auffing. Er hatte offensichtlich die für die Augen der Betrachter ansprechendste Haltung eingenommen.

              »Viel Vergnügen«, sagte London und blieb auf halber Strecke stehen, da Steldor mich bereits entdeckt hatte.

              »Du bleibst doch in der Nähe?«, fragte ich mit leicht zitternder Stimme.

              »Sicher, denn ich möchte wetten, dass du heute mehr Schutz benötigst als bei den meisten anderen Anlässen. Außerdem wäre ich ja sonst ein ziemlich miserabler Chaperon. Aber natürlich werde ich versuchen, euch zwei Turteltäubchen nicht zu stören.«

              »Nur zu, amüsier dich ruhig weiter auf meine Kosten«, klagte ich und hielt den Blick fest auf Steldor gerichtet, der inwischen den Dolch in die Scheide zurückgesteckt hatte, die sich in einem seiner kniehohen schwarzen Stiefel befand. Er kam mir entgegen.

              »Ganz im Vertrauen«, flüsterte London mir zu, »ich bleibe nur zurück, damit ich ihn nicht an deiner statt umbringe.«

              Der plötzliche Stimmungsumschwung meines Leibwächters verwunderte mich, aber ich hatte keine Gelegenheit mehr, darauf einzugehen, da mein attraktiver Tischherr nahte. Steldor war zwar legerer gekleidet als üblich, in ein weißes Hemd mit dunkelgrauer Weste, die an den Schultern rot abgesetzt war, doch bei seiner Statur wirkte jegliche Kleidung elegant. Er war groß, breitschultrig und muskulös. Sein dunkelbraunes, fast schwarzes Haar fiel exakt bis zu seinen ausgeprägten Wangenknochen. Die von pechschwarzen Wimpern gesäumten Augen strahlten in einem dunklen Braun und ließen die meisten jungen Mädchen schwindelig werden. Sein unwiderstehliches Lächeln brachte gerade, blendend weiße Zähne zum Vorschein. Ich erschauderte, als mir klar wurde, dass wir heute nicht nur hinsichtlich unseres Typs, sondern auch was unser Gewand anging, das perfekte Paar abgaben.

              »Meine Dame«, grüßte Steldor mich mit Verbeugung und Handkuss. Nachdem er mich wohlwollend gemustert hatte, fügte er hinzu: »Erlaubt mir, Euch ins Speisezimmer zu geleiten.«

              Mit einem missbilligenden Blick auf meinen Leibwächter zog Steldor mich an seine Seite. Londons Haltung drückte unmissverständlich aus, wie ernst er seine Pflichten nahm. Während Steldor mich durch den Gang führte, weckten die aus der Küche dringenden verführerischen Düfte meinen Appetit. Zumindest würde ich an diesem Abend ein köstliches Mahl serviert bekommen, tröstete ich mich.

              Das Speisezimmer im ersten Stock war für intimere Gesellschaften gedacht. Es gab zwei identische Marmorkamine zu beiden Seiten und dazwischen einen rechteckigen Tisch, an dem etwa fünfundvierzig Gäste Platz fanden. Darüber hingen dreistöckige Kronleuchter mit Kerzen, zusätzlich säumten Öllaternen in regelmäßigen Abständen die Wände. Man hatte für uns einen kleinen runden Tisch mit weißer Leinendecke vor dem Erkerfenster mit Blick auf den Westhof des Palastes gedeckt. Zwei flackernde Kerzen sorgten für eine dezente Beleuchtung, denn die Strahlen der soeben untergehenden Sonne drangen nur noch schwach durch die Fensterscheiben. Ich setzte mich Steldor gegenüber, der mir sogleich ein Glas Wein anbot, das ich mit leichtem Zittern entgegennahm. Dabei verlangte mich nach Wein ungefähr ebenso wie nach dem Mann, der mir den Kelch reichte.

              »Ich muss sagen«, stellte Steldor fest, »Ihr seid heute Abend außergewöhnlich schön, Alera.«

              Dann schwieg er, wie um mir Gelegenheit zu einem ähnlichen Kompliment zu geben. Da dieses jedoch ausblieb, setzte er ein freches Grinsen auf.

              »Ich bin es ja gewohnt, dass sich die Damen hübsch kleiden, wenn sie mich begleiten, doch nur wenige gehen so weit, ihre Kleidung sogar auf die meine abzustimmen.«

              Ich erblasste bei dieser Unterstellung, doch er fuhr fort, bevor ich eine angemessen scharfe Entgegnung formulieren konnte.

              »Ihr scheint ein wenig überwältigt … Das mag am Hunger liegen, wenngleich ich oft diese Wirkung auf Frauen habe. Das Essen wird Euch vielleicht stärken.« Er bedeutete einem Diener mit einem Wink, mit dem Servieren unseres Mahls zu beginnen. »Das lässt Euch dann vielleicht auch Eure Sprache wiederfinden.«

              Ich starrte den Mann an, den mein Vater sich als meinen Bräutigam wünschte, und fühlte mich unfähig, mit seiner übertriebenen Vertraulichkeit umzugehen. Das Erscheinen der Diener mit Platten voller Gemüse, einer Auswahl an warmem Brot sowie eines gebratenen Huhns enthob mich der Pflicht, Steldor eine Antwort zu geben.

              Steldor nickte knapp, um die Dienerschaft zu entlassen, dann zerteilte er den noch brutzelnden Kapaun und legte uns beiden davon vor. Ein paar Minuten lang aßen wir schweigend, wobei es mir schwerfiel, mit Genuss zuzugreifen, da seine Augen schamlos auf mich gerichtet blieben.

              »Ich hoffe, wir werden noch sehr viel Zeit miteinander verbringen«, sagte er schließlich in bewährtem honigsüßem Ton. Seine Stimme war samtweich, doch es gelang ihm nicht ganz, den gelangweilten Unterton darin zu verbergen. »Obwohl ich Euch natürlich warnen muss, weil meine militärischen Verpflichtungen mich sehr beanspruchen. Allerdings bin ich auf ein solches Leben bestens vorbereitet. Als ich die Kadettenschule besuchte, beharrten meine Ausbilder darauf, dass ich nicht nur der Beste meines Jahrgangs, sondern vielleicht sogar in der Geschichte der Akademie sei. Ich war zwar nicht der Größte meiner Klasse, doch der bei Weitem Talentierteste. Wie Ihr sicher bereits wisst, staunte jeder über meine Fortschritte, und so durfte ich die Ausbildung ein Jahr früher als üblich abschließen.«

              Er schob seinen Teller ein Stück von sich, damit er seinen linken Unterarm lässig auf der Tischkante ablegen konnte.

              »Nach fünfzehn Monaten als Fußsoldat begann ich mit der Offiziersausbildung und wurde der jüngste Kommandant in der Geschichte Hytanicas. Doch trotz der Anforderungen, die mein hoher Rang an mich stellt, finde ich noch Zeit, beim Training der Kadetten im Faustkampf mitzuwirken. Die Ausbilder an der Militärakademie halten nach wie vor große Stücke auf mich und begrüßen meine Mithilfe sehr.«

              Während er sprach, wurde mir bewusst, dass ich seinen Gesten mehr Aufmerksamkeit schenkte als seinen Worten, denn diese kleinen Bewegungen waren so fließend, dass sie wie einstudiert wirkten. Als er seine Mahlzeit beendet hatte, lehnte er sich in seinem Sessel zurück, ließ den Wein in seinem Kelch kreisen und gab erneut eine perfekte Figur ab.

              »Dabei habe ich nicht einmal irgendetwas Besonderes getan, um solche Bewunderung zu ernten«, fuhr er munter fort, während sich eine gewisse Herablassung in seine Stimme schlich. »Ich wurde einfach mit beneidenswerten Talenten geboren. So war es nur natürlich, dass ich zum Besten avancierte. Das versteht Ihr doch sicher, Alera? Bei Euch ist es ja nicht anders.«

              »Wieso sollte das bei mir nicht anders sein?«, sagte ich, von seiner Arroganz doch zu einer Entgegnung getrieben.

              ...

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